Luna und Sunny -11
Ihre Schalen stelle ich neben mich auf den Boden und lasse sie ihr Frühstück mit dem Mund herausangeln, während ich an der Küchenbar sitze und frühstücke. Dabei sage ich:
"Heute ist Sonntag, 'Luna' und 'Sunny'. Heute habe ich frei und kann mich den ganzen Tag mit euch beschäftigen."
Nach dem Frühstück mache ich drei Lunchpakete fertig. Sie und zwei große Flaschen Saft lege ich in meinen alten Rucksack. Eine Decke schiebe ich dazu und fülle damit den restlichen Leerraum im Rucksack. Anschließend sage ich, zu den Doggies gewandt:
"BEI FUSS!"
Ich verlasse mit ihnen das Haus und gehe zur Garage. 'Luna' und 'Sunny' sind in der Haustür vom Vierfüßler-Gang in den Zweifüßler-Gang hochgekommen, wie es ihnen der Hypnotiseur vor Monaten gesagt hat. Nachdem ich die Garage geöffnet und meinen alten Wagen herausgefahren habe, lasse ich die Beiden einsteigen und schließe die Garage mit der Fernbedienung.
Nun fahre ich los. Ich denke, ein Besuch im Zoo von Huntsville wäre sicher auch für die Beiden interessant. Nach einer guten Stunde halte ich kurz vor der Großstadt mit ihren Hochhäusern, um mit den Beiden kurze Zeit apportieren zu spielen.
Plötzlich kommt 'Luna' mit ihrem neonfarbenen Ball allein zurück. Besorgt frage ich:
"Wo ist 'Sunny'?"
Sie dreht sich in die Richtung, in der 'Sunny' eben hinter dem Ball hergelaufen ist. Ich folge 'Luna'. Nach ein paar Minuten sehe ich 'Sunny' vor einem Hinweisschild stehen. Sie scheint irgendwie entrückt. Wir nähern uns ihr und ich spreche sie an:
"'Sunny'? Was ist los? Der Ort hier..."
Sie wendet sich mit trauriger Miene zu mir um. Eine Träne läuft über ihre linke Wange. Sie räuspert sich. Das kommt mir gerade alles unwirklich vor. Mit krächzender Stimme erzählt sie die Geschichte, die der Hypnotiseur ihr als ihre Vorgeschichte 'eingeimpft' hat:
"Master Jerry, dies ist der Ort, an dem ich ausgesetzt wurde. Mein voriger Master war ein schrecklicher Mensch. Aber trotzdem war er mein Master, der Mensch, der mich gefüttert und sich mit mir beschäftigt hat. Ich habe mein Bestes gegeben, weil ich dachte, ich könnte ihm immer dienen. Dass er mich trat und schlug, nahm ich als gegeben hin.
Eines Tages brachte er einen anderen Hund nachhause, eine beliebte, angesagte Rasse, und er setzte mich aus..."
Atemlos höre ich 'Sunny' zu. So tief ist die Hypnose, dass sie nicht merkt, dass sie eine erdachte Vergangenheit von sich berichtet. Sie fährt fort:
"Ich war traurig. Ich hatte nichts zu essen und wurde vom Regen durchnässt. Ich dachte, dass ich niemand mehr trauen könnte, und allmählich begann ich die Menschen zu hassen. Ich wurde ein Streuner und hatte jeden gebissen, der sich mir näherte. Dann fingen mich Leute mit Netzen ein und brachten mich auf ein Gelände, wo noch mehr solcher Hunde lebten. Ich wurde in einen Zwinger gesteckt."
Still höre ich zu, wie 'Sunny' die aufgesetzte Erinnerung abspult. 'Luna' steht ruhig neben mir.
"Wenn der ältere Master mich nicht von diesem Ort gerettet hätte, wer weiß was dann aus mir geworden wäre..."
Sanft lege ich meine Hand auf ihre Schulter und sage:
"Du, ich betrachte dich und 'Luna' als meine Familie. Familienmitglieder jagt man nicht fort! Ich werde euch immer beschützen."
hrpeter am 19. Dezember 21
|
Permalink
|
0 Kommentare
|
kommentieren