Loonas "Schwester" -14
Zwei andere Gäste nicken und klopfen Beifall auf der Tischplatte.
"Das ist richtig," pflichtet Alex dem Sprecher bei. "Und deshalb muss man gemeinsam darüber reden. So entstehen dann die vielen Facetten zwischen den genannten Polen. Wichtig ist nun die Toleranz unter den Petplayern für den Anderen."
"Aber du willst doch nicht ernsthaft, dass jemand sein Spielgerät auf die Bühne stellt, Käfig, Napf, Gerte und Bett!?"
Ich grinse bei der Vorstellung.
"Nein, euer Bett lasst gerne zuhause. Das ist eure Intimsphäre! Alles andere wäre aber sicher interessant für die Runde hier. Überlegt einmal, ihr wolltet an einem Event im Cantonium in Hamburg teilnehmen oder in Crimmitschau, oder wo auch immer und dort euer Petplay vorführen. Als Ponyplayer vielleicht ein paar Dressurfiguren oder so. Aber auch eure Käfighaltung, Leinenhaltung, oder was auch immer. All das passt auch hier auf die Bühne!"
Einige in der Runde nicken. In die Gesprächspause wirft eine Frau, die ein Halsband trägt, eine Frage hinein:
"Du hast vorhin gesagt, dass ihr euer Petplay von Freunden abgeschaut habt. Kann man mehr darüber erfahren?"
Ich lächele und schaue Andrea aufmunternd an. Sie holt einmal tief Luft und berichtet:
"Also, ich gehöre zu einer Gruppe von Tierschützern. Alex, mein Freund, hilft uns beim Auf- und Abbau unserer Info-Stände. Vor einigen Monaten hat sich uns ein Pärchen genähert. Die Frau im Rolli, von einem Assistenzhund begleitet, und ihr Freund. Alex hat festgestellt, dass er den anderen Mann aus seiner Schulzeit kennt. So sind sie ins Gespräch gekommen und haben uns in ihre Wohnung eingeladen.
Maik hat uns ins Wohnzimmer geführt, wo schon alles vorbereitet gewesen ist. Wir setzen uns. Als ich eine Zimmertür höre, schaue ich auf und sehe Laura auf ihrem Rolli näherkommen. Am Eingang zum Wohnzimmer steht sie aus dem Rolli auf und schiebt den Rolli selbständig an den Platz am Couchtisch. Das macht sie in einer Art Watschelgang.
Danach haben wir einen schönen Abend miteinander gehabt. Sie haben uns Einblick in ihr Petplay gegeben, das sich so entwickelt hat, weil Laura sich außerhalb des Rollis besser auf allen Vieren fortbewegt. Gleichzeitig ist sie zuhause mit einem Hund aufgewachsen, den sie in- und auswendig kannte. Als er gestorben ist, haben sie sich einen neuen Hund angeschafft und bilden ihn seitdem selbst zu einem Assistenzhund aus.
An den folgenden Treffen hat Laura uns viel über die Gestik und Mimik der Hunde erzählt und an Rino, ihrem jungen Hund gezeigt. Ein zweites Thema sind natürlich die Hundekommandos gewesen. In ihrem Rollenspiel wird Laura ganz zur Hündin, so dass Maik sich dann quasi um zwei Hunde kümmern muss."
Einige der Gäste grinsen. Einer der Herren an den Tischen meint nun:
"Ich würde mich freuen, diese Leute einmal näher kennenzulernen. Könntet ihr sie beim nächsten Mal nicht mitbringen?"
"Gerne," äußert sich Alex nun. "Ich frage sie mal. Sie sind sicher nicht abgeneigt."
"Ich habe den Eindruck, dass wir auf der gleichen Wellenlänge sind," ergänzt der Mann. "Meine Intention ist es, Fehlverhalten der Doggie geduldig zu korrigieren, statt zu bestrafen. Gute Ergebnisse werden gelobt und belohnt. Das nennt man wohl 'Positive Verstärkung'. Ich ermuntere die Doggie auch, ihre Gefühle spontan zu zeigen."
Drei der Gäste erheben sich nun und verlassen mit ihren Doggies den Club. Wir schauen ihnen irritiert hinterher. Dazu meint der Mann kopfschüttelnd:
"Lasst sie gehen! Es gibt halt solche und solche. Wer lieber unter sich ist, anstatt Toleranz zu leben, den muss man lassen! Ich bin übrigens Bernd. Mir gehört der Club." Er zeigt auf die Doggie vor sich und stellt sie vor: "Das ist GIGI. GIGI, GIB PFÖTCHEN!"
Die Frau nähert sich auf Händen und Knien und legt ihre Faust in Alex' hingehaltene Hand.
Bernd redet weiter:
"Wie bin ich zum Petplay gekommen? Das ist ein jahrelanger Entwicklungsprozess gewesen. Ich habe beruflich viel Verantwortung tragen müssen, denn ich war bis zu einem schweren Unfall in der Binnenschifffahrt tätig. Wir haben Fahrgästen einen schönen Nachmittag oder einen unvergesslichen Abend bereitet. Nun ist es ja so, dass Wasser nicht nur nass ist, sondern auch lebensgefährlich sein kann. Also mussten wir den Begriff ?Verantwortung? ernstnehmen, regelrecht verinnerlichen.
Dann, wie gerade angesprochen, der schwere Verkehrsunfall. Ich durfte nicht mehr an Bord arbeiten. Auch ist meine langjährige Partnerschaft in dieser Zeit zerbrochen. Über eine andere Frau bin ich mit BDSM in Berührung gekommen. Ich habe mich informiert und konnte mit Bondage wenig anfangen, auch wenn mir Knoten von Berufs wegen bekannt sind. Das Sadomaso stieß mich regelrecht ab. Ich mag es nicht, anderen Personen Schmerzen zuzufügen. Das hat vielleicht mit meiner schweren Kindheit zu tun. Aber BDSM beinhaltet außer dem Genannten noch das DS. Der Dominante übernimmt Verantwortung und führt den Submissiven. Er hat dabei dessen Wohl stets im Blick. Hier fand ich Parallelen zu meinem Beruf. Ich beschäftigte mