Der Petclub (5)
Dietmar ist mir inzwischen auf allen Vieren nähergekommen und versucht den Ball zu erhaschen. Ich gebe dem Ball einen Stoß. Er rollt gegen den Schrank, prallt davon ab und rollt in einem anderen Winkel davon. Beim Hinterherlaufen auf allen Vieren behindern wir uns gegenseitig. Dietmar wirft mich um und ich lande mit dem Kopf auf dem Teppich. Sofort ist er bei mir und fragt besorgt:
?Bist du okay??
Ich nicke lachend und rappele mich auf.
?Siehst du,? meint er. ?Das scheint dir sogar Spaß zu machen!?
?Ja, aber die Hundehalter laufen normalerweise doch nicht auf allen Vieren!? gebe ich zu bedenken.
Er setzt sich neben seine Knie auf den Boden und nickt.
?Das ist schon richtig. Aber um dir den Bear Crawl nahezubringen, habe ich eben mal einen anderen Hund, einen Spielkameraden gemimt. Oder auf das Dogplay bezogen: Ich bin in die Rolle eines anderen Doggie, eines Spielkameraden geschlüpft. Wenn wir mal mit mehreren Petplayern zusammenkommen, könntest du auf diese Art mit einer anderen Doggie spielen??
?Aber unsere Sessions leben doch bestimmt davon, dass ich die Doggie bin und du der Owner??
?Das ist richtig!? meint Dietmar. ?Aber alles braucht halt seine Zeit. Lern? du dich erst einmal wie ein Hund bewegen. Dabei helfe ich dir gerne!?
?Kann ich nicht auch zwischen den Sessions üben??
?Natürlich,? meint er lächelnd. ?Wenn du nach deinem Bürojob abends nachhause kommst, kannst du es gerne üben! Im Internet dürfte es bestimmt Videos dazu geben.?
?Und was kommt danach?? frage ich ihn neugierig.
?Wenn wir die Reihenfolge einhalten, die auch Welpen in ihren ersten Lebenswochen erfahren, kommt nach dem sicheren Vierfüßler-Gang die nonverbale Kommunikation: Ich zeige dir eine Reihe von Gesten, die Hunde verwenden, um sich ihrer Umwelt mitzuteilen.?
?Ah, ja,? antworte ich. ?Welche wären das??
?Okay,? meint er. ?Die heutige erste Session kann gerne einen Querschnitt bringen. Normalerweise sollten wir schrittweise in der Reihenfolge vorgehen, damit alles nacheinander richtig sitzt??
Dietmar erhebt sich und sagt:
?Tiere sind Gefühlsmenschen, sagt man. Sie zeigen spontan, also sofort, wie sie fühlen. Und zwar die ganze Gefühlspalette! Nehmen wir einmal die Trauer? Ich würde die Wohnung verlassen, zum Beispiel um arbeiten zu gehen. Das versteht ein Hund nicht. Er denkt ?Herrchen verlässt mich?. Nun kauert er sich hin und schaut mit traurigen Augen zu mir auf, beziehungsweise hinter mir her.?
Ich probiere mich mit angezogenen Knien und Ellbogen hinzukauern und ihn traurig von unten herauf anzuschauen. Er macht in dieser Zeit ein paar Schritte von mir weg, so dass er aus der Position heraus, in der ich mich jetzt befinde, aus meinem Blickfeld gerät.
Kurz darauf nähert er sich mir wieder, lächelt mich an und meint:
?Nun würde sich ein Hund riesig freuen. Er würde hinten hochkommen und mir vorne seine Vorderläufe entgegenstrecken. Dabei würde er kurz gähnen, was bei Hunden nicht unbedingt ein Zeichen von Müdigkeit ist. Er würde mit dem Schwanz wackeln und sich freudig aufgeregt zeigen.?
?Hm, das ist eine ganze Menge,? stelle ich fest. ?Mal der Reihe nach: Der Hund kommt hinten hoch und streckt die Vorderbeine.?
Ich mache es so, wie ich es mir denke. Dietmar nickt lächelnd:
?Genauso! Hinten nur nicht ganz so hoch.?
?Und dabei gähnen?? frage ich.
?Naja,? meint er. ?Eben kurz den Mund öffnen, als wolltest du gähnen. Durch das Gähnen beruhigt sich der Hund selbst. Es wird auch oft zum Stressabbau genutzt. Die Wiedersehensfreude erhöht den Adrenalinspiegel im Blut. Manchmal springen die Hunde vor Freude ?im Dreieck? und bellen. Das meinte ich eben mit ?freudig aufgeregt sein?. Auch das Schwanzwackeln gehört hier rein.?