Freitag, 3. April 2020
Sarah, die Youtuberin (5)
Drei Wochen darauf fahre ich, Robert, wieder einmal zum Parkplatz der Waldarbeiter, mit einem Picknickkorb und meinem Laptop im Gepäck. Peter übermittelt mir übers Internet die Bewerbungen von 81 jungen Frauen im Alter von Zwanzig bis Dreißig Jahren aus aller Welt.
Ich antworte ihm, dass ich mir die Bewerbungen zuhause in Ruhe ansehen möchte und mich in den nächsten Tagen wieder melden werde.
Auf seine Frage nach dem Erfolg meiner Zeitungskampagne hier in Sieben-bürgen muss ich leider antworten, dass ich bisher keinen Erfolg gehabt habe. Ich frage ihn, ob er nicht auf Facebook in rumänischen oder direkt in siebenbürger Communities werben kann.
Danach fahre ich nachhause und beschäftige mich mit der Auswertung der Bewerbungen, die er mir geschickt hat. Dabei achte ich auf Bewerbungen von Frauen, die Deutsch oder Englisch sprechen und aus Europa kommen.
Sieben Frauen bleiben schließlich übrig, eine davon kommt sogar aus Siebenbürgen. Die Namen dieser Frauen sende ich ihm bei unserem nächsten Kontakt zurück. Er schreibt, dass er sich für ein gutes Dutzend Frauen entschieden hat. Eine Engländerin ist darunter, für die wir uns beide entschieden haben.
„Gut,“ schreibe ich ihm, „dann hätten wir zwei Frauen für das Casting in der Hotellounge in Hermannstadt. Wir müssen nur einen Termin finden, an dem beide gleichzeitig Zeit haben.“
„Den Flug bezahlst du?“ fragt er zurück.
Ich habe mir fast gedacht, dass die Sache einen Haken hat, und schreibe ihm:
„Nur ein Touristenticket! Holzklasse! Ja!“
An besagtem Termin kommt Peter in Begleitung zweier junger Deutscher im Flughafen an. Wir warten noch auf die Maschine aus London. Dann fahren wir zum Hotel. Zwei Stunden unterhalten wir uns über dies und das, dann kommt eine Handynachricht, dass die junge Frau aus Siebenbürgen im Hauptbahnhof eingetroffen ist. Ich schreibe ihr, dass sie ein Taxi zum Hotel nehmen soll. Zehn Minuten später steht sie in Begleitung eines Mannes vor mir. Es stellt sich heraus, dass es der Taxifahrer ist. Ich zahle dem Mann die Passage und beginne nun mit den Frauen über mein Filmprojekt zu reden.
Ich umreiße grob den Ablauf der Geschichte, wie ich sie mir vorstelle. Ob eine der vier Frauen Interesse hat, oder aber die Rolle ablehnt, lässt keine der Vier durchblicken. Sie wollen das Filmset besichtigen und dann im Hotel übernachten. Wir würden von ihnen später eine Zu- oder Absage erhalten, heißt es in der Runde.
Nun ist es heute zu spät, noch zu meinem Haus zu fahren. Also übernachten alle im Hotel und ich besorgen für den darauffolgenden Tag einen Kleinbus. Mit diesem Wagen sind wir am nächsten Tag gegen Mittag am Filmset angekommen. Ich führe sie herum, und danach essen wir gemeinsam im Gasthof des nahen Dorfes zu Mittag.
Anschließend geht es auch schon wieder zurück. Nach einer weiteren Nacht im Hotel fliegen die drei Frauen aus Deutschland und England wieder in ihre Heimat zurück. Auch Peter nimmt den Flieger zurück nach Deutschland. Ich bringe die einheimische junge Frau derweil zum Bahnhof. Unterwegs fragt sie mich über Petplay im Allgemeinen und mein Projekt im Besonderen aus.
Im Bahnhof angekommen, setzen wir uns deswegen auch noch in ein Café und ich gehe mit meinem Tablet auf die Seite der Petplayer-Community. Dort liest sie sich mein Profil genau durch und stellt Fragen dazu. Ich öffne ihr auch einige Konversationen, die ich mit anderen Petplayern bisher zum Thema geführt habe.
Danach schaut sie mir direkt in die Augen und fragt mich, ob ich nicht mit ihr zum Filmset zurückfahren könnte, damit sie dies und das einmal live ausprobieren kann. Erstaunt und erfreut über so viel Interesse sage ich zu.
Wir fahren also zurück zu meinem Haus im Wald, das wir gegen Mitternacht erreichen. Dort bereite ich für sie das Bett im Schlafzimmer vor und ziehe mit meiner Bettwäsche auf die Couch im Wohnzimmer um. Schließlich schlafen wir getrennt ein.

*

Am Morgen wache ich auf, weil ein feuchter Waschlappen durch mein Gesicht gezogen wird, wie ich im Halbschlaf annehme.
Ich öffne die Augen und mache eine schwache Abwehrbewegung mit der Hand, die aber gestoppt wird, weil sich irgendetwas über mir auf der Couch befindet. Es ist Sarah, die junge Siebenbürgerin, die ich gestern in meinem Haus aufgenommen habe. Sie steht vierbeinig über mir und beugt sich gerade wieder, spitzbübisch lächelnd, zu mir herunter, um mir über Wange und Nase zu lecken.
Jetzt, nachdem sie erkennt, dass ich wach bin, macht sie „Wuff!“, steigt von der Couch und läuft auf allen Vieren zur Küchentür. Dort dreht sie sich halb um und schaut zu mir zurück.
Ich habe mich aufgesetzt und trockne mein Gesicht an der Bettdecke. Dann stehe ich auf und gehe in die Küche, um das Feuer im Herd anzuzünden. Sarah hat mich durchgelassen und beobachtet interessiert mein Tun. Während ich noch Schlafanzug und Morgenmantel trage, hat sie inzwischen eine kurze Hose, Strümpfe, Schuhe und ein Tshirt angezogen. Auf allen Vieren krabbelt sie zum Küchenschrank und schaut von dort zu mir herüber. Wieder höre ich ein „Wuff!“
„Guud ass -Gut ists-!“ sage ich lächelnd. „Eisch maaren elo d’ähsn -Ich mache sofort das Essen-!“