Samstag, 28. Dezember 2019
Eine Session (8)
Bei mir angekommen macht sie SITZ und schaut mich auffordernd an. Ich lächele und lobe sie:
„Gutes Mädchen! Das war noch nicht perfekt, aber das muss es zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht sein.“
Ich stehe auf und Ilona weicht einen Schritt zurück. Dabei sinkt sie wieder auf Hände und Knie. Meinen Kopf schüttelnd sage ich mit sanfter Stimme zu ihr:
„Komm wieder hoch wie eben!“
Sie stellt sich nun wieder auf Hände und Fußballen, bis sie den Druck meiner Hand auf ihrem Hintern spürt.
„Hinten nicht höher als vorne!“ weise ich sie an. „Die Beine also nicht durch-drücken. Wenn es zu anstrengend wird, geh sofort wieder in die SITZ-Position! Du musst nicht andauernd auf den Fußballen stehen! Nur laufen!“
Sie macht, was ich sage, und ich gebe ihr dafür wieder ein Leckerlie. Ilona lächelt mich an. Ich nehme nun den Knotenball und zeige ihn ihr. Dabei sage ich schmunzelnd:
„Ein echter Hund würde jetzt erwartungsvoll hecheln und schwanzwedelnd zu mir aufschauen, dabei fast in SITZ-Position runtergehen. Einen Schwanz hast du nicht, aber auch einigen Hunderassen fehlt er. Ersatzweise käme jetzt hüft-wackeln infrage…“
Sie schaut mich fragend an und probiert die Geste der freudigen Erwartung. Ich meine dazu:
„Okay, so in etwa sähe das aus. – Eine andere Geste, die Spielverbeugung, gebrauchst du, wenn du mich oder andere Hunde zum Mitspielen auffordern möchtest – oder einem fremden Hund signalisieren möchtest ‚Ich bin harmlos! Ich will nur spielen.‘ Dazu beugst du die Ellbogen und kommst so mit den Schultern tiefer als deine Hüften. Wenn du dabei einen zerrenden Schmerz im Oberschenkel oder der Wade spürst, war das für dich jetzt zu tief! Dann wieder etwas höher.“
Nun geht sie mit ihren Schultern bis fast zu meinen Knöcheln hinunter. Ich lasse den Knotenball auf sie zu rollen und meine:
„Machen wir ruhig kurz ein Ballspiel. Bei der ersten Geste, die freudige Erwartung, bist du in der passiven Rolle. Bei der zweiten Geste, der Spielver-beugung, hast du die aktive Rolle inne. Während des Ballspiels, wenn du den Ball führst, richte dich nach deinem Gefühl: Spiel entweder alleine mit dem Ball, trag ihn weg, oder gib ihm einen Schubs in meine Richtung. Lass deine Gefühle deine Handlung bestimmen!“
Unschlüssig schubst sie den Ball zwischen den Vorderpfoten hin und her. Danach beugt sie sich zum Ball hinunter, nimmt ihn mit den Zähnen auf und trägt ihn hinter die Couch. Ich grinse und sage nun:
