Freitag, 20. Dezember 2019
Eine Session (4)
Ich trinke aus und nicke ihr zu:
„Wir müssen los!“
Wir gehen zum Bussteig auf dem Vorplatz des Bahnhofs, wo in diesem Moment gerade der Bus vorfährt. Ich zahle die beiden Passagen zum Stadtrand und kurz darauf geht es los.
Unterwegs frage ich Ilona:
„Ist es eigentlich das Petplay, das du dir vorgestellt hast? Du warst all die Zeit in dieser Richtung ziemlich wortkarg…“
Sie wendet den Kopf und schaut mich an:
„Peter, ich habe seit vier Jahren Erfahrungen in SM gemacht. Immer fühlte ich mich danach ziemlich leer.
Natürlich lag das an den Kerlen, die behaupten dominant zu sein.
Dann hörte ich vom Petplay, aber aus der SM-Ecke heraus: Nackt-Pet, Käfig, als Demütigung auf allen Vieren krabbeln und aus dem Napf essen.
Du hast mir ein anderes Petplay vorgestellt. Ich habe mich informiert. Ja, es gibt eine ganze Menge Leute, die Petplay asexuell spielen. Meine erste Idee dazu: Was bringt denen das denn? Dann habe ich verschiedene Leute ange-schrieben. Sie berichteten alle das Gleiche: Es bringt Spaß und nachher bist du total entspannt. Das möchte ich erleben. Verstehst du?“
Ich lächele froh und bestätige ihr:
„Das Gefühl kann ich dir vermitteln!“
Kurz darauf erreicht der Bus die Haltestelle, an der wir aussteigen. Ilona schaut mich fragend an:
„Was passiert jetzt?“
„Ein Anfänger-Equipment findest du in jedem Tierzubehör-Geschäft. Es ist natürlich nichts Besonderes, aber es reicht um in den Petspace zu kommen, wie man dazu sagt,“ erkläre ich ihr. „Komm, wir gehen als Erstes zum Raiffeisen. Auf dem Weg dahin holen wir deinen Zimmerschlüssel. Danach gehen wir zu mir nachhause, oder magst du in irgendeinem Restaurant etwas essen?“
Sie schaut mich milde lächelnd an und meint:
„Du bist sehr fürsorglich! Ich bekomme heute Abend von dir etwas in den Napf…“
Zurücklächelnd antworte ich:
„Ich bin, was ich bin, Ilona. Ein fürsorglicher Owner, der sich um das Wohl seiner Doggie kümmert. – Okay, dann los!“
Wir gehen zwischen zwei Supermärkten hindurch zu der Parallelstraße und haben bald die Gaststätte erreicht. Dort übernehme ich den Zimmerschlüssel mit einem schweren Anhänger und gebe ihn gleich an Ilona weiter. Die Kellnerin erklärt ihr, welcher der beiden Schlüssel am Ring für die Haustür und welcher für die Zimmertür ist.
Anschließend folgen wir dem Straßenverlauf und erreichen Raiffeisen. Drinnen führe ich Ilona an das Regal mit den Halsbändern und frage sie, welche Farbe ihr gefällt und ob es Leder sein muss oder erst etwas textilenes sein darf.
Sie schaut sich mehrere an und nimmt schließlich ein verstellbares aus rotem Textil. Nun schaut sie mich an und fragt:
„Steht mir das? Und… Brauchst du keine Leine?“
„Alles, was dir gefällt, steht dir, Ilona,“ versuche ich, ihr zu schmeicheln, denn ich fühle mich erleichtert. „Wenn du meinst, wir sollten heute schon die Leinenführigkeit proben, nehme ich auch eine dazu passende Leine. Aber wenn du dir aus dem Internet ein schöneres Lederhalsband oder gar ein Geschirr bestellen möchtest, können wir auch die dazu passende Leine später aus-suchen.“
„Warum ein Geschirr?“ fragt sie mich.
„Nun,“ sage ich. „Solltest du ziehen, gibt das bei einem Halsband blaue Flecken am Hals. Bei einem Geschirr klickt man die Leine in einen Ring zwischen den Schulterblättern. Da dient das Halsband mit einem Namensschildchen nur als Schmuck. Da gibt es sogar welche aus Edelstahl, die du ständig tragen kannst, weil sie wie Halsschmuck aussehen…“
„Oh,“ macht Ilona, und fragt:
„Was brauchen wir noch?“
„Etwas Hundespielzeug,“ antworte ich und gehe zum benachbarten Regal. „Schau hier den Knotenball, den Kunststoffknochen, und – magst du ein Kuscheltier?“
„Ist das nicht zu kitschig?“ kommt von ihr zurück.
„Na gut, dann kein Kuscheltier,“ antworte ich mit breitem Grinsen.
Wir gehen nun zur Kasse und verlassen danach den Laden.
Fünf Minuten später öffne ich meine Wohnungstür und lasse Ilona hinein. Hinter ihr schließe ich die Tür und hänge meine Jacke an den Garderoben-haken. Ihre Jacke findet daneben ihren Platz. Anschließend zeige ich ihr das Bad und gehen ins Wohnzimmer.
„Und jetzt?“ fragt sie.
Ich lächele sie an und frage zurück:
„Wonach steht dir der Sinn? Hast du noch Fragen auf der Zunge oder möchtest du gleich spielen?“