Luna und Sunny -19
'Luna' drückt sich an mich und reibt ihre Flanke an mir, nachdem sie sich neben mich hingehockt hat. Ich schiebe etwas Schnee zur Seite und mache eine Betonplatte des Gartenweges frei. Dort stelle ich eine Rakete aus dem Paket auf und zünde die Zündschnur an. Sie steigt wie erwartet in den Himmel und kurz darauf schaukelt etwas Weißes zur Erde zurück. Ihr folgen noch zwei weitere Raketen, dann gehen wir nebeneinander wieder ins Haus zurück. An der Verandatür steht 'Sunny' und lässt uns eintreten. Sie hat das kleine Feuerwerk von dort beobachtet.

*

Am nächsten Morgen, dem zweiten Weihnachtstag, haben wir gerade gefrühstückt und ich bin damit beschäftigt, die Spülmaschine zu laden. Draußen fällt der Schnee so leicht, als wären es die Gänsefedern eines Federbettes. Plötzlich hören wir alle Drei das Quietschen des Garagentores. 'Luna' und 'Sunny' laufen zur Haustür und warten dort, was passiert.

Ich habe die Spülmaschine eingeschaltet und folge nun den Doggies. In diesem Moment geht die Tür auf und Papa steht im Eingang. Er hat ein kleines Bordcase über der linken Schulter hängen und hält den Gurt mit der linken Hand an seinem Platz. Er kommt herein und 'Sunny' zeigt sich ihm auf allen Vieren. Sie geht sofort in die Begrüßungsposition und äußert sich freudig mit einem "Bow". Danach nähert sie sich ihm und lehnt sich an sein Bein. Sie reibt sich hechelnd an Papa.

Nun zeigen 'Luna' und ich uns auch. Freudig wünsche ich ihm "Frohe Weihnachten!" Papa kommt vollends ins Haus und schließt die Tür hinter sich. Er geht in den Livingroom und lässt sich in den Sessel fallen. Sein Bordcase stellt er neben sich und beugt sich vor, um die Doggies zu streicheln, die ihn bedrängen.

Ich hole zwei Tassen heißen Weihnachtspunsch herbei und eine Schale mit Weihnachtsplätzchen. Seine Tasse gebe ich ihm vorsichtig in die Hand und stelle den Rest auf den Coffeetable. Dann setze ich mich ihm gegenüber auf die Couch.

"Dass du Weihnachten nachhause kommst, habe ich nicht erwartet!" beginne ich. "Ich freue mich aber genauso wie 'Luna' und 'Sunny' darüber."

"Ich wusste nicht, ob es klappt," meint Papa. "Deshalb habe ich die Geschenke schon früher abgeschickt. Sie sind doch angekommen?"

Ich nicke lächelnd.

"Ja, vorgestern. Pünktlich zum Fest. Wir haben die Pakete gestern geöffnet und uns sehr gefreut. Bleibst du jetzt länger zuhause?"

"Leider nein. Nach Neujahr muss ich wieder zum Flughafen... Aber im Sommer dürfte mein Auftrag auslaufen und ich wieder dauerhaft zuhause sein. Bis dahin dürfte mein Stellvertreter dort soweit sein, dass er meine Position ausfüllen kann."

"Das sind ja wunderbare Nachrichten!" stelle ich freudig fest.

"Und du?" fragt Papa nun. "Ich hörte, dass du inzwischen auch im NASA Space Rocket Center in Huntsville arbeitest?"

"Ja, meine Bewerbung ist angenommen worden und die Kollegen in meiner Abteilung sind wunderbar."

"Das freut mich, Jerry. Aber eigentlich habe ich auch nichts anderes erwartet," antwortet er mit breitem Grinsen. Er ergänzt mit Blick auf 'Luna' und 'Sunny':

"Du verstehst dich mit den Beiden gut?"

Ich nicke und meine:
"Da hast du mir aber einen gehörigen Schrecken eingejagt, als ich nach dem Seminar in Germany nachhause kam. Aber inzwischen sind wir ein wunderbares Team!"

"Das ist schön!" meint er.

In der Zwischenzeit hat er seine Tasse geleert und erhebt sich. Er greift sein Bordcase und sagt:

"Dann will ich mich erst einmal ausruhen."

"Okay," bestätige ich.

Der lange Flug und schließlich die erhöhte Aufmerksamkeit für den hiesigen Straßenzustand, fordern ihren Tribut. Papa steigt die Treppe hinauf. 'Sunny' hat sich ebenfalls erhoben und folgt ihm auf allen Vieren. Dann sind beide wohl im Schlafzimmer verschwunden. Ich höre noch ein paar Mal Schranktüren quietschen. Danach wird er sich ins Bett legen und 'Sunny' sich an ihn kuscheln. Sie hat sicher am Meisten unter seiner Abwesenheit gelitten, nachdem 'er sie aus dem Tierheim gerettet und mit viel Geduld an sich gewöhnt hat'.