„Ja! Mehr davon! Mehr eigenständige Handlungen! Du bist doch kein Roboter, der nur auf Kommando reagiert, sondern ein fühlendes Lebewesen.“
Während ich das sage, hat Ilona die Couch umrundet. Sie schaut mich prüfend an und springt, als ich geendet habe auf die Couch. Dabei lässt sie den Knoten-ball ins Sitzpolster fallen. Nun ziehe ich die Augenbrauen hoch, nehme den Ball und sage lächelnd:
„Aber vorsichtig, mein Mädchen! Du bist schließlich ein großer Hund, und die Couch kein Trampolin! Die Couch sollte dabei möglichst nicht kaputtgehen.“
Ich lasse den Ball zu Boden fallen, und gebe ihm einen Tritt, weg von der Couch.
„HOL!“ kommt mein nächstes Kommando. „Hol den Ball.“
Aber Ilona legt sich auf der Couch ab und schaut mich von unten herauf an. Ich rutsche auf eine Ecke der Couch und spreche sie an:
„Ein echter Hund kommuniziert mit seinesgleichen und mit seinen Menschen über Gestik und Mimik. Je nach Situation kann die gleiche Geste eine andere ähnliche Bedeutung haben, wie eben die Spielverbeugung. Aber da gibt es noch mehr.“
Ich mache eine kurze Pause, in der ich sanft durch ihr Haar streichele. Dann rede ich weiter:
„Ein Welpe tritt seiner Mutter sanft gegen den Bauch, und das gerne mehr-mals, um den Milchfluss anzuregen. Diese Geste kennt auch der erwachsene Hund: So habe ich dir zum Beispiel gesagt, wenn du in deiner Rolle einmal zur Toilette musst, drück mit einer Pfote gegen die Tür. Dann weiß ich, dass du da durch möchtest. Wenn wir zum Beispiel eine Ruhepause einlegen, du liegst auf deiner Decke und ich lege mich auf die Couch, und du möchtest weitermachen, suchst Aufmerksamkeit, dann drückst du mit einer Pfote gegen mich, gerne mehrfach! Daraus hat sich übrigens auch das Kommando ‚GIB PFÖTCHEN‘ entwickelt. Bei Letzterem tust du, was gesagt wird. Bei Ersterem übernimmst du wieder die aktive Rolle und forderst mich auf, etwas für dich zu tun.“
Wieder lasse ich ihr Zeit meine Worte sacken zu lassen, bevor ich weiterrede:
„Wenn ein Hund einen Anderen mit den Augen fixiert, gilt das als Provokation. Das darf nur der rangmäßig Höherstehende, das ‚Alphatier‘. Ein Hund will aber nicht provozieren, sondern beschwichtigen. Also Anschauen, klar. Aber nicht fixieren, nicht starr ansehen – und dann noch in die Augen des Alphatieres oder Herrchens!“
Ich fühle, dass Ilona etwas auf der Zunge liegt. Also sage ich:
„Wenn du etwas sagen möchtest, dann heraus damit!“
„Wann beschwichtigt ein Hund eigentlich und womit sonst noch?“



