Der Petclub (10)
?Hört ihr?? sage ich dazu. ?TINA warnt den fremden Doggie, sich nicht weiter zu nähern und ihr ihr Spielzeug streitig zu machen.?
?Aber wie geht das denn nun weiter, ohne dass nun ein Kampf um den Ball entsteht?? fragt jemand aus dem Publikum.
Ich nicke und antworte:
?Zum einen müsste der Doggie nun seinerseits die Spielverbeugung zeigen. TINA wird den Ball wieder freigeben, aber eifersüchtig beobachten. Sobald der Doggie wieder mit dem Spielzeug abhauen will, wird sie ihn umwerfen und drohend über ihn stellen.?
?Ah,? meint ein Anderer aus dem Publikum. ?Aber das wäre dann doch der Beginn eines Kampfes um das Spielzeug!?
?Hm,? mache ich. ?Der unten liegende Hund würde seinen Hals lang machen, also seine Kehle für den finalen Biss freigeben. Das aber führt bei dem über ihm stehenden Hund zu einer Beißhemmung. Dieses ?Kehle freigeben? ist eine Unterwerfungsgeste. Der obenstehende Hund wird von ihm ablassen und mit dem Spielzeug seiner Wege gehen. Es kann aber auch sein, dass der siegreiche Hund den Anderen aufstehen lässt und dann ein Vorderbein über dessen Schultern legt. Weiß jemand, was diese Geste bedeutet??
Nach einer Gedankenpause beantworte ich die Frage selbst:
?Mit diesem ?Aufreiten? seitlich über den Schultern zeigt der Hund seine Dominanz gegenüber dem Anderen. Er sagt quasi ?Ich bin hier das Alphatier!??
Ich wende mich danach wieder dem jungen Mann auf allen Vieren zu und meine:
?Du kannst gerne wieder zu deinem Platz gehen. Vielen Dank für deine Mitarbeit!?
Anschließend sammele ich den Ball wieder ein und nicke TINA zu.
?Zieh dich ruhig schon wieder um und komm zum Tisch zurück,? sage ich und lächele sie liebevoll an.
Sie erhebt sich, kommt mir hinterher, von der Bühne herunter und hält mir ihre Pfotenfäustlinge entgegen. Ich befreie Martina nun von ihnen und sie verschwindet hinter der Tür zum Nebenraum. Einige Minuten danach setzt sie sich wieder neben mich an den Tisch. Das Gespräch über das Erlebte ist inzwischen schon in vollem Gang.

*

Eine Frau am Tisch sagt nach kurzer Zeit:
?Ich weiß nicht, was dieses pseudowissenschaftliche Zeug uns bringen soll. Wir wollen mit dem Petplay unseren Spaß haben. Den haben wir aber nicht, wenn wir ständig überlegen müssen, wie das echte Tier sich in der Situation verhalten würde! Das ist etwas für die Bühne, für eine Vorführung, aber nicht für das alltägliche Petplay in den Sessions.?
?Nun,? antworte ich. ?Das ist eine Frage der Sichtweise! Ich behaupte ja nicht, dass unser Dogplay, das sich am Verhalten echter Hunde orientiert, das einzig wahre Dogplay wäre. So wie es auch nicht DAS Petplay gibt, sondern jedem seins. Darum sollten sich zwei Interessenten für ein gemeinsames Petplay immer vorher in einem Café -oder so- treffen und miteinander über ihr Petplay sprechen. Der quasi ?kleinste gemeinsame Nenner? wird dann deren gemeinsames Petplay werden.
Und wer dann Andere an seinem Petplay teilnehmen lassen mag, kann sich dann gerne ebenfalls auf die Bühne stellen und es vorführen.?
In die entstehende Gesprächspause meldet sich Rüdiger zu Wort:
?Du sagtest gerade, dass es nicht DAS Petplay gibt, sondern jedem seins. Dadurch hat Petplay eine große Bandbreite. Ich sage einfach mal, euer Petplay, das sich am Verhalten des dargestellten Tieres orientiert, ist das eine Ende des Bandes. So wie ich das gesehen habe, folgt ihr dem asexuellen Petplay. Das andere Ende des Bandes ist dort, wo der Petslave vom Owner auf alle Viere geschickt und gezwungen wird, aus einem Napf zu fressen. Das und das Führen an der Leine oder das Sperren in einen Käfig erregt beide Spielende und so bekommt das Petplay eine erotische bis sexuelle Komponente. Nicht selten enden solche Sessions im gemeinsamen Bett, um die aufgebaute Erregung abzubauen.?