Giselle (19)
Eine ganze Weile verstreicht so, dann stehe ich auf, gehe in die Küche und mache uns den Nachmittagstee mit Rührkuchen. Heute nehme ich eine magenfreundliche, beruhigende Sorte Tee. Wir essen wieder gemeinsam, dann sage ich:
„Ich wiederhole eben sämtliche Kommandos, die ich dir bisher beigebracht habe.“
Gigi ist mir an die Sitzgruppe gefolgt und führt das ganze bisherige Programm auf Kommando vor. Mit der Ausführung der Hälfte der Kommandos bin ich nicht ganz zufrieden. Ich korrigiere sie und lasse sie wiederholen. Für das Kommando HOL habe ich wieder einen Waschhandschuh genommen und mit Gummis zu einem ‚Knochen’ geformt.
Ich spiele eine Weile mit ihr damit und lasse es zu, dass wir uns spielerisch darum streiten. Dann sage ich plötzlich AUS und zeige mit dem Zeigefinger auf den Boden vor ihr. Verblüfft lässt Gigi den ‚Knochen’ fallen und erhält dafür wieder einen Schokochip.
Ich wiederhole noch ein paar Kommandos, dann als Gigi den ‚Knochen’ wieder im Mund hat, kommt nochmals mein Kommando AUS. Sie erinnert sich sicher an unser Spiel um den ‚Knochen’ vorhin und gibt das Spielzeug nun nicht freiwillig her. Noch einmal sage ich AUS und zeige auf den Boden. Ihre Mundwinkel gehen weiter auseinander, die Augen blitzen und sie schüttelt den Kopf.
Nun nehme ich einen Schokochip und halte ihn ihr hin. Sie schüttelt wieder den Kopf, macht PLATZ und legt den inzwischen ziemlich feuchten Waschhandschuh unter ihr Kinn. Ich nähere mich ihr, sage AUS und versuche den ‚Knochen’ unter ihrem Kinn hervor zu ziehen. Sie schnappt danach und läuft damit zu ihrem Kissen.
Ich lasse ihr also den Waschhandschuh, setze mich in einen Sessel und schaue im TV-Programm. Dann schalte ich das Fernsehen ein und beachte Gigi nicht weiter.
Bald wird es ihr wohl langweilig in ihrer Ecke neben dem Heizkamin. Sie erhebt sich und bringt mir den ‚Knochen’ mit traurigem Blick. Nun wende ich mich ihr zu und sage:
„Brav, GIGI!“
Zum Tausch gebe ich ihr einen Schokochip. Dann bringe ich den feuchten Lappen ins Bad und nehme einen Neuen, den ich wieder in eine Zimmerecke werfe. Diesmal klappt die Ausführung von HOL und AUS prompt.
Nun versuche ich noch etwas Neues. Ich sage PLATZ und lasse Gigi sich hinlegen. Sie schaut mich aufmerksam an. Dann nehme ich ein Schokochip und führe es an ihrem Kopf vorbei langsam über ihren Rücken in Richtung Po. Sie folgt meiner Bewegung durch Drehen ihres Kopfes. Dann reckt sie sich nach dem Leckerli und legt sich dabei auf die Seite.
Sobald sie auf der Seite liegt, sage ich laut MÜDE und gebe ihr den Schokochip. Dabei halte ich den linken Unterarm in einer Art, als wolle ich mit jemand ‚Armdrücken’ spielen und er hätte mich heruntergedrückt. Das wiederhole ich mehrfach. Ein paar Mal dreht sich Gigi nur halb um. Dann helfe ich mit der Hand nach, dass sie flach auf der Seite liegt.
Schließlich hat sie kapiert und zur Belohnung knuddele ich sie liebevoll.
Sie schaut mich fragend an und brummt etwas. Dabei zeigt sie auf ihren Mund.
„Du möchtest etwas sagen?“ frage ich. „Okay.“
„Diese Stellung durfte ich aber bisher auch schon selbständig einnehmen, wenn meine Gelenke in der PLATZ-Stellung einschlafen, hattest du anfangs mal gesagt!“ stellt sie fest.
Oh, das wusste sie noch? Ich werde ein bisschen stolz und bestätige es ihr:
„Richtig, GIGI. Das habe ich dir anfangs beim Kommando PLATZ als Eigenmächtigkeit erlaubt, wenn du das Kribbeln spürst, denn deine Blutzirkulation soll nicht unterbrochen werden. Wir haben es schließlich mit den Besonderheiten eines menschlichen Körpers zu tun. Aber es gibt auch Situationen, wo du sofort in die Seitenlage gehen sollst, zum Beispiel bei einem Arztbesuch oder so.“
„Erinnere mich bitte nicht daran…“ sagt sie mit einem in die Ferne gerichteten Blick.
„Och, soooo schlimm war der Arztbesuch doch gar nicht! Wenn wir ihn nun regelmäßig bei Unpässlichkeiten von dir aufsuchen, wird sein Untersuchungsprogramm sicher weniger umfangreich sein. Das war letztens eine Komplettuntersuchung wegen Erstkontakt. Übrigens, der Arzt ist von Haus aus pensionierter Tierarzt und SMler. Seine Sprechstundenhilfe ist gleichzeitig seine Sklavin…“ antworte ich ihr zwinkend.
Kurze Pause. Dann antwortet sie: „Oh.“
„Keine Sorge, Gigi!“ sage ich. „Menschen gehören zur Gattung der Säugetiere. Als ‚praktischer Arzt’ ist er also sozusagen vom Fach. Nebenbei hat er auch für Doggies inseriert. Er trainiert ebenfalls Kommandos und Hundeverhalten. Eines seiner Requisiten dürfte ein Zwinger sein, ein anderes Rohstock und Peitsche – er macht Dogplay aus der Ecke des SM heraus…“
„Oh…“ ist wieder alles, was sie dazu sagt.
Ich schaue zur Uhr und sage:
„Oh, ich denke, wir machen Schluss für heute. Morgen ist auch noch ein Tag!“
Ich räume Wohnzimmer und Küche auf und ziehe ich mich im Schlafzimmer aus. Meine Sachen lege ich auf den Hocker neben dem Kleiderschrank hinter die Zimmertür. Danach lege ich mich ins Bett und halte Gigi mit einem HOPP wieder die Decke hoch.
Sie ist mir gefolgt und hat mich die ganze Zeit beobachtet. Nun springt sie zu mir ins Bett, legt sich neben mich und räkelt sich wohlig an meiner Seite. Ich beginne sie von Kopf bis Fuß zu streicheln.
Schnell kann ich ihre Erregung regelrecht spüren. Ich bin – wie jedes Mal – sehr zärtlich mit ihr, dann fordernd und zum Schluss wieder sehr zärtlich. Gigi schläft selig in meinen Armen ein.
Am Morgen werde ich wach, weil sie mit den Vorder’pfoten‘ auf dem Bett gestützt, neben dem Bett steht. Sie hat sich zu mir heruntergebeugt und leckt mir mit ihrer Zunge über die Wange. Im Halbschlaf noch, versuche ich sie abzuwehren und die Wange trocken zu wischen. Da höre ich ein kurzes BOW. Ich öffne blinzelnd meine Augen. Sie geht vom Bett herunter zur Tür, um nach wenigen Schritten wieder umzudrehen. Dabei macht sie ein verkniffenes Gesicht. Es dauert zwei Sekunden bis ich realisiert habe, dass etwas los sein muss.