Sonntag, 2. Januar 2022
Luna und Sunny -18
Sie schaut mich direkt an und ergänzt:
"Dein Vater ist eine wunderbare Person!"

Ich habe das Vorlesen gestoppt und sie ausreden lassen. Nun lege ich meinen Arm um ihre Schultern und antworte:

"Du aber auch! Dein früherer Master war Deiner nicht würdig!"

Mein Blick wandert zu 'Luna'. Sie schaut mich erwartungsvoll an, also meine ich zu ihr:

"Du ebenfalls, 'Luna'!"

Dann lese ich den Brief zu Ende. Anschließend helfe ich den Beiden, ihre Päckchen zu öffnen. Sie probieren ihre Handschuhe an und setzen ihre Mützen auf. Ich schiebe die offenen Pakete auf die Seite und zeige ihnen die beiden Päckchen von mir. 'Luna' will es mit den Zähnen aufreißen. Also öffne ich den Beiden die Päckchen. Sie schütteln den Inhalt heraus und fallen mir um den Hals. Wieder liege ich am Boden und 'Luna' steht auf allen Vieren über mir, um mich abzulecken.

Ich rutsche mühsam weg und erhebe mich, um weihnachtliche Musik einzuschalten. Danach sammele ich die leeren Pakete ein und falte sie zusammen. Die Pakete kommen erst einmal auf den Kartonstapel in den Keller. Nun gehe ich in die Küche, um ein weihnachtliches Lunch zu bereiten. Anschließend bringe ich ihnen ihre Schalen, stelle sie vor sie auf den Boden und meinen Teller vor mich auf den Coffee-Table. Nachdem ich mich auf die Couch gesetzt habe, sage ich laut "Frohe Weihnachten" und beginne auch zu essen.

Beide Doggies scheinen überwältigt und glücklich. 'Luna' bedenkt mich ab und zu mit einem liebevollen Blick. Ich frage sie:

"Magst du das Fest, 'Luna'?"

Sie wirft den Kopf in den Nacken, ruft "Bow Woooow" und dreht sich so, dass sie meine Beine berührt. Ich fahre ihr mit der Hand streichelnd durch ihr Haar. Auch ich mag 'Luna' und 'Sunny' und fühle mich verantwortlich für ihr Wohlergehen.

Da schleicht sich eine Erinnerung an Mama in meine Gedanken. Wie schön wäre es, wenn sie jetzt hier wäre!

Nach dem Essen stehe ich auf, nehme ein altes Paket aus dem Wohnzimmerschrank und gehe zur Verandatür. Obwohl es draußen sehr kalt ist, öffne ich sie und trete auf die Veranda hinaus. Langsam schlendernd gehe ich weiter und beginne, durch den Schnee zu stapfen. Ich möchte im Moment allein sein mit meinen Gedanken, mit meiner Erinnerung an Mama.
Mir ist nicht bewusst, dass mir jemand nach draußen folgt. Plötzlich höre ich hinter mir eine Art Winseln und dann ein "Bow!" Ich drehe mich um und sehe 'Luna' hinter mir, die mir als Zweibeiner in den Schnee gefolgt ist.

"'Luna'?" frage ich. "Was ist? Geh' wieder hinein! Du holst dir eine Erkältung."

Sie öffnet den Mund, räuspert sich und fragt:
"Ähm, Master Jerry. Warum bist du nicht drinnen bei uns? Ist es dort langweilig für dich?"

"Nein, 'Luna'. Es ist schön, mit euch Weihnachten zu feiern. Aber mich hat eine alte Erinnerung heimgesucht. Weißt du, meine Mutter hat mir das hier vor vielen Jahren als Weihnachtsgeschenk gekauft."

Ich zeige ihr das Paket und erkläre:

"Es sind Raketen, deren oberste Stufe an einem Fallschirm zurück zur Erde schweben, wenn man sie abfeuert. Dann ist meine Mutter kurz vor Weihnachten krank geworden. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und ist nach wenigen Tagen gestorben. Die Ärzte konnten nichts mehr machen. Damals war ich noch in der Schule. Heute arbeite ich daran, Weltraumflüge möglich zu machen. Also habe ich mir gedacht, die Raketen im Andenken an Mama in den Himmel steigen zu lassen. Damals stand mir der Sinn nicht danach."