Nicci (7)
Ich habe gedacht, Peter bringt die Sprache gleich auf das Petplay und teilt das Wochenende in verschiedene Trainingseinheiten auf. Wir haben uns schließlich auf eine Probesession geeinigt für dieses Wochenende.
„Und eine Tierhandlung, die nicht nur Futter, sondern auch Accessoires anbietet?“ setzt er nach.
„Da gibt es zwei in einem nahen Einkaufszentrum,“ erkläre ich ihm ernüchtert.
„Okay,“ antwortet er mir. „Hättest du Lust, mit mir in das Erlebnisbad zu gehen – nur eine Stunde oder so! Und nachher mit mir durch das Einkaufszentrum zu schlendern. Die Tierhandlungen zu besuchen und anschließend bei Kaffee und Kuchen in einem Cafe dort zu entspannen, bevor wir dann wieder zuhause sind?“
„Joah,“ dehne ich und schaue Peter prüfend an.
„Dann los!“ sagt er lächelnd. „Hol dir deine Badesachen.“
Wenig später sitzen wir nebeneinander in seinem Auto und ich zeige Peter den Weg zum Erlebnisbad. Er parkt auf dem weitläufigen Parkplatz daneben, dann gehen wir hinein. Bald darauf treffen wir uns an einem der Becken und gehen gemeinsam ins Wasser. Nach drei Stufen beginnt es knietief und erreicht zum gegenüberliegenden Beckenrand ein Meter sechzig Tiefe. Dort hängen durchsichtige Kunststoffbahnen von der Decke, durch die man in den Außenbereich kommt.
Als das Wasser meine Hüfte erreicht, stoße ich mich vom Boden ab und schwimme zum gegenüberliegenden Rand. Dort halte ich mich fest, drehe mich und suche auf dem Wasser nach Peter. Ich bemerke, dass er mir folgt, indem er durch das Wasser geht. Bald schauen nur noch sein Kopf und die Schultern über die Wasseroberfläche. Ich schwimme zu ihm zurück. Wo er steht, bekomme ich keinen Bodenkontakt mehr, als ich wassertretend auf der Stelle verharre.
„Komm,“ fordere ich ihn auf. „Magst du nicht schwimmen?“
Er schüttelt kurz den Kopf und antwortet mir lächelnd:
„Ich kann nicht schwimmen. Mein Schwimmlehrer damals in der Grundschule ist an mir verzweifelt und hat sich dann um meine Klassenkameraden gekümmert. Aber wie du siehst, habe ich keine Angst vor Wasser.“
„Aber wieso?“ frage ich schweratmend und wassertretend zurück.
„Ich weiß es auch nicht,“ antwortet er, verlegen lächelnd. „Liege ich auf diesem Schwimmbrett und bewege nur die Arme oder nur die Beine, wie der Schwimmlehrer es sagt, dann klappt es. Danach hat der Schwimmlehrer mir seine Hand unter den Bauch gehalten und mich aufgefordert, Arm- und Beinbewegungen gleichzeitig zu machen – und schon ging es abwärts, als der Schwimmlehrer die Hand wegzog. Wahrscheinlich hatte ich nicht den richtigen Rhythmus und während die Armbewegungen Vortrieb erzeugten, holte ich die Beine nach vorn und der Vortrieb war weg? Wie dem auch sei: So geht es auch.
Warum ich mit dir jetzt ins Schwimmbad gegangen bin, hat den Grund: Du sollst Spaß haben und dabei Vertrauen zu mir aufbauen. Ein echter Hund funktioniert auch nicht ‚auf Knopfdruck‘ wie ein Roboter. Er ist ein Lebewesen mit Gefühlen. Als solches wird ihm auch gelegentlich der Schalk im Nacken sitzen und sein Alphatier oder sein Herrchen necken. Es liegt am Herrchen, wie weit er solch ‚ungezogenes Verhalten‘ zulässt – und ich bin da sehr offen.“
„‘Sehr offen‘ heißt, du lässt es zu, wenn ich dich in der Rolle respektlos behandele?“ frage ich ungläubig zurück. Wieder ein Mosaiksteinchen, das ihn weniger dominant erscheinen lässt, als ich mir Dominanz vorstelle, nach dem was ich im Netz erlebe.
