Nicci (10)
Ich mache große Augen und antworte, als er geendet hat:
„Ich darf kein Wort mehr sagen?“
Er nickt mir freundlich lächelnd zu und streichelt über meine obenliegende Schulter.
„Eine Doggie spricht nicht. Sie winselt leise und zeigt eine beredte Mimik, sowie eine aussagekräftige Gestik!“ stellt er fest.
Ich drehe mich auf den Rücken und frage:
„Was ist mit bellen?“
Da schüttelt er den Kopf.
„Du bist ein human Doggie, um mal wieder eines dieser Anglismen zu verwenden. Du bist kein biologischer Hund. Du sollst also nicht bellen!“
Ich hebe nun spontan die Arme, nachdem mich die ganze Zeit neben Peter auf dem Teppich schon das Gefühl beschlichen hat, greife nach seinen Schultern und ziehe ihn zu mir herunter. Er gibt erstaunlich leicht nach, sonst hätte ich mich zu ihm hochgezogen. Dann gebe ich ihm einen Zungenkuss, den er erwidert. Er macht sich lang, auf dem Teppich neben mir und küsst und streichelt mich eine kleine Ewigkeit lang.
In einer Atempause stemmt er sich ein wenig hoch und sagt, mir zuzwinkernd:
„Doggie soll auf die erlernten Hundekommandos prompt reagieren. Trotzdem ist Doggie kein Roboter, sondern ein Lebewesen mit Gefühlen. Wenn Doggie also durch die Wohnung stromert, soll der Owner sie lassen, nur den Überblick behalten und erst eingreifen, wenn er Gefahren für Doggie oder irgendwelche Einrichtungsgegenstände voraussieht. Dazu reicht eine kurze Warnung.
Wird Doggie ‚vom Teufel geritten‘ und der Owner wird Ziel eines Spaßes, oder einer Aktion wie gerade, oder Doggie versteckt sich und lässt den Owner suchen – es gibt da eine Menge, was ihr einfallen könnte -, soll er ruhig mitmachen, bis es ihm vielleicht zu bunt wird. Dann sollte ein ‚Genug jetzt!‘ ausreichen.“
Danach beugt er sich wieder über mich und seine Hand fährt vorwitzig, jedoch sanft, unter mein bauchfreies Top. Er erfühlt meinen BH und flüstert mir ins Ohr:
„Beim nächsten Mal hast du keinen BH mehr an!“
Nun beginnt er an meinem Ohrläppchen zu knabbern. Sofort wird ein Kribbeln zwischen meinen Beinen stärker. Ich reibe meine Oberschenkel aneinander und beginne ihn wieder mit Küssen zu bedecken.

