Dienstag, 22. Juni 2021
Der Petclub (1)
In meiner Umgebung gibt es noch keinen Stammtisch für Petplayer. Um mit anderen Petplayern in Kontakt zu kommen und sich mit ihnen live zu unterhalten, müsste ich mindestens 140 Kilometer fahren und vor der Rückfahrt dann dort noch eine Übernachtung organisieren.
Das ist mir zu umständlich. Also habe ich mir gedacht, ich gründe einen eigenen Stammtisch und biete so den Leuten aus der näheren Umgebung eine Anlaufmöglichkeit, um sich auszutauschen. Ich mache mein Vorhaben auf der Petplayer-Seite im Internet bekannt. Ein Mitglied der Seite, die leider knapp 500 Kilometer entfernt wohnt, hat mir gesagt, sie könne mir nach Recherche etwa fünfzig Petplayer aus meiner Nähe nennen. Dementsprechend bin ich auf die Resonanz gespannt.
Mein Angebot startet jedoch enttäuschend im Forum der Seite. Es wird von nicht einmal zehn Mitgliedern gelesen, drei davon melden ihr Interesse bei mir an. Einer der Drei fragt mich, wie groß denn der Stammtisch wäre, damit man dort Chancen hat ?Frauen aufzureißen?.
Diese unverblümte sexistische Anfrage erschreckt mich so, dass ich mich zurückziehe. Mein Stammtisch soll dem höflich distanzierten Kennenlernen und Diskutieren von Erlebnissen und Erkenntnissen dienen. Natürlich kann so ein Stammtisch damit beginnen, dass sich zwei oder drei Leute regelmäßig zum Austausch treffen. Mit der Zeit können dann gerne immer mehr hinzukommen.
Damit das passiert, überlege ich mir, muss man eine Möglichkeit zum Spielen bieten. Ein Stammtisch, circa 400 Kilometer weiter im Süden, setzt genau auf dieses Konzept. Aber sie haben auch die richtige Location dafür. Sie sitzen Samstag abends zusammen, bieten Übernachtungsmöglichkeiten und haben ein uneinsehbares Gelände, auf dem sie sonntags eine Spielmöglichkeit bieten.
Soweit sind wir leider noch lange nicht. Vorerst treffe ich mich mit den beiden Interessenten von der Petplayer-Seite im Internet einmal im Monat in einer nahen Gaststätte. Es vergeht etwa ein halbes Jahr, da lese ich eine Anzeige im örtlichen Wochenblatt. Eine ehemalige Bäckerei in der Ortsmitte soll verkauft werden.
Ich nehme Kontakt mit dem Ehepaar auf und frage, ob ich die Lokalität nicht mieten kann, oder ansonsten per Mietkauf übernehmen könnte. Ich gebe vor, dass ich Seminarräume gebrauchen könnte. Man nimmt mein Angebot freundlich auf und sagt, man würde sich mit mir in Verbindung setzen, wenn sich in den nächsten Wochen nicht doch ein Käufer findet.
Sechs Wochen später erhalte ich einen Anruf mit der Frage, ob ich immer noch an der früheren Bäckerei interessiert wäre, oder inzwischen schon etwas anderes gefunden hätte. Ich sage erfreut zu und treffe mich zum Vertragsabschluss mit den Leuten.
Auf unserem Mini-Stammtisch habe ich davon gesprochen, nach der Übernahme der Bäckerei in der leergeräumten Backstube Getränke kaltzustellen und kalte Speisen zu bereiten für interessierte Stammtischbesucher, deren Fahrzeuge auf einem Schotterplatz in einer Seitenstraße parken können.
Micha, einer der Beiden, mit denen ich mich einmal im Monat zum Klönen treffe, fragt mich:
?Hast du denn soviel Geld, um das Ladenlokal bezahlen zu können??
?Ich habe mir gedacht,? antworte ich, ?dass wir Getränke und kalte Speisen an die Clubbesucher verkaufen. Ich werde dann wohl ein Gewerbe anmelden müssen. Das bedeutet auch, dass Gebühren und Abgaben anfallen, von Steuern wollen wir gar nicht erst reden. Aber jede Gaststätte, jede Frittenbude muss genauso wirtschaften.?
?Ah,? meint er nur noch.
Die fehlende Spielmöglichkeit will ich kompensieren, indem ich eine Bühne an einer Seite des früheren Verkaufsraumes aufbaue, wo Besucher mit ihrer Doggie kleine Vorführungen machen können. So lassen sich Gesprächsthemen praktisch untermauern. Vielleicht schaffe ich es auch, von der Internetseite her bekannte Personen zu Vorführungen einzuladen? So brauche ich auch keine Übernachtungsmöglichkeit vorzuhalten.
Auf der Petplayer-Seite im Internet biete ich die Lokalität unter dem Begriff ?Petclub? an und schaue, welche Resonanz sich ergibt.
Es kommen tatsächlich eine Handvoll Leute. Wir haben Spaß und auch die Kasse klimpert. Um meine Preise festzulegen, nehme ich einige Richtwerte aus der Gastronomie. Davon geht die Umsatzsteuer ab, Geschäftskosten und der Einkauf. Die übrigbleibende Summe geht zurzeit voll in die mit dem Ehepaar vereinbarten Raumkosten.

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