Loonas "Schwester" -8
"Aber auf allen Vieren?" meint Andrea. "Ich könnte das nicht... So, vor den Leuten..."

Ich setze mich kurz auf den Boden und streichele Rino, die sich mir genähert hat. Plötzlich wendet sie den Kopf und ihre Zunge schnellt zwischen ihren Zähnen hervor.

Unwillkürlich mache ich "Iiihhh!" Das dann in ein verlegenes Lachen übergeht und wehre Rino halbherzig ab. Natürlich weiß ich um die Mechanismen, die Gründe, warum Rino diese Reaktion gezeigt hat.

Darum erkläre ich unserem Besuch:
"Hunde haben zwar vier Beine, aber keine Hand. Also nutzen sie ihre Zunge zum Greifen, Löffeln und Streicheln. Ihr Lecken bedeutet daher, dass sie dich mag."

"Okay," meint Andrea und schneidet eine mitfühlende Grimasse. "Aber das ist trotzdem gewöhnungsbedürftig!"

"Es heißt immer: Halte sie dir vom Gesicht fern. Gib ihr deine Hand zum Lecken. So mache ich es auch, aber immer klappt das halt nicht," antworte ich lächelnd. "Die Geste kommt daher, dass damit unter ihresgleichen das Baby das ältere Geschwister und das Elternteil, das von der Jagd kommt, zum Hervorwürgen vorverdauter Nahrung animiert."

Andrea schaut mich so skeptisch an, dass ich lachen muss.

"Keine Angst," sage ich unter Lachen, "ich werde allenfalls mal Maik durch Lecken im Gesicht aufwecken, falls er verschläft und mich der Schalk reitet, sonst siehst du die Geste von mir nie!"

Dann komme ich auf die unterbrochene Unterhaltung zurück. Ich erkläre Andrea:

"Du musst dich ja auch nicht in der Öffentlichkeit auf alle Viere begeben, wenn du nicht magst! Innerhalb der Wohnung reicht auch. Gib einmal bei Google den Suchbegriff 'Bear Crawl' ein und schau dir die angezeigten Bilder an. Das Bear Crawl ist eine 'After-Work-Sportart' hauptsächlich in Japan und Nordamerika beheimatet. Zieh' dir einen Trainingsanzug an und laufe auf allen Vieren. Dem der sich darüber aufregt, sagst du, du powerst dich nach acht Stunden Büro gerne auf diese Art aus. Innerlich weiß nur du und Alex, dass ihr euch im Rollenspiel 'Hündin und ihr Herr' befindet. - Wie du siehst bin ich jetzt die Hündin meines Herrn."

Der Nachmittag ist viel zu kurz. Unsere Gäste sind mit einer Vielzahl von Eindrücken konfrontiert worden, die sicher lange nachwirken werden.
Später verabschieden wir uns mit herzlichen Umarmungen. Als die Beiden sich schon zur Wohnungstür gewendet haben, dreht sich Andrea noch einmal um und meint:

"Ich hoffe, wir können den Nachmittag bald mal wiederholen."

"Das wäre schön," antworte ich lächelnd zum Abschied.

Wir können uns in den folgenden Monaten etwa einmal monatlich treffen. Neben Gesprächen zum Meinungsaustausch veranstalten wir Videoabende und probieren alles Gesehene in unserer Wohnung aus. Rino spielt begeistert mit.

*

Auf meine Frage hin
"Können wir das Ganze nicht auch einmal draußen spielen? Da ist immerhin mehr Platz."
schaut sich Alex bei Google in der Umgebung unserer Stadt um. Dabei fällt ihm die Web-Site eines Petclubs ins Auge. Er schaut sie sich näher an und ruft mich, Andrea, hinzu, damit ich ihren Internet-Auftritt auch einmal lese. Er ist auf meine Meinung gespannt.

"Sie frönen anscheinend keine in sich abgeschlossene Subkultur," urteile ich. "Die Puppy-Girls tragen einen Lycra-Overall, Sneakers und feste Handschuhe. Aber Neulinge sind ebenso willkommen. Die Doggies sollen sich anfangs in T-shirt und Leggins kleiden. Sportschuhe und natürlich Handschuhe gehören dazu. Es handelt sich also in jedem Fall um asexuelles Petplay, das sicher auch Laura und Maik gefallen würde."

"Sollen wir die Location einmal ausprobieren?" fragt Alex nun.

Ich nicke ihm aufmunternd zu und meine:
"Warum nicht? Ich ziehe mir zuhause eine Leggins an und ein Schlauchkleid darüber. Dort stecke ich mir das Kleid einfach in die Leggins. Handschuhe haben wir ja schon vor Wochen gekauft, auch wenn Arbeitshandschuhe nicht besonders bequem sind."