Geräusche der Nacht -89
"Hm, ich denke, sie werden jetzt von dir die Finger lassen. Auch weiß man nicht, ob sie immer zu dem gleichen Club gehen," mutmaßt Grete.
"Das stimmt allerdings. Vielleicht meiden Sie den Club jetzt ein paar Monate. Aber da sie 'liefern' müssen, werden sie also woanders eine andere junge Frau kidnappen. Wir müssen demnach die Villa überwachen."
"Du willst Ihnen unbedingt das Handwerk legen?" fragt sie nun mit einem feinen Lächeln. "Findest du denn zu Villa zurück?"
Bedauernd schüttele ich den Kopf.
"Ich weiß, wie die Wölfin gelaufen ist. Aber es war dunkel und ich habe nicht zurückgeschaut. Als Mensch finde ich den Ort kaum wieder. Da muss ich mich auf den Geruchssinn der Wölfin verlassen."
Grete nickt und meint:
"Ich bleibe an deiner Seite. Was schlägst du als Nächstes vor?"
"Zuerst einmal gehe ich zur Polizei und gebe mein Erlebnis zu Protokoll. Das würde auch jede normale Frau so machen. Dann komme ich wieder hierher zurück und wir suchen die Villa..."
Grete bleibt bei Enie zurück, während ich zur nächsten Polizeiwache gehe und sage, dass ich eine Aussage machen will. Eine etwa 40jährige Polizistin führt mich in einen separaten Raum, nachdem ich erkläre, dass ich ein Sexualdelikt zur Anzeige bringen will. Dort nimmt sie meine Erlebnisse der vergangenen Nacht zu Protokoll, wobei ich sage, dass ich in einem Fitnessstudio Muskeltraining mache und ich fliehen konnte, nachdem ich mit den Gelenken durch die zu weiten Schellen gerutscht bin. Die Polizistin nimmt anschließend meine Personalien auf. Nach zwei Stunden kann ich die Polizeiwache wieder verlassen.
Inzwischen ist Hannes von der Arbeit nachhause gekommen und lässt sich nun ebenfalls mein Erlebnis der vergangenen Nacht berichten. Danach soll ich mit Enie nahe an Grete herantreten. Sie versetzt uns in die Nähe eines Gebüsches vor den Eingang des Uni-Centers. Wir entkleiden uns und ich verstecke mein Handy in seiner Tasche im Wurzelwerk des Gebüsches. Dann verabschieden wir uns von Enie, die mit unserer Kleidung nach oben in ihre Wohnung fährt.
Wir wandeln uns und folgen dem bepflanzten Mittelstreifen der Luxemburger Straße stadtauswärts, bis die Wölfin in eine Seitenstraße einbiegen will. Ich lasse es zu und wenige Minuten später stehen wir vor der Villa. Das Fenster, durch das die Wölfin entkommen ist, hat man mit Pappe notdürftig verschlossen. Wir legen uns ab und warten, was geschieht. Dabei haben wir die Einfahrt im Blick.
Wir dürften schon Mitternacht haben, als auf der Straße ein Wagen bremst und dann in die Einfahrt hineinfährt. Wir ducken uns noch tiefer ins Gras, als die Scheinwerfer über uns hinweg drehen. Dann hält der Wagen vor dem Portal und zwei Männer tragen eine Frau ins Haus, während ein dritter Mann ihnen die Tür öffnet.
Eine Frage entsteht in meinem Kopf: 'Sind das die Männer?'
Ich formuliere 'Ja!' in meinen Gedanken. Geruchlich habe ich sie eindeutig identifiziert.
Grete formuliert dann in meinem Kopf:
'Bleibe hier. Ich laufe zurück und bringe auch Hannes hierher.'
hrpeter am 18. Juli 24
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