Der Petclub (11)
Einige der Anwesenden nicken und klopfen Beifall auf der Tischplatte.
?Das ist richtig,? pflichte ich Rüdiger bei. ?Und deshalb muss man gemeinsam darüber reden. Und so entstehen dann die vielen Facetten zwischen den genannten Polen. Wichtig ist nun die Toleranz unter den Petplayern für den Anderen.?
?Aber du willst doch nicht ernsthaft, dass jemand sein Spielgerät auf die Bühne stellt, Käfig, Napf, Gerte und Bett!??
Ich grinse bei der Vorstellung.
?Nein, euer Bett lasst gerne zuhause. Das ist eure Intimsphäre! Alles andere wäre aber sicher interessant für die Runde hier. Überlegt einmal, ihr wolltet an einem Event im Cantonium in Hamburg teilnehmen oder in Crimmitschau, oder wo auch immer und dort euer Petplay vorführen. Als Ponyplayer vielleicht ein paar Dressurfiguren oder so. Aber auch eure Käfighaltung, Leinenhaltung, oder was auch immer. All das passt auch hier auf die Bühne!?
Einige in der Runde nicken. In die Gesprächspause wirft eine Frau, die ein Halsband trägt, eine Frage hinein:
?Ihr habt zu Beginn in der Vorstellungsrunde gesagt, dass ihr aus verschiedenen Ecken zum Petplay gefunden habt, bevor ihr euch kennengelernt habt. Kann man mehr darüber erfahren??
Ich lächele und schaue Martina aufmunternd an. Sie holt einmal tief Luft und berichtet:
?Also? Ich war früher die Sub eines Masters, der mich hin und wieder zu seinem Vergnügen und um mich zu demütigen auf alle Viere geschickt hat, unterstützt mit der Gerte. Nun liebe ich den Schmerz eigentlich gar nicht. Anfangs dachte ich in meiner Unerfahrenheit, das gehört dazu. Eine devote Frau müsse auch Schmerzen aushalten, und das würde mit der Zeit weniger, je angepasster ich mich verhalte, und dem Master keinen Grund zum Strafen mehr gäbe. Aber tatsächlich wurde es nicht weniger. Irgendwann habe ich ihn schließlich vor die Tür gesetzt. Danach fühlte ich mich richtiggehend schlecht. Aber ich sagte mir, dass musste sein, wenn ich nicht untergehen wollte.?
Es sprudelt nur so aus ihr heraus. Sie hat Vertrauen zu der Runde gefasst. Nach kurzem Luftholen redet sie weiter:
?Monate später, als ich einigermaßen gefestigt war, lernte ich Dietmar auf der Internetseite kennen. Er hat mir eine völlig andere Art des Petplay gezeigt. Er straft kein Fehlverhalten, sondern korrigiert es geduldig. Daneben lobt und belohnt er gute Ergebnisse. Er hat mich ermuntert, meine Gefühle spontan zu zeigen. Auch soll ich mich am Verhalten echter Hunde orientieren, also auch deren Gestik und Mimik verwenden. Genauso wie ich deren Gangart nachahme. Man könnte sagen, in mir lebt ein Hund, den ich des Öfteren herauslassen darf? Und das macht mir Spaß!?
Einer der Männer in der Runde hakt hier ein:
?Das ist wunderbar, dass es dir Spaß macht! Ich denke, das konnte man während der Vorführung auch sehr gut sehen. Du hast also vom Sadomaso Pet-Slave zum asexuellen verhaltensbestimmten Petplay gefunden??
?Ja, so kann man sagen!? bekräftigt Martina.
Die Frau, die uns zum erzählen aufgefordert hat, fragt nun mich direkt:
?Und wie bist du zum Petplay gekommen, Dietmar??
?Das war ein jahrelanger Entwicklungsprozess,? meine ich. ?Ich habe beruflich viel Verantwortung tragen müssen. Ich war bis zu einem schweren Unfall in der Binnenschifffahrt tätig. Wir haben Fahrgästen einen schönen Nachmittag oder einen unvergesslichen Abend bereitet. Nun ist es ja so, dass Wasser nicht nur nass ist, sondern auch lebensgefährlich sein kann. Also mussten wir den Begriff ?Verantwortung? ernstnehmen, regelrecht verinnerlichen.
Dann, wie gerade angesprochen, der schwere Verkehrsunfall. Ich durfte nicht mehr an Bord arbeiten. Auch ist meine langjährige Partnerschaft in dieser Zeit zerbrochen. Über eine andere Frau bin ich mit BDSM in Berührung gekommen. Ich habe mich informiert und konnte mit Bondage wenig anfangen, auch wenn ich das Knoten beruflich kenne. Das Sadomaso stieß mich regelrecht ab. Ich mag es nicht, anderen Personen Schmerzen zuzufügen. Das hat vielleicht mit meiner schweren Kindheit zu tun.