Freitag, 15. Dezember 2023
Geräusche der Nacht -16
Die Gegend ist uns unbekannt, also ist unser Floo-Pudar hier nutzlos. Wir müssen uns unser Ziel in Gedanken plastisch vorstellen können. Deshalb fahren wir zum Hauptbahnhof und buchen Tickets mit denen wir den dem Zielpunkt am nächsten liegenden Bahnhof erreichen. Dort angekommen, müssen wir feststellen, dass weder ein Bus fährt, noch der Info-Schalter des Bahnhofes besetzt ist. Hier werden spätnachmittags wohl schon 'die Bürgersteige hochgeklappt'.

Zum Glück finden wir die Nummer eines Taxi-Unternehmens im Aushang. Hannes ruft an und kurze Zeit später lassen wir uns in den Zielort fahren. Allmählich wird es Nacht. Wir nähern uns dem verlassenen Wagen und nehmen mit unseren geschärften Tiersinnen die Gerüche auf.

Nach einiger Zeit haben wir eine Spur von Enie in der Nase und folgen ihr zu einem nahen Grundstück, das von dicht an dicht stehenden fünf Meter hohen Koniferen gegen neugierige Blicke von außen abgeschirmt ist. An der Grundstücksgrenze steht außerdem ein zwei Meter hoher Maschendraht-Zaun. Wir stecken die Fußspitzen in die Maschen, überklettern den Zaun und drücken uns in Bodennähe zwischen den Stämmen der Koniferen hindurch.

Hier befinden wir uns auf einer Rasenfläche. Schnell laufen wir zur Hauswand und schnüffeln daran entlang.

Hinter einer Kellertür, zu der eine Treppe hinunterführt, erspüren wir sie. Daneben befindet sich in der Außenmauer ein schmales Kellerfenster. Hannes entzündet eine Kerze und lässt Floo-Pudar in die Flamme rieseln. In der nun folgenden Lichterscheinung löst er sich auf. Schnell lösche ich die Flamme und nehme die Kerze mit zum Kellerfenster. Dort stelle ich die Kerze ab, damit sich das Wachs abkühlen und verfestigen kann.

Dann öffnet jemand das Fenster vor mir. Ich sehe Hannes Gesicht, der mir zulächelt. Er tritt zurück in die Dunkelheit des Kellerraumes und jetzt taucht Enie im Fensterrahmen auf. Mit Mühe versucht sie hindurch zu kommen. Als sich ihr Oberkörper außerhalb der Kellermauern befindet, nehme ich ihre Hände und ziehe. Hannes wird von innen nachhelfen. Bald haben wir Enie draußen. Hannes kriecht ihr hinterher.

Plötzlich ist Meister Ulik bei uns. Wieder lassen wir uns auf dem Rasen nieder und der Druide tropft etwas aus seiner Flasche auf die Wiese. Einen Augenblick später werden wir von einem Luftwirbel weggesogen. Wir tauchen in Enies Appartement wieder auf. Dort erläutert Ulik uns das weitere, während Enie Hannes umarmt und dieser ihr zärtlich über die Wange streicht.

"Wir kümmern uns um Rufus Rudel. Es wird einige tausend Kilometer umgesetzt. Ihr könnt also euer Leben wieder aufnehmen, als wäre nichts geschehen. Eine kleine Änderung wird es dennoch geben: Wir stellen euch einen Wächter an die Seite. Eigentlich ist er noch kein Wächter, sondern ein Lehrling. Aber irgendwann wird jeder neben der Theorie auch mit der Praxis konfrontiert werden."

"Wer ist es, Meister Ulik?"

"Er ist Ire, ein Austauschstudent auf der Uni Köln. Er heißt Liam und sieht aus, wie man sich einen typischen Iren vorstellt," erklärt Meister Ulik grinsend.

Kurz darauf verlässt er die drei 'jungen Leute' mit einem Luftwirbel. Leider hat der Minitornado einiges an Unordnung in Enies Wohnung angerichtet. Gemeinsam ordnen wir alles wieder. Was umgestürzt und zu Bruch gegangen ist, schüttet Hannes in den Abfall. Danach verlasse ich die Beiden und gehe in meine Wohnung. Leider kann ich diese Nacht nicht schlafen.

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