Mittwoch, 29. April 2020
FLY, der Puppy (7)
„Ah, okay,“ meint Sascha.
„Noch etwas,“ setzt Peter nach. „Lycra ist ein textiler, atmungsaktiver Stoff. Beim Spiel in Leder- oder Latex-Outfits werdet ihr innen schweißnass!“
Er lässt den Ball jetzt zu Boden fallen und schiebt ihn mit dem Fuß in meine Richtung. Ich stoppe den Ball mit einer ‚Vorderpfote‘ und zeige die ‚Spiel mit mir‘-Geste, als ich mich nun zu ihm umwende. Dazu stelle ich die Schultern tiefer als mein Becken, indem ich die Ellbogen beuge.
Als sich mir nähert, um auf meine Spielaufforderung einzugehen, nehme ich den Ball schnell zwischen die Zähne und laufe weg. Irritiert bleibt er stehen und schaut zu Peter auf.
Ich presse ein „Wuff!“ zwischen den Zähnen heraus. Sascha schaut sich nach mir um. Inzwischen schaue ich zwischen zwei Sesseln hervor, was Sascha jetzt wohl unternimmt. Peter nickt Sascha aufmunternd zu. Danach läuft mir Sascha endlich nach. Es entwickelt sich eine kleine Verfolgungsjagd zwischen den Polstermöbeln, die ich nach einiger Zeit damit beende, dass ich ihm den Ball überlasse.
Durch diese Spielchen und den Pausen dazwischen, in denen Peter Sascha Hundekommandos beibringt, ist es Abend geworden. Ich habe Sascha schon gesagt, dass wir bei Peter übernachten können und erst am Folgetag nach-hause fahren. Peter klappt ein Gästebett auseinander und stellt es neben die Couch im Wohnzimmer. Beide werden als Betten für die Nacht frisch bezogen. Dann wünscht er uns eine ‚Gute Nacht‘ und zieht sich ins Schlafzimmer zurück.
Als wir alleine sind, frage ich Sascha:
„Na, habe ich gelogen? Peter ist mehr als doppelt so alt wie wir und hat dementsprechend Erfahrung, mit der er uns als human Doggies -menschliche Hunde- führen kann. Aber er nutzt seine Position nicht dazu aus, einen von uns sexuell zu bedrängen.
Ich durfte in der Vergangenheit auch schon einmal an seiner Seite auf der Couch liegen -da war sie ganz ausgefahren- und in der Mittagspause ausruhen, emotional ruhiger werden, bevor ich die Heimreise angetreten habe. Davor sind wir durch die Felder gejagt. Wir hatten einen Riesenspaß und ich war dementsprechend aufgeregt.“
„Das ist ungewöhnlich!“ antwortet Sascha leise. „Ist er überhaupt sexuell erregbar?“
„Er ist hetero,“ sage ich. „Hätte er Kontakt zu einer weiblichen Doggie, und es bestünde genügend Vertrauen und Zuneigung zueinander… Er hat mir da so einiges erzählt. Ich finde es schade, dass er keine Frau kennenlernt…!
„Keine?“ wirft er erstaunt dazwischen.
„Die haben wohl Angst, dass er so ist wie die Anderen und Petplay nur vorschiebt, um eine ins Bett zu bekommen…“ meine ich. „Er übernimmt eben gerne Verantwortung und kümmert sich um das Wohl seiner Doggie!“
Wir hängen noch eine Weile unseren Gedanken nach. Dann gleiten wir unmerklich ab in das Reich der Träume.

*

Am nächsten Morgen, einem Sonntag, stehe ich leise auf und mache das Frühstück. Die beiden Jungs liegen noch in ihren Träumen.
Nachdem ich alles bereit habe, stelle ich zwei Teller mit kleingeschnittenen belegten Brötchen auf den Boden neben mich und fülle Kaffee für sie in eine Flasche, wie sie Radrennfahrer während ihres Sports benutzen. Dann wecke ich die Beiden.
Es dauert etwas, bis sie wach sind.
„Geht ins Bad und kommt dann frühstücken,“ sage ich. „Es wird langsam Zeit, damit ihr euren Zug nicht verpasst!“
Ich setze mich an den Esstisch in der Küche und beginne mit dem Frühstück. Ein paar Minuten später gucken die Beiden zur Küchentür herein.
„Wo…?“ fragt Sascha mit gerunzelter Stirn.
Ich lächele ihn an und deute auf den Boden neben dem Tisch.
„Guten Morgen, Sascha! Euer Frühstück als Doggies habe ich euch hier bereitgestellt.“
„Auf allen Vieren…?“ kommt es erstaunt zurück.
„Und sorgfältig in Häppchen geschnitten, damit ihr es mit dem Mund aufnehmen könnt…“ ergänze ich ihn, weiterhin freundlich lächelnd mit einem Augenzwinkern.
Seufzend geht er auf alle Viere und macht die Tür für FLY frei. Er nähert sich einem Teller und beginnt zu essen. Nach dem anfänglichen Zögern kann man sehen, dass es ihm Spaß macht, in dieser Position zu frühstücken. Zwischendurch gebe ich beiden aus der vorbereiteten Flasche zu trinken. Schließlich sage ich:
„Es wird Zeit, dass wir uns auf den Weg machen! Der Bus ist gleich da.“
Wir ziehen uns unsere Jacken an und verlassen die Wohnung. Unterwegs im Bus zum Bahnhof frage ich Sascha:
„Welchen Eindruck hast du von dem Wochenende gewonnen?“
„Hm,“ macht er. „Ich weiß es nicht präzise zu beschreiben… Die beiden Tage haben mich stark beeindruckt. Ich glaube, ich könnte so etwas immer wieder einmal machen wollen.“
Dabei schaut er mich lauernd an. Ich muss grinsen.
„Ein Owner allein könnte manchmal mit zwei jungen ungestümen Doggies überfordert sein!“ antworte ich ihm. „Max ist als FLY ja schon länger bei mir. Natürlich kannst du ihn ab und zu begleiten. Besonders dann, wenn wir outdoor spielen können, ist Platz ja kein Problem. Wenn es kälter wird und wir unsere Aktivitäten nach drinnen verlegen müssen, ‚treten wir uns möglicherweise gegenseitig auf die Füße‘. Aber bis dahin vergeht noch etwas Zeit.
Geht doch zusammen auf den Stammtisch in eurer Nähe! Dort lernt ihr andere Petplayer kennen. Was ihr beachten müsst, will ich euch gerne sagen, euch coachen… Dann hättest du auch einen Owner über die Wintermonate und wenn es wieder wärmer wird -nächstes Jahr- treffen wir uns dann gerne zu Viert,“ biete ich ihm an, und ergänze: „Wir können dann auch gemeinsam zu Events fahren.“
„Das hört sich gut an,“ meint Sascha und schaut Max an. Dieser nickt ihm lächelnd zu.
Am Bahnhof verabschiede ich die Beiden und bin nun erst einmal wieder allein.