Eine Session (7)
„Nun, dann schauen wir den Film und nachher oder morgen Vormittag sprechen wir darüber. Dabei kannst du gerne so nah liegenbleiben. Aber zuerst räume ich das Geschirr in die Küche und dann schalte ich den DVD-Player ein.“
Gesagt, getan. Ich erhebe mich und Ilona schaut mir aus ihrer Position hinterher.

*

Zurück im Wohnzimmer gehe ich an den Schrank und nehme die DVD „The Pet“ mit der Darstellerin Andrea Edmondson als Gigi heraus. Ich schalte TV und DVD-Player ein und schiebe die DVD in den Schacht. Danach setze ich mich wieder auf die Couch. Ilona schaut zu mir auf. Ich lächele sie an und sage:
„Mach es dir ruhig bequem! Lege vielleicht deinen Kopf auf meinen Oberschenkel, wenn du magst? Der Hund meiner Eltern hat das früher auch oft gemacht…“
Sie legt tatsächlich ihren Kopf seitlich auf meinen Oberschenkel und schaut zum TV. Den Film startend, erkläre ich:
„Die Handlung ist in ein Umfeld eingebettet, das ich ablehne. Es geht da um eine Global Slave Organisation und Organhandel. Aber wenn du nur das Petplay betrachtest, die Spielbeziehung zwischen Owner und Doggie, wird es sogar etwas romantisch. Schau einmal selbst!“
Sie nickt.
Der Film zeigt das angesprochene Umfeld. Dann kommt die Hauptdarstellerin ins Spiel.
„Siehst du, so ähnlich habe ich mir das erste Treffen vorgestellt: Ein Gespräch auf Augenhöhe im öffentlichen Raum…“
Im weiteren Verlauf zeigt der Film ein immer innigeres Verhältnis zwischen Gigi und Paul, ihrem ‚Owner‘. Ich lasse die Bilder sprechen. Als dann der Schluss näherkommt und sich der Kreis zu Global Slave Organisation schließt, muss ich doch wieder dazwischenreden:
„Der Schluss ist sehr unrealistisch! Er wirkt konstruiert. Dass jemand mit seiner Eigentumsmarke derart spielt, sie dabei verliert und nicht bemerkt, dass er nichts mehr zwischen den Fingern hat, ist für mich unvorstellbar…“
Als dann der Abspann läuft, schalte ich die Geräte über die Fernbedienung aus und bemerke dabei, dass Ilona mich anschaut. Ich nicke und frage sie:
„Hast du Gesprächsbedarf? Dann darfst du natürlich reden!“
„Du würdest mich auch branden, in einen Käfig sperren, weitergeben oder sogar verkaufen?“ fragt sie.
Ich schüttele den Kopf und lächele sie an.
„Nein, Ilona. Ich sagte ja, das Umfeld in dem die Handlung spielt, ist total unrealistisch. Das ist nur dem Geschäftssinn der Filmemacher geschuldet. Ein bisschen Grusel lässt die Leute ins Kino gehen… Blende das ruhig aus und betrachte nur das Petplay dazwischen. Darin erschließt sich einiges zwar auch wieder nur, wenn man an 24/7 denkt, nicht jedoch, wenn es sich nur um Sessions dreht.“
„Würdest du mich auch branden und in einen Käfig stecken?“ fragt sie jetzt.
Wieder schüttele ich den Kopf und antworte:
„Wenn du in einem Käfig am Besten entspannen kannst, keine Platzangst bekommst, könnte man darüber nachdenken. Ich kenne das nicht, dass ein Hund hinter Gittern gesteckt wird. Alle echten Hunde, die ich kennengelernt habe, durften sich frei bewegen!
Das Branden kommt für mich gar nicht in Frage! Allenfalls kann man über ein oder zwei Tattoos nachdenken. Beides sind für mich aber Überlegungen bei 24/7, nicht bei kurzen Sessions.“
„Gigi ist auf Händen und Knien gekrabbelt, aber auch oft auf zwei Beinen gelaufen!“ stellt sie fest.
„Zwei Gründe,“ beginne ich: „Der Film heißt ‚The Pet – Die Sklavin‘. Sie ist also eher ein Petslave als ein Pet. Eine Verbindung zum SM ist hier und da im Film offensichtlich. Zweitens: Auf Händen und Knien kannst du im Zimmer apportieren. Wenn wir das aber einmal draußen spielen, wärst du so zu langsam. Deshalb dann auf zwei Beinen.
Möglicherweise reißt dich das aber aus dem ‚Petspace‘. Da gibt es aber noch etwas anderes, womit du schneller bist!“
„Ja?“ Sie schaut mich fragend an und stemmt sich mit den Armen hoch.
Ich nehme mein Handy und zeige ihr ein paar Videosequenzen.
„Schau, da gibt es in Fernost und den USA ein Workout-Programm, das sich ‚Bear-Crawl‘ nennt. Dazu musst du die Knie vom Boden abheben.“
Ilona schaut sich an, was ich ihr zeige und meint dazu nur: „Hm…“
„Es dürfte ungewohnt sein,“ relativiere ich, „aber nichts klappt gleich von Anfang an! Probiere es halt mal und geh auf Hände und Knie zurück, um deine Beinmuskulatur auszuruhen, wenn es zu anstrengend wird. Es hat jedenfalls den Vorteil, dass du im ‚Petspace‘ bleibst.“
Sie nickt und meint nun:
„Ich muss mal…“
Ich zucke mit den Schultern und antworte:
„Dann geh erst einmal zur Toilette!“

*

Wenig später kommt sie wieder zurück ins Wohnzimmer. Ich höre, wie Ilona im Flur wieder auf alle Viere geht, nachdem sie die Badtür hinter sich geschlossen hat. Sie kommt auf Händen und Zehenballen zu mir, wie sie das vorhin in den Videosequenzen auf meinem Handy gesehen hat.