Er zwinkert und antwortet:
„Jedenfalls solange, bis ich dem Treiben durch ein Kommando ein Ende bereite!“
Ich schwimme nun in weiten Zügen in die runde Aussparung, in der Querdüsen einen Wirbel erzeugen und lasse mich ein paar Runden herumtragen. Hier ist das Wasser niedrig und eine gemauerte Sitzbank ermöglicht das ‚Karussellfahren‘ im Sitzen. Inzwischen hat Peter mich erreicht und lässt sich neben mir im Kreis herumwirbeln. Wir lächeln uns an und ich lehne mich an ihn. Er umfasst daraufhin meine Schultern.
Nach einigen Minuten steht er wieder auf und verlässt den Strudel.
„Hunde,“ sagt er, „bewegen sich nicht wie Frösche durch das Wasser. Sie haben einen anderen Schwimmstil. Sollten wir einmal zu einem Dogplay-Event fahren und dort ist ein Wasserbecken, dann solltest du deren Schwimmstil vorher geübt haben.“
„Wie meinst du das?“ frage ich zurück. Auch ich habe den Strudel verlassen und stehe nun neben ihm in für mich oberschenkeltiefem Wasser.
„Kannst du kraulen?“ fragt er zurück.
„Jaaa…“ dehne ich und schaue seitwärts zu ihm auf.
„Dann braucht es nicht mehr viel, um wie ein Hund schwimmen zu können! Mit Wassertreten bleibst du auf der Stelle über Wasser… Ich zeige dir bei Gelegenheit mal eine Sequenz auf DVD. – Komm, wir gehen mal in den Außenbereich!“
Peter bewegt sich nun durch das Wasser auf den Kunststoffmatten-Vorhang zu, der Außen- und Innenbereich trennt. Nach einigen Schritten stoße ich mich ab und werfe mich auf das Wasser. Ich kraule zum Vorhang und warte dort wassertretend auf Peter. Hier hat das Wasser wieder seine größte Tiefe von ein Meter sechzig und ist damit genauso tief wie ich groß bin. Als Peter mich erreicht, hole ich Luft und tauche unter dem Vorhang durch.
Drüben komme ich wieder hoch und schaue mich nach Peter um. Ich sehe, wie er eine der Kunststoffbahnen zur Seite drückt und nach draußen kommt. Sein Kopf ist bis zu den Schultern über Wasser. Blitzartig taucht der Gedanke in mir auf, ihn zu stoßen, damit er einmal das Gleichgewicht verliert. Aber dann verwerfe ich den Gedanken doch.
Wir haben noch eine Zeitlang Spaß im Becken, dann gehen wir unter die Duschen und in die Umkleide zurück. Unterwegs auf dem Parkplatz spreche ich ihn doch einmal darauf an:
„Was wäre, wenn mich eben ‚der Schalk im Nacken‘ – wie du es nennst – dazu animiert hätte, dich im Wasser umzuwerfen?“
Peter schaut mich lächelnd an.
„Das ist mir schon einmal passiert – ganz unabsichtlich in einem vollen Becken… Kein Problem! Wasser hat eine höhere Dichte als Luft. Ich gerate zwar unter Wasser, aber ich hatte mein Gleichgewicht schnell wieder und mich wieder aufgerichtet. Natürlich musste ich dann prusten und mir das Wasser aus den Augen reiben, aber das war es dann auch.
Man könnte vielleicht auch davon reden, dass ich dabei Glück hatte: Hätte ich den Bodenkontakt verloren, hätte es wohl etwas gedauert, mich wieder aufzurichten. Ob das dann ohne fremde Hilfe geglückt wäre? Ich weiß es nicht. Aber ich bin ja nicht allein! Ich kann doch sicher annehmen, dass du deinem Herrn hilfst in so einem Fall?“
Beim letzten Satz zwinkert er mir zu und ich fühle mich bemüßigt, meinen Arm um seine Brust zu legen. Peter legt nun auch seinen Arm kurz um meine Schultern, denn wir haben inzwischen sein Auto erreicht.