Luna und Sunny -6
Nach diesen Überlegungen gehe ich hinunter in die Küche und schaue im Cookit nach einem Rezept für Sonntagsbrötchen. Tatsächlich kann die Küchenmaschine auch das. Ich hole Mehl, Milch, warmes Wasser und Hefe heran und gebe in die Maschine, was sie gerade von mir verlangt.

Bald habe ich ein riesiges Hamburger Brötchen hergestellt, entnehme es der Maschine und zerschneide es in drei Teile. Danach wird es aufgeschnitten und eine Hälfte mit Marmelade bestrichen. Die andere Hälfte belege ich mit Thunfisch und streue Käse darüber. Diese Hälfte erhitze ich schnell in der Mikrowelle, bis der Käse zerlaufen ist. Die Brötchen für 'Luna' und 'Sunny' schneide ich klein und schiebe sie mit dem Messer vom Schneidbrett in die Schalen, die ich ihnen wieder neben meinen Sitzplatz auf den Boden stelle.

Während ich frühstücke, überlege ich, wie ich die drei Monate Sommerferien ausfülle bis ich wieder arbeiten gehe, wenn ich bis dahin die Einladung von der NASA bekommen habe. Ich sollte hin und wieder in meine Fachbücher schauen und ein paar kleinere Aufgaben lösen, um geistig in Form zu bleiben. Aber die meiste Zeit des Tages werde ich Hausfrau spielen müssen und meine Hunde bespaßen, damit sie abends rechtschaffen müde sind.

Nach dem Frühstück stelle ich alles in die Spülmaschine und starte das Programm. Danach drehe ich mich zu 'Luna' und 'Sunny' um, die mich erwartungsvoll anschauen.

"Was haltet ihr von 'Gassigehen'?" frage ich.

Sofort kommt Bewegung in die Beiden. Es scheint, sie freuen sich einmal vor die Tür zu kommen. Sie drängen sich so an die Haustür, dass ich Mühe habe an die Türklinke zu kommen. Mir fällt etwas ein und ich sage:

"Habt ihr Sneaker? Holt eure Schuhe!"

Nun habe ich Platz an der Tür. Kurz darauf bringen sie mir ihre Schuhe, indem sie die Schnürsenkel im Mund halten. Ich ziehe ihnen die Schuhe an, nachdem sie sich auf den Boden gesetzt haben. Danach öffne ich die Tür und lasse sie in den Flur hineinschwingen. Die Beiden weichen dem Türflügel aus und stehen auf. Danach betreten sie als Zweibeiner den Weg durch den Vorgarten. Ich wende mich wieder der Tür zu und schließe ab.
Schnelle Schritte lassen mich herumfahren. Ich sehe gerade noch, in welche Richtung 'Luna' und 'Sunny' davonlaufen. Ich habe gar nicht gewusst, dass die Beiden Joggerinnen sind...

Sofort laufe ich hinter den Beiden her. Ich will sie zumindest noch im Auge behalten. Es scheint, dass sie sich von Zeit zu Zeit umschauen und mich allmählich näherkommen lassen. Trotzdem werde ich immer kurzatmiger. Irgendwann lehne ich mich an den Eckpfeiler einer Gartenmauer und atme tief, um wieder Sauerstoff ins Blut zu bekommen.

"Haaaalt!" rufe ich. "Der Spaziergang ist zu Ende! Wir gehen nachhause zurück."

'Luna' und 'Sunny' bleiben stehen und kommen schlendernd zurück. 'Luna' steckt hier und da ihre Nase in das Buschwerk der Vorgarten-Begrenzungen. 'Sunny' wartet dann ein paar Sekunden. Sie schinden Zeit. Dass es nachhause zurück gehen soll, gefällt ihnen wahrscheinlich nicht.

Ich bin inzwischen wieder etwas bei Puste und gehe den Beiden entgegen. Als wir uns beinahe erreicht haben, sagt 'Sunny' voller Enttäuschung und mit veränderter Stimme:

"Schooon? Wir sind solange nicht draußen gewesen..."

Ich schaue sie erstaunt an. Meine Gedanken überschlagen sich. Anscheinend dürfen 'Luna' und 'Sunny', wenn sie auf zwei Beinen unterwegs sind, auch reden. Nur dass sie in ihrem Kopf Hunde bleiben, beziehungsweise sich 'wie Kinder' verhalten, um ihr Verhalten fremden Leuten zu erklären.