Montag, 5. August 2024
Geräusche der Nacht -95
Wir blicken gemeinsam in den Himmel über uns. So viele Sternschnuppen, die langsam und mit langem Schweif über den Nachthimmel wandern, habe ich noch nie gesehen. Ein wirklich einmaliges Schauspiel!

"Wir können noch die ganze Nacht gucken, Leute!" meine ich. "Valle, schaust du mal nach dem Grill? Enie, hilfst du mir bitte mit den Tellern?"

Valle brummt zustimmend, hält aber plötzlich inne. Der Nachthimmel leuchtet in allen Regenbogenfarben. Ich starre mit offenem Mund in den Himmel. Furcht macht sich in mir breit. Ich schreie auf, aber höre mich selbst nicht. Dann wird der Himmel glühend rot. Irgendetwas Großes steuert auf uns zu...

*

Ich schrecke hoch. Mein Magen scheint einen Purzelbaum zu schlagen. Ich spüre, dass ich angeschnallt bin. Hannes schaut besorgt zu mir.

"Schlecht geträumt, oder geht es dir nicht gut?"

Ich orientiere mich und bin erleichtert. Wir befinden uns im Landeanflug.

"Ich habe von einem Meteoritenschauer geträumt, der die Erde verschlingt."

Seine Miene wird noch besorgter.

"Was ist los?" frage ich deshalb. "Es war nur ein Traum!"

"Du solltest dich auf einer Uni einschreiben und Tiefenpsychologie belegen, Traumdeutung! Träume haben immer eine unterbewusste Bedeutung. Dein Traummotiv deutet auf eine einschneidende Veränderung in deinem Leben hin."

"Na, das liegt doch auf der Hand!" antworte ich ihm, erleichtert lächelnd. "Wir kommen als neue Persönlichkeiten nach Deutschland zurück."

Er nickt. In diesem Moment setzt das Flugzeug auf und rollt aus. Als es am Flugsteig hält, dürfen wir uns abschnallen und das Flugzeug über die Gangway verlassen. Da wir kein Gepäck dabei haben, gehen wir in der Ankunftshalle gleich auf die Ausgänge zu. Dort fällt mir sofort eine junge Frau mit wallenden roten Haaren auf. Wir steuern auf sie zu.

Grete grinst uns frech an und sagt:
"Hallo, da sind Sie ja! Darf ich ihre Namen erfahren?"

Hannes übernimmt und antwortet:
"Mein Name ist Calle Bester, werte Frau. Dies ist meine Freundin Maika Dahl und dies ist unsere gute Bekannte Sandra Rust."

Dabei zeigt er nacheinander auf Enie und danach auf mich.

"Okay, Herr Bester," meint Grete. "Dann folgen Sie mir bitte."

Wir folgen Grete aus dem Flughafengebäude zu einem Kleinwagen. Damit fahren wir zwei Stunden über die Autobahn nach Köln, in denen wir Grete von unserem südafrikanischen Abenteuer berichten. Sie fragt während der Fahrt:

"Ihr habt neue Identitäten erlangt?"

"Ja," bestätigt ihr 'Calle' mit fröhlichen Augen. "Wir sind zu einem Urlaub nach Namibia geflogen. Wir wollten die einzigartige Tierwelt erkunden. Wir haben bei den Robben in der Walvis Bay angefangen. Statt uns in einen Landrover zu setzen und die Tiere von weitem zu beobachten, haben wir eine angebotene Kajaktour gebucht. So sind wir mit den Tieren auf Tuchfühlung gekommen. Wir haben einen weißen Hai in einiger Entfernung vom Ufer erspürt. Das Tier ist von uns dabei gestört worden, sich ein Mittagessen aus der Robbenkolonie zu holen.
Wir haben es angelockt und ihm den Sack mit Fischen als Alternative angeboten, den unser Guide mitgenommen hat, um die Robben anzulocken. Er hat sich den Sack einverleibt. Dabei hat er allerdings 'Sandras' Kajak zerlegt, und mit dem Schlag seiner Schwanzflosse unseres gleich mit. Die Aktion hat er dann allerdings mit dem Tod bezahlt. Sicher haben danach einige kleinere Haie Totengräber gespielt.
Unser Guide kann sehr gut und sehr schnell schwimmen. Sie hat das Ufer erreicht und vom Landrover aus die Coastguard gerufen. Die Männer sind dann mit einem Schnellboot wenig später an der 'Unfallstelle' gewesen, konnten aber nur die Reste der beiden Kajaks aus dem Wasser fischen. Wir sind ein Stück weiter nördlich ans Ufer gekommen und haben einen Koffer mit nützlichen Sachen ausgegraben, den wir tags vorher dort deponiert gehabt haben.
Nun, da unsere alten Identitäten gestorben sind, brauchten wir neue. Mithilfe der Ureinwohner und der Ranger sind wir nach Swakopmund zurück gelangt und mithilfe einer Million Namibia-Dollar haben wir uns neue Identitäten ausstellen lassen. Nun sind wir Bürger von Namibia, die in Deutschland je ein Auslandsstudium absolvieren."