Ponyhof -11-
In den Wochen nach unserem Petplay-Event, bei dem ich Lisa kennen gelernt habe, habe ich des Öfteren mit ihr getextet. Dabei ist neben Alltäglichem auch unser Faible Gesprächsthema. So habe ich sie gefragt:
?Ponys kann man natürlich einzeln halten, oder zu mehreren. Das wäre dann eine Herde. So eine Herde funktioniert intern, indem entweder ein Hengst mehrere Stuten hat, oder die erfahrenste Stute die anderen führt.?
?Hm, was willst du damit andeuten, Peter?? fragt sie zurück.
?Nehmen wir einmal an,? texte ich schüchtern zurück. ?Ich wäre nun nicht dein menschlicher Trainer, sondern käme als einzelner Hengst neu in eine Herde, in der du dich auch befindest. Wie würdest du mich sehen??
Sie schickt mir ein Lächel-Smilie und schreibt:
?Ich würde schauen, wie du dich gegenüber den anderen Herdenmitgliedern benimmst. Würdest du dich machohaft gebärden, wärst du bei mir gleich unten durch. Ich würde dich bei jeder Annäherung deinerseits wegbeißen.?
?Was bräuchte ein Hengst, deiner Meinung nach, damit du ihn an deiner Seite akzeptierst?? schreibe ich zurück.
?Nun, er müsste mich beschützen und verteidigen. So entwickelt sich mit der Zeit das Vertrauen, das mich seiner Führung anvertrauen lässt. Er müsste zeigen, dass nicht das ICH, sondern das DU für ihn wichtiger ist.?
Ich nicke und schreibe:
?Vertrauen aufbauen, dir Zeit lassen, dich als Person respektieren ? so bin ich eigentlich? Daneben jetzt als Pony-Trainer aber auch konsequent, fürsorglich und liebevoll.?
?Wenn wir uns bald einmal wieder auf eurem Ponyhof treffen und du mich trainierst ? wäre es da nicht schön, wenn wir auch menschlich miteinander harmonieren? Wenn wir uns inzwischen angefreundet hätten??
Ich bin anfangs zu schüchtern gewesen, mit der Tür ins Haus zu fallen. Vielleicht habe ich auch Angst vor Zurückweisung gehabt. Jetzt hat Lisa mir beinahe das Heft aus der Hand genommen. Ich schreibe ihr:
?Das wäre wunderbar! Kennengelernt haben wir uns ja. Sympathie füreinander scheint sich gegenseitig entwickelt zu haben. Wann hättest du denn Zeit, dich einmal mit mir zu treffen? Ort und Ausgestaltung des Nachmittages überlasse ich gerne dir, wenn dir deine Heimatstadt als erster Treffpunkt vorschwebt ? und ich lerne dein bisheriges Lebensumfeld kennen!?
Sie wählt das Restaurant einer großen Reitsporthalle. Ich fahre also mit unserem Lieferwagen am darauffolgenden Sonntag zum Bahnhof, setze mich in den Zug und fahre in die Heimatstadt der beiden Freundinnen. Lisa erwartet mich mit ihrem kleinen Flitzer dort am Bahnhof und bringt mich zu der Location. Über große Panoramascheiben kann man das Training der Jugend beobachten, während wir etwas essen und miteinander sprechen, ohne dass Reimar oder auch Rebekka dabei sind. Nur wir beide in dieser Umgebung mit dem Duft nach Pferden, dem Donnern der Hufe und den gelegentlichen Kommandos und Lob der Trainer.

*

Als ich Peter nach diesem Nachmittag zum Bahnhof bringe, habe ich Schmetterlinge im Bauch. Noch zeige ich ihm das aber nicht. Wir verabschieden uns wie zwei gute Bekannte mit einer leichten Umarmung voneinander.
Zurück zuhause texte ich Rebekka an:
?Hi, Rebekka!?
?Hi Lisa,? kommt zurück. ?Na, wie findest du Peter??
Sie weiß natürlich von meinem heutigen Treffen mit Peter. Ich habe im Vorfeld mit ihr darüber getextet.
?Ich denke, er ist ein lieber Kerl,? antworte ich ehrlich. ?In seiner Nähe fühle ich mich wohl.?
?Das ist doch wunderbar!? schreibt sie zurück. ?Das ist ausbaufähig.?
Ich muss grinsen. Zurück schreibe ich:
?Und? Wie sieht das bei dir und Reimar aus??
?Eine reine Online-Beziehung strebe ich auch nicht an. Ich bin mir nur noch nicht im Klaren, wie die Zukunft im Alltag aussehen soll. Gebe ich hier alles auf und ziehe zu Reimar, wenn wir uns mögen, was dann? Finde ich dort eine Arbeitsstelle? Ich möchte ihm nicht auf der Tasche liegen und quasi auf der Straße stehen, wenn nichts draus wird!?
?Ach, komm! Gib dir einen Ruck! Es wird schon nicht schiefgehen. Zur Not können wir miteinander sprechen und reden dann gemeinsam mit Reimar, sollte es Probleme geben? Übrigens, Probleme gibt es überall immer wieder mal! Da heißt es einfach Reden, Reden und wieder Reden!?