Geräusche der Nacht -86
Wieviel Zeit vergangen ist, als ich wach werde, kann ich nicht sagen. Der Raum, in dem ich mich befinde sieht aus wie ein Kellerraum. Ich bin mit metallenen Hand- und Fußschellen an einen hölzernen Untergrund gefesselt und bin nackt. Ein Mann erhebt sich von seinem Stuhl und verlässt den Raum, als ich mich bewege und mich zu orientieren versuche.
Kurze Zeit später kommen drei Männer und eine Frau in den Raum. Sie zeigen fröhliche Gesichter. Ein Mann mit Silberfäden an den Schläfen redet, während die Frau die Beschreibung sogleich in ihr Tablet tippt.
"So so," meint der Mann. "Da haben wir also die Raubkatze! Schreib 'braunes Haar bis zu den Schulterblättern, braune Augen, 165 Zentimeter, 52 Kilogramm'. Zu ihrem Charakter schreib 'brat', also Gör, die unbedingt Erziehung braucht. Dann weiß der Kunde schon Bescheid."
Ich höre mit immer größer werdenden Augen zu. In die Atempause rede ich nun hinein:
"Wo bin ich hier? Was soll das? Kunde?? Sind Sie Mädchenhändler?"
Der Sprecher fährt mich an:
"Hab' ich dir erlaubt zu sprechen?"
Er tritt näher an mich heran und greift nach meinen Brustwarzen, kneift hinein und verdreht sie. Das schmerzt. In diesem Augenblick lasse ich die Wölfin los. Meine Läufe rutschen aus den metallenen Schellen. Die Wölfin dreht sich auf dem Untergrund und ist in Sekundenbruchteilen auf allen Vieren. Sie springt den Wortführer an, der mit dem Hinterkopf gegen die Betonmauer fällt und liegenbleibt. Die Frau lässt ihr Tablet fallen und gibt einen gellenden Schrei von sich. Die beiden Männer, die rechts und links der Tür stehen, ziehen Pistolen.
Die Wölfin springt einen der Beiden an und bringt ihn dadurch in die Schussbahn des Anderen. Dann bricht sie durch die Tür und hetzt eine Treppe hinauf. Sie spürt Frischluft. Eine Zimmertür steht auf. Sie biegt in dieses Zimmer ab. Das Fenster steht auf Kipp. Daher kommt also der Luftzug. Die Wölfin bückt sich und macht einen Satz nach vorne. Sie springt durch das Glas des Fensters und befindet sich auf einem Stück gepflegten Rasen. Sie überquert ihn und überspringt eine Begrenzungsmauer.
Während die Wölfin rennt, versuche ich die Orientierung zu behalten und was noch wichtiger ist, die Kontrolle über die Wölfin zurück zu bekommen. Wohin jetzt?
Die Entführung kann noch nicht lange her sein. Die Straßenlaternen brennen noch und der Himmel ist schwarz. Dies hier muss eine Villengegend in Köln sein. Es gibt viel grün, wo die Wölfin Deckung findet. Dann erreicht die Wölfin eine der Ausfallstraßen. Zwischen den Fahrspuren stadteinwärts und stadtauswärts gibt es einen baumbestandenen Grünstreifen. Ich lasse sie dort stadteinwärts laufen.
Tatsächlich! Ich befinde mich jetzt auf der Luxemburger Straße. Bald erkenne ich vor mir den Gebäudekomplex des Uni-Centers. In meinem Zustand kann ich dort nicht hinein. Also biege ich in den Grüngürtel ein und lasse die Wölfin dort entlang rennen. Als die Wölfin die Dürener Straße erreicht, lasse ich sie dorthinein stadtauswärts abbiegen. Ich fühle die Schmerzen in den Pfoten und Hinterläufen. Dies ist nicht der gewohnte Untergrund, auf dem die Wölfin gerne läuft.
Nun setzt auch schon der Berufsverkehr ein. Wenn ich nicht achtgebe, rennt die Wölfin vor ein Auto. Also bremse ich die Wölfin. Witternd trabt die Wölfin weiter. Bald spüre ich das Brennen der Pfoten und Hinterläufe fast körperlich. Also bremse ich die Wölfin noch mehr ein. Sie kann ihren Schmerzen nicht davonlaufen. Nun hinkt sie witternd wie ein Schatten an die Hauswand gedrückt vorwärts.
hrpeter am 09. Juli 24
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