Nicci (30)
„Aber sicher doch! Sag‘ mir einfach, wann du Zeit hast, und für wie lange – mit oder ohne Übernachtung -. Dann freuen wir uns, dich bei uns begrüßen zu können!“
„Heuhotel… Wieviel kostet Übernachtung und Frühstück? Was kosten bei euch die Menüs?“
„Komm einfach vorbei und schau dich bei uns um! Gern kannst du später eine unabhängige Beurteilung für andere Petplayer schreiben. Dann kostet dieser Aufenthalt natürlich nichts!“
„Okay, ich bin dabei! Für den Termin muss ich erst noch schauen. Ich melde mich dann nochmal!“
„Gut, ich freue mich!“
Zwei Wochen danach meldet sich ‚Underdog‘ zurück und macht einen Termin fest. Noch einmal drei Wochen später fährt ein Kombi bei uns auf den Hof und parkt vor dem Wirtschaftsgebäude. Ein junger Mann um die Dreißig steigt aus, schaut in die Runde und kommt auf das Haupthaus zu. Kurz darauf klingelt es und Peter öffnet ihm.
„Hallo, ich bin Andreas Huber. Wir hatten Mailkontakt. Ich bin der ‚Underdog‘.“
„Ah,“ antwortet Peter und nimmt lächelnd die dargebotene Hand. „Dann komm‘ erstmal ‘rein, Andy.“
Er führt ihn in den Schankraum links vom Eingang, in dem außerdem noch drei Radwanderer sitzen und Cappuccino trinken.
„Nach der langen Fahrt bist du sicher hungrig,“ meint Peter und bietet ihm einen Platz an.
Andy setzt sich und Peter lässt sich ihm gegenüber nieder.
„Magst du etwas landestypisches?“ fragt er ihn.
Andy nickt: „Warum nicht?“
„Nicci!“ ruft mich Peter an den Tisch. „Bring unserem Gast ‚Krumbeer Dorchenanner‘.“
Ich schaue den Neuankömmling an. Er nickt mir freundlich zu. Also gehe ich in die Küche und greife mit der Kelle in den großen Topf. Das Gemisch aus Kartoffelpürree und Sauerkraut gebe ich auf einen Teller und lege noch eine Scheibe Sauerbraten darüber. Dann bringe ich den Teller an den Tisch. Ein Glas Viez vervollständigt unser Standard-Menü. Peter bringe ich eine Tasse Kaffee und lasse die Beiden sich weiter unterhalten.
Nachdem Andy zu Essen begonnen hat, fragt Peter:
„Du möchtest bei uns Doggie sein… Hast du bestimmte Vorstellungen, was du erleben möchtest? Ich schrieb ja schon, dass du SM-Praktiken bei uns vergeblich suchst.“
„Ich fände es erregend, in einem Zwinger oder Käfig gehalten zu werden,“ antwortet Andy, nachdem er seinen Mund geleert hat.
„Hm, ja,“ macht Peter. „Das lässt sich gerne einrichten. Aber du willst bestimmt nicht das ganze Wochenende im Käfig verbringen? Der Wetterbericht verspricht schönes Wetter. Das sollten wir ausnutzen!“
Andy schaut Peter erwartungsvoll an. Peter beginnt zu lächeln und meint:
„Wir haben da verschiedene Möglichkeiten. Ich hab‘ dir ja schon geschrieben, dass wir eine Wiese hinter dem Haus haben, die von außen nicht einsehbar ist. Wir können Gerätschaften aus einem Schuppen holen und aufbauen - wie in einer Hundeschule – und Dog-Agility machen. Damit du dich dabei nicht einsam fühlst, machen unsere Doggies gerne mit. Im Gegensatz zum Hunsrück ist die Eifel vulkanischen Ursprungs. Wir könnten eine Exkursion an einen See dorthin machen… Damit wäre das Wochenende dann schon rum.“
Unser Gast schaut interessiert.
„Das hört sich wunderbar an,“ meint er.
„Also, dann ess‘ erst einmal zu Ende,“ sagt Peter, lächelt Andy an und erhebt sich. „Ich kümmere mich derweil um dein Quartier.“
Peter kommt in die Küche und verlässt sie durch die Tür, die in unseren Privatbereich führt. Er steht nun im Treppenhaus, durch das man nach oben zu unseren Wohnungen kommt. Er geht aber nach hinten zur Außentüre. Dort wendet er sich nach rechts, geht ein Stück über Sandsteinplatten, die in die Wiese eingelassen wurden und betritt den Anbau. Im Anbau steigt er die Treppe hinauf in den ersten Stock und betritt einen Raum am Ende des Ganges.
Dieser Raum gleicht den Räumen des Heuhotels vor dem Haus im ehemaligen Stall. Gleich hinter der Zimmertür befindet sich ein etwa anderthalb Meter breiter Bereich, in dem Schrank, Tisch und Stühle stehen, ebenso befindet sich dort ein Waschbecken mit Spiegelrückwand. Dann folgt ein Stamm quer durch das Zimmer, der einen quadratischen Querschnitt von etwa dreißig Zentimeter Höhe und Breite erhalten hat, und dahinter eine Bodenfläche, die man hygienisch sauber halten kann. Heute früh hat er den Boden etwa zehn Zentimeter hoch mit Stroh bedeckt. Nun löst er einen Riegel an der Seitenwand und zieht ein Gitter ziehharmonikaartig über den Balken. Das gleiche macht er an der gegenüberliegenden Wand und lässt die Enden des Gitters ineinander klicken. Das Gitter läuft auf dem Balken und an der Decke in je einer Schiene.
Als Peter wieder nach vorne kommt, ist Andy mit dem Essen fertig. Gestärkt und voller Tatendrang schaut er Peter entgegen.
„Ah,“ kommentiert Peter, was er sieht. „Dann steh auf und folge mir!“
Andy folgt Peter durch die Küche nach hinten und fragt im dämmerigen Gang:
„Lasst ihr die Leute immer durch die Küche laufen?“
Peter wendet sich lächelnd nach Andy um und antwortet:
„Bei Einzelpersonen – warum nicht? Eine größere Gruppe müssen wir natürlich außenherum leiten. Wichtig ist uns, dass die Petplayer von den ‚Normalos‘ getrennt sind!“
Dann öffnet er die Gartentür und lässt Andy hinaustreten. Unserem Gast öffnet sich der Blick auf die große Wiese mit der hohen blickdichten Hecke rundum. Links ist noch ein Schwimmbecken in den Boden eingelassen worden. Es ist von einem Schwerlast-LKW angeliefert worden, nachdem Bernd mit einer Schaufel an einem Trecker das Loch ausgehoben hat. Ein Kran hat das Becken auf das Grundstück gehoben und in den Boden eingelassen, nachdem Zu- und Abfluss montiert gewesen sind. Rechter Hand erkennt Andy unseren Blockhaus-Anbau. Er bleibt kurz stehen und sagt:
„Beeindruckend…“
Peter erklärt ihm:
„Die Zimmer befinden sich im Anbau. Wahlweise lassen sie sich in Zwinger umwandeln. Hier draußen haben wir Raum für Dog-Agility und Dog-Swimming. Die Mahlzeiten kommen aus der Küche. Sie ist quasi die Schnittstelle zwischen Alltag und Phantasiewelt. Die Doppeltür am Ende des Anbaus führt in den Schuppen mit den Gerätschaften fürs Dog-Agility.“