Ponyhof -1-
Mein Telefon klingelt. Ich sehe, dass es Peter ist. Wir haben uns auf einer Internetseite für Petplayer kennengelernt. Er konnte mir, dem Neuling, eine Menge Fragen beantworten. Kurz darauf habe ich ihm angeboten, dass wir die Nummern tauschen. Ich nehme also das Gespräch an und melde mich.
?Breitenbach.?
?Hallo Reimar, du kannst dich doch sicher noch daran erinnern, dass ich dir bei unserem letzten Treffen eine Immobilienanzeige gezeigt habe??
?Ihjaaa??
?Wir brauchen einen Ort, wo wir ungestört unsere Neigung ausleben können. Also habe ich weitergesucht und gerechnet. Schließlich habe ich auch etwas gefunden!?
?Was??
?Einen Bauernhof mit maroden Gebäuden. Die Erben leben schon seit Jahren in der Stadt. Achtundzwanzig Hektar groß für 380.000 Euro.?
?Wer soll das bezahlen? Marode Gebäude? Da kommen sicher auch noch Renovierungskosten hinzu!?
?Ich habe ein Erbe. Das reicht zwar nicht, aber wir werden sehen. Ich habe vor, zwanzig Hektar an die umliegenden Bauern zu verpachten. Bei zweihundert Euro pro Hektar Pacht, die sich dort erzielen lassen, bekommen wir jährlich viertausend Euro Pachtzins. Damit lässt sich der Kredit allein nicht bezahlen. Der erfordert jährlich 13.000Euro.
Ich lasse die Gebäude abreißen, setze stattdessen ein sogenanntes Nur-Dach-Haus an die Straße und vermiete es an Urlauber. Damit lässt sich die dreifache Miete erzielen, wenn auch nur während der Schulferien, und das sind höchstens vier Monate im Jahr. Bei einem normalen Mietzins von sieben Euro pro Quadratmeter und hundert Quadratmeter Wohnfläche ergeben sich daraus 8.400 Euro im Jahr und uns steht das Haus an acht Monaten oder etwa vierunddreißig Wochenenden selbst zur Verfügung. Den 13.000 Euro Abzahlung auf dreißig Jahre stehen also 12.400 Euro Einnahmen gegenüber. Ich muss selbst nur 600 Euro zuzahlen ? oder fünfzig Euro im Monat.
Dann will ich auf den verbliebenen acht Hektar kleine Fichten oder Tannen pflanzen und diese vor Weihnachten gewinnbringend verkaufen. So können wir später dann davon leben. Die erste Investition vom Verkaufsgewinn wird eine sogenannte ?Industriehalle? sein. Dahinein kommen dann irgendwann Einbauten, wie Pferdeboxen und anderes. Alles mit der Zeit??
?Das hört sich wunderbar an. Und du nimmst das alles auf deine Kappe??
?Nach der Berechnung könnte ich das ohne weiteres!?
?Gut, dann mach das, Reimar. Wenn du meinst.?
?Du könntest dich aber auch gerne beteiligen, wenn du magst!?

*

Ein halbes Jahr höre ich nichts mehr. Wir haben Frühjahr und die Apfelblüte weckt in mir nostalgische Erinnerungen an meine Kindheit. Als das Telefon an meinem Arbeitsplatz klingelt, werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Schuldbewusst schaue ich auf das Display und atme auf. Es ist keiner der Kollegen oder gar der Chef. Ich nehme das Gespräch an:
?Breitenbach.?
?Hallo Peter,? meldet sich der Anrufer. ?Reimar hier. Ich wollte dir nur sagen, dass unser Projekt in der Eifel angelaufen ist. Ich hatte in den vergangenen Wochen sogar schon einige Feriengäste.?
?Oh, das freut mich für dich!? gebe ich aufrichtig zurück.
?Auch für dich, Peter, auch für dich! Wir hatten doch darüber gesprochen, dass du ebenfalls davon profitieren kannst, wenn du magst! Oder hast du dich inzwischen anders entschieden??
?Nein, ist schon okay, Reimar. Finanziell ist da ja kaum ein Risiko??
?Das kommt jetzt gerade nicht begeistert. Weißt du was? Komm doch am nächsten Wochenende hierher und schau dir alles an, probier? es aus!?
?Weißt du, ich hatte gerade ziemlich was um die Ohren, aber das klappt am Wochenende!? antworte ich ihm.
Ich bin neugierig geworden.
?Also bis dann.?
?Ja, bis dann. Ich freue mich!? sage ich und verabschiede mich von Reimar.
Er hat es also geschafft, ein Petplayer-Refugium zu schaffen! Auch wenn es noch in den Kinderschuhen steckt. Das muss ich mir ansehen!

*