Reiko -4-
?Schau einmal dort! Deine Herde.? sagt er, als wir das Gatter der Koppel erreicht haben.
Auf der Koppel bewegen sich drei andere menschliche Ponys. Sie laufen sich mit wechselnden Rollen spielerisch nach. Unsere Ankunft an der Koppel ist nicht unbemerkt geblieben. Die Ponys auf der Koppel unterbrechen ihr Spiel und kommen zu uns.
Scheu trete ich einen Schritt zurück, aber der Schujin öffnet ein Stück des Gatters einen Spalt breit und zeigt mit einer Handbewegung, dass ich durch den Spalt auf die Koppel gehen soll. Zögerlich gehorche ich. Den Blick auf den Boden vor meine Hufe gerichtet, gehe ich durch den Spalt. Watanabe-San schließt das Gatter wieder und führt mich an der Leine zwei Meter weit am Gatter entlang.
Dort greift er zu mir herüber und löst die Leine vom Zaumzeug. Ich richte meine Aufmerksamkeit nun auf die anderen Ponys. Sie haben mich inzwischen umringt und drängen sich an mich. Ihre neugierigen Blicke wandern über meinen Körper. Sie stupsen mich hier und da mit ihren Schultern an und scheinen mich sogar zu beschnuppern.
Für mich gestaltet sich die Situation nicht gerade angenehm, so bedrängt zu sein. Auch habe ich es noch nie erlebt, dass sich Frauen wie Pferde verhalten. Unwillkürlich versuche ich durch einen Schritt rückwärts etwas Abstand zu gewinnen, doch es dauert keine Sekunde, bis sie nachgerückt sind.
Ich versuche mitzuspielen und gebe ein leises nervöses Schnauben von mir. Tatsächlich lassen die Ponys ein wenig von mir ab und gehen etwas auf Abstand. Sie bleiben aber neugierig auf mich.
?Gut, ihr scheint miteinander auszukommen,? meint Watanabe-San. Er lehnt leicht am Gatter, um die Szene von dort aus aufmerksam beobachten zu können.
?Ich muss noch etwas zu erledigen, aber ich bleibe in der Nähe, okay?? meint er und lässt uns auf der Koppel allein.
Nach einigen Minuten verteilen sich die Ponys wieder auf der Koppel. Die Jüngste kommt nach einer Runde im Trab wieder auf mich zu und lächelt mich an. Ich erwidere das Lächeln. Sie wirft den Kopf in den Nacken, dreht sich weg und entfernt sich zwei Schritte, um sich dann wieder zu mir umzuschauen.
Fordert sie mich auf, mitzuspielen? Möchte sie mit mir ?Nachlaufen? spielen? Ich bin noch nicht so gut auf meinen Hufschuhen unterwegs und habe Angst zu straucheln. Also folge ich ihr zwar etwas schneller, aber so sieht sie auch meinen unsicheren Gang.
Sie nickt nach einigen Schritten und führt mich nun auf der Koppel herum. Ich schaue mir alles näher an. Die Ponys haben gut trainierte Körper. Auch ich bin durch meine bisherige Arbeit als Model regelmäßige Kundin in Fitness-Studios.
Die Grasfläche mit dem schattigen Baum wird von Allen sicher als Liegewiese genutzt, aber was es mit dem kreisrunden Ding auf der Koppel auf sich hat, kann ich mir noch nicht erklären.
Irgendwann kommt Watanabe-San zur Koppel zurück. Ich habe ihn bereits bemerkt, als er um die Ecke des Stalles biegt, vier der kleinen Boxengatter in der Außenwand öffnet und beobachte ihn, wie er entspannt am Gatter stehen bleibt und sich daran lehnt. Von dort beobachtet er einfach nur einige Minuten die kleine Herde. Als er sich anscheinend satt gesehen hat, lässt er das Element des Gatters aufschwingen und lässt einen Pfiff ertönen.
?Oyasumi nasai -Ruht euch aus, bitte!? ruft er laut über die Koppel.
Die anderen Ponys laufen locker trabend auf den Shujin -Meister- zu. Nun setze ich mich auch in Bewegung und stakse in den Hufschuhen auf ihn zu. Als ich ihn fast erreicht habe, macht er einen Schritt auf mich zu und hakt seinen Finger in den Ring an meinem Zaumzeug.
?Na siehst du, nichts ist passiert,? sagt er in sanftem Ton. ?Jetzt geht es erst einmal zurück in den Stall.?
Alle vier Ponys gehen im Schritt neben und hinter ihm her auf die offenen Boxengatter zu, ohne dass er uns anleint.
?Jede zurück in ihre Box! Ihr kennt ja den Weg!? sagt er laut und tatsächlich verteilen sich die anderen Ponys auf die offenstehenden Boxengatter. Eins ist nicht von den Ponys benutzt worden. Demnach dürfte dahinter meine Box liegen. Ich betrete die Box und Watanabe-San schließt das Boxengatter. Danach ist er aus meinem Blickfeld verschwunden. An noch dreimaligem ähnlichem Quietschen entnehme ich, dass er alle offenen Boxengatter nacheinander schließt.
Irgendwie empfinde ich die Luft im Stall kühler als draußen, während des Nachmittages auf der Koppel. Ich schaue mich um und finde vorne am breiten Boxengatter zwei Tröge eingehängt.
Neugierig nähere ich mich ihnen und finde einen mit frischem Wasser gefüllt. Der Andere ist mit trockenen Pellets gefüllt. Vorsichtig beuge ich mich nach vorne und probiere davon, indem ich erst einmal ein Pellet mit den Lippen aufnehme und zerkaue. Es scheint aus Getreideflocken und Trockenobst zu bestehen. Nun muss ich aber erst ein Schluck Wasser nehmen. So verfahre ich bis ich satt bin.
In den anderen Boxen sind die Ponys ebenfalls beim Abendessen gewesen. Am Knistern erkenne ich, dass sich ein Pony nach dem anderen ins Stroh sinken lässt. Auch ich will mich ins Stroh legen. Dabei denke ich für den Moment nicht daran, dass meine Hände auf dem Rücken fixiert sind und ich lande mit einem lauten Knistern des Strohs auf dem Bauch liegend im Stroh.
Es ist nicht angenehm, mit dem Gesicht nach unten im Stroh zu liegen. Deshalb drehe ich mich mit Mühe, bis ich einigermaßen bequem auf der Seite liege. Seufzend nehme ich mir vor, das noch zu üben.
Nun liege ich dösend auf dem Strohhaufen in meiner Box. Inzwischen hat der Shujin wohl den Stall verlassen, denn es ist seit einiger Zeit still. Nur aus den Nachbarboxen hört man manchmal ein leises Schnauben. Nachdem ich ein paarmal auf dem Stroh gewälzt habe, meldet sich meine Blase.
Also rolle ich mich herum, so dass ich die Knie auf den Boden stellen kann und knie mich aufrecht ins Stroh. Es ist nicht ganz einfach, auf dem mit Stroh bedeckten Untergrund auf die Beine zu kommen, doch irgendwann klappt es mit eisernem Willen, aufzustehen.
Leise mache ich ein paar Schritte durch die Box. In der Dunkelheit wirkt alles ein wenig gruselig. Ich gehe auf die Tür zu, die zur Koppel führt. Das Licht des Mondes beleuchtet schwach die matten Metallstäbe. Dann drehe ich mich zu dem kleinen Strohhaufen neben meiner jetzigen Position um, stelle mich breitbeinig darüber und leere die drückende Blase.
Anschließend stakse ich zurück zu meinem Schlafplatz, gehe in die Hocke und setze mich auf die Holzbohle. Dann lasse ich mich hintenüberfallen, drehe mich und ziehe die Beine an. Ich rutsche ein paar Mal hin und her, bis ich mir eine kleine Kuhle geschaffen habe und versuche nun einzuschlafen.

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