Loonas "Schwester" -3
Die Schüssel im Schoß haltend, rolle ich ins Wohnzimmer und platziere sie auf dem Couchtisch. Alex steht bei meinem Näherkommen auf, um mich zu begrüßen und wirft dabei einen skeptischen Seitenblick auf Rino. Meine Hündin bleibt aber an meiner Seite und schaut ihn nur aufmerksam an.
"Hey Laura," sagt er lächelnd. "Lieb von dir, dass du mich einlädst, mit dir auf Maik zu warten. Sag' mal, ist es indiskret, wenn ich dich nach dem Grund frage, weswegen du im Rollstuhl sitzen musst?"
Ich lächele freundlich und erkläre ihm:
"Meine Eltern sind in meiner frühen Kindheit von den behandelnden Ärzten falsch beraten worden. Ich habe einen Hüftschaden. Ich kann zwar gehen, aber das sieht für Unbedarfte gewöhnungsbedürftig aus. Auch strengt es so sehr an, dass ich längere Strecken lieber im Rollstuhl zurücklege."
Alex nickt verstehend. In dem Augenblick piepst nun die Kaffeemaschine. Ich wende den Rollstuhl und fahre in die Küche. Dort nehme ich die Thermoskanne aus der Maschine, klemme sie mir zwischen die Beine und fahre ins Wohnzimmer zurück zu Alex. Er nimmt mir die Kanne ab und stellt sie neben die Schüssel mit Gebäck auf den Couchtisch.
"Bediene dich ruhig schonmal!" fordere ich ihn auf.
Er schaut mich an und nickt.
"Danke!" meint er und gießt sich eine Tasse ein.
Dann schaut er mich fragend an, die Kanne etwas schräg haltend.
"Gern!" beantworte ich lächelnd die stumme Frage.
Er gießt nun auch mir eine Tasse Kaffee ein.
"Wie war das denn in deiner Kindheit?" fragt er neugierig. "Du warst doch sicher ständig auf andere Menschen angewiesen?"
"Ja und nein," erkläre ich ihm. "Ich bin ja nicht im Kopf behindert, sondern an der Hüfte, und dafür gibt es Hilfsmittel. Viele Mitschüler haben mir trotzdem durch Mobbing das Leben schwer gemacht. Damals hatte ich eine Hündin, Beauty, die mir eine gute Freundin und Beschützerin war. Wir sind zusammen aufgewachsen und haben uns oft ohne Worte verstanden. Das hilft mir jetzt bei der Ausbildung von Rino."
"Sie soll ein Behinderten-Begleithund werden?"
"Ja," antworte ich und korrigiere ihn, "Assistenzhund nennt man das, heute."
"Wie ist das eigentlich, wenn man mit einem Hund zusammen aufwächst?" fragt er mich.
Ich schmunzele bei der Erinnerung an frühere Zeiten.
"Ich kann nicht gut gehen," erwidere ich, "dafür umso besser auf allen Vieren laufen. Das hat Beauty immer sehr gefallen. Wir haben oft auf diese Art miteinander gespielt!"
Alex' Gesichtsausdruck wird immer verdutzter.
"Du bist doch Maiks bester Freund?" vergewissere ich mich.
Alex nickt nur und bestätigt es: "Klar!"
"Dann kann ich dir auch etwas unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählen?" frage ich weiter.
"Natürlich!" antwortet er mir.
Ich erzähle ihm von dem japanischen Manga 'Inumimi', und dass Maik und ich öfter in einem Rollenspiel 'Herr und Hündin' sind. Erklärend nenne ich ihm den Fachbegriff 'Petplay' dafür. Hier unterbricht er mich:
"Petplay? Noch nie gehört..."
"Nun, ich bin auf allen Vieren und tue so, als wäre ich Maiks Hündin. Das gefällt ihm, weil ich weiß wie sich Hunde verhalten und mich daran orientiere. Es ist ein Spiel, das uns beiden Spaß macht. Es darf gerne auch gelacht werden dabei!"
hrpeter am 10. März 22
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