Der Petclub (6)
?Hm,? mache ich, und schaue mich um. ?Wie soll ich denn mit dem Schwanz wackeln??
Dietmar antwortet geduldig:
?Doggies haben eben weniger Ausdrucksmöglichkeiten als Hunde. Aber auch hier kann man sich verschiedene Hunderassen ansehen! Doggies haben keine beweglichen Ohren, die sie zum Geräusch hindrehen könnten. Bassets können das mit ihren Schlappohren auch nicht. Boxer werden kurz nach der Geburt der Schwanz kupiert. Diese Hunde wackeln ersatzweise mit ihrem Hinterteil. Du könntest also in der Hüfte wackeln vor Freude!?
Bei den letzten Worten zwinkert er mir zu. Neugierig probiere ich es kurz.
?So zeigt der Hund also seine Wiedersehensfreude,? meine ich. ?Das ist ein ganz komplexer Bewegungsablauf!?
?Ja,? antwortet er mir. ?Du musst bedenken, er schüttet plötzlich jede Menge Adrenalin aus. Das muss wieder abgebaut werden.?
?Übrigens,? meint Dietmar. ?Wenn dir nach Spielen ist? Die Spielverbeugung, mit der Hunde signalisieren ?Ich will spielen? oder ?Ich bin harmlos! Ich will bloß spielen!? sieht ganz ähnlich aus: Er streckt wieder seinen Hintern in die Höhe, beugt aber seine Vorderpfoten. Dabei schaut er dich nicht frontal an, obwohl er das in die Richtung des möglichen Spielpartners macht.?
Ich probiere auch diese Geste und frage:
?Warum darf ich dich dabei nicht direkt anschauen??
?Direkt anschauen, schon. Nur nicht in die Augen schauen! Das empfindet ein Hund als Provokation. Nur das Alphatier darf das.?
?Ah, okay,? mache ich.
Wir probieren noch eine Reihe anderer Gesten. Zwischendrin holt Dietmar immer wieder einmal den Ball hervor und unterbricht mit einem Ballspiel, bei dem er auch auf alle Viere geht. So macht mir das Spielen Spaß. Wir lachen viel und als es draußen dunkel wird, weiß ich nicht, wo die Zeit geblieben ist.
*
Zwei Wochen nach unserem ersten Zusammentreffen hat Dietmar einige Accessoires besorgt. So staune ich über ein Schaffell in einer Zimmerecke und eine schwere Glasschale. Zum Trinken nimmt er für mich als Doggie eine Trinkflasche aus dem Radsport, erklärt er mir.
?Ein Halsband, eventuell eine Leine, Pfotenfäustlinge und weiteres Spielzeug können wir im Hunde-Fachhandel kaufen. Anderes vielleicht im Sportgeschäft.?
Sportgeschäft! Das assoziiere ich mit viel Schweiß! Das sage ich ihm auch. Er lacht und meint:
?Ich hatte dabei so Kinderspielzeug im Kopf, wie eine Frisbee, zum Beispiel. Außerdem müssen wir jetzt nicht auf große Einkaufstour gehen! Ganz allmählich, eins nach dem Anderen!?
Wir verlassen seine Wohnung und gehen in einen nahen Hundezubehörladen. Dort lässt er mich Pfotenfäustlinge der Größe XXL anprobieren und ich darf mir ein Halsband aussuchen. Natürlich wird es eins aus rosafarbenem Leder! Er kauft noch einen Lederknochen, einen Knotenball und ein Gummitier, das beim Drücken quietscht.
Zuhause zeige ich ihm mein Können im Bear Crawl und rege mit der Spielverbeugung ein Ballspiel an. Dietmar nimmt gleich den neu gekauften Knotenball. Er hält ihn für hygienischer als den Tennisball. Den Ball lässt er zu Boden fallen und stößt ihn in meine Richtung. Ich lasse ihn ein paarmal zwischen meinen ?Vorderbeinen? hin und her rollen.
Dann reizt mich das Teufelchen auf meiner Schulter und ich ignoriere den Ball. Stattdessen laufe ich auf ihn zu. Er hat sich inzwischen auf die Couch gesetzt. Ich steige vor ihm auf meine ?Hinterbeine? und lasse mich gegen ihn fallen. Dietmar fällt zurück, gegen die Rückenlehne und ich komme mit dem Oberkörper auf ihm zu liegen.
hrpeter am 27. Juni 21
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