*

Wir haben eine gute Stunde auf dem Teppich verbracht. Dabei habe ich ganz vergessen, dass Peter ein gutes Stück älter ist als ich. Ich habe mich in seinen Armen sehr wohl gefühlt. Mir sind diese Gedanken durch den Kopf gegangen, in der Zeit in der ich überhaupt fähig gewesen bin, klar zu denken:
‚Dieser Mann beschützt mich vor der Umwelt, die mich nicht versteht! Peter versteht mich. Bei ihm fühle ich mich sicher, geliebt, gepflegt, beschützt. Ihm kann ich vollkommen vertrauen! Ich mag es, zu ihm zu gehören. Hoffentlich fühlt er genauso…‘
Peter erhebt sich vom Fußboden und schaut voll Zuneigung lächelnd zu mir herunter.
„Es ist Zeit für das Abendessen,“ sagt er.
Ich will mich erheben, um die Sachen aus dem Kühlschrank zu holen und auf dem Esstisch anzurichten. Aber er sagt, als er meine Bewegung sieht:
„Lass dich nicht aus dem Dogspace herausziehen! Du kannst gerne auf allen Vieren mit in die Küche kommen und mir mit Gesten zeigen, wo ich finde, was ich suche. Ich werde laut denken, so dass du immer weißt, was ich brauche. Dann legst du die Pfote darauf oder die Nase…“
Peter öffnet und schließt in schneller Folge die Türen und Schubladen in der Küchenfront. Dann öffnet er gezielt die Türen und Schubladen, die er braucht. Er stellt zwei flache Teller auf den Tisch und holt vier Scheiben Brot aus dem Schrank, die er auf die beiden Teller verteilt. Dann legt er gekochten Schinken darüber und schneidet Gewürzgurken in Scheiben, die er darüber verteilt. Bis jetzt weiß ich noch nicht, was er vorhat.
Ich schaue interessiert wie er eine Pfanne hervorholt, auf dem Ofen erhitzt und ein wenig Öl darüberstreicht. Dann schlägt er zweimal Eier in die Pfanne und lässt das Spiegelei auf den Teller rutschen.
‚Ah, er macht Strammer Max!‘ stelle ich in Gedanken fest.
Dann setzt er sich und schneidet das schnelle Gericht mit Hilfe von Messer und Gabel klein. Sein Gesicht hellt sich auf, als hätte er soeben einen Aha-Effekt erlebt. Er steht vom Stuhl auf und geht ins Wohnzimmer. Was macht er bloß jetzt? Ich schaue von der Küchentür und sehe, dass er eine Plastikflasche aus seiner Reisetasche nimmt und damit in die Küche zurückkommt. Jetzt nimmt er ein Glas aus dem Schrank und eine Flasche Limonade aus dem Kühlschrank. Dann füllt er das Glas voll und schüttet etwas in die Plastikflasche, die er dann wieder zuschraubt.
Nun setzt er sich wieder und stellt den Teller mit dem klein geschnittenen Strammen Max neben sich auf den Boden. Danach beginnt er zu essen. Ich schaue auf den Teller, dann auf ihn, danach wieder auf den Teller am Boden…
Peter bemerkt mein Zögern und lockt mich mit einem Stück Strammen Max auf seiner Gabel. Langsam nähere ich mich ihm und will die Gabel mit einer Hand greifen. Jetzt zieht er die Gabel weg und sagt:
„Denke daran, dass du in deiner Rolle keine Arme und Hände hast, nur vier Beine. Du musst schon mit dem Mund greifen! Deshalb habe ich dir deine Portion mundgerecht kleingeschnitten. Zum Trinken habe ich diese Flasche mit Mundstück, wie sie auch Radrennfahrer benutzen. Versuche es einfach mal! Machst du dir Kinn und Wangen schmutzig, kümmere dich nicht darum. Wir sind unter uns! Ich reinige dich danach schon.“
Ich hole tief Luft und beuge mich über meinen Teller. Peter hat es zu gut gemeint! Soviel esse ich gar nicht. Als ich satt bin, schaue ich auf. Sofort hält mir Peter die Flasche hin. Ich trinke etwas und mache dann einen Schritt rückwärts.
„Du magst nicht mehr?“ fragt er nun.
Ich schüttele den Kopf und Peter beugt sich herunter, nimmt den Teller hoch. Anscheinend isst er auch meine Portion auf. Weil ich interessiert zuschaue, meint er:
„Das Essen ist zu schade, um weggeworfen zu werden. Jetzt weiß ich, was du abends schaffst, und richte mich demnächst danach. Magst noch etwas trinken?“
Ich nicke und komme näher. Er lässt mich wieder aus der Flasche trinken. Dabei streicht er sanft durch mein Haar. Schließlich steht Peter auf und beginnt die beiden Teller von Hand zu spülen. Er muss aber gesehen haben, dass ich eine Spülmaschine besitze…
Als die Küche wieder aufgeräumt ist, geht er ins Wohnzimmer zurück. Ich folge ihm. Er setzt sich auf die Couch und nimmt die TV-Zeitung vom Couchtisch. Darin blätternd wählt er etwas aus und schaltet mein TV ein. Dann lehnt er sich zurück und schaut mich erwartungsvoll an.
Sein Gesichtsausdruck wandelt sich in ein gewinnendes Lächeln. Er beugt sich vor, legt seine flache Hand auf die Sitzfläche neben sich und sagt „HOPP“. Dann nickt er mir aufmunternd zu. Nach kurzem Zögern nähere ich mich langsam der Couch und schaue zu ihm auf. Als ich neben der Couch stehe, fordert er mich noch einmal mit „HOPP“ zum Hochklettern auf. Also erklettere ich die Couch. Peter drückt mich nun auf die Sitzfläche, so dass ich mich neben ihn lege. Während des TV-Schauens streicht er gedankenverloren über meinen Körper, soweit sein Arm reicht. Ich genieße das und gerate ins Träumen.

*

Am nächsten Morgen wache ich in Peters Armen auf. Er hat am Abend vorher die Rollläden nicht heruntergelassen, so dass die aufgehende Sonne wohl mein Wecker war. Ich stehe vorsichtig auf und gehe als Zweibeiner ins Bad. Als ich fertig bin und ins Wohnzimmer zurückkomme, schläft Peter noch, wenn auch etwas unruhig. Ob er spürt, dass ich mich davongestohlen habe?
Auf den Zehenspitzen husche ich in die Küche und mache das Frühstück. Damit will ich mich später bei Peter für den Abend und die Nacht bedanken. Er ist sehr zärtlich gewesen. Selbst Mike, mein Ex, hat mich nie derart mit Streicheln geil gemacht, wie Peter das konnte…
Dann decke ich den Tisch, stelle Frühstückseier und Croissants hinzu, eine Auswahl von Wurst, Käse und Marmelade, was mein Kühlschrank hergibt. Als alles fertig ist, wecke ich Peter mit einem Kuss. Er erwidert den Kuss, schlägt die Augen auf und schaut mich augenzwinkernd an.
„Kein Dogplay heute?...“ fragt er.
„Eine Pause!“ stelle ich selbstbewusst fest.
Er dreht sich und stellt die Füße neben die Schlafcouch. Dann fasst er meine Hand und zieht mich zu sich herunter.
„Danke dir, für den wunderbaren Abend!“ sagt er, und steht auf.
Er umrundet die Couch, greift in seine Reisetasche, holt seine Kulturtasche heraus und verschwindet damit im Bad. Bald höre ich seinen Rasierer und kurze Zeit später steht er wieder im Wohnzimmer.
„Kommst du…?“ frage ich vom Frühstückstisch her, wo ich mich inzwischen niedergelassen habe.
Er setzt sich zu mir und beginnt zu frühstücken. Nach seinen ersten Bissen fühle ich mich beobachtet. Ich schaue auf und sofort fragt er mich:
„Wie gefällt dir das Dogplay? – Ich weiß, du hast noch nicht viel mitbekommen. Wenn du magst, machen wir gleich noch kurz etwas, bevor ich heute am späten Vormittag fahren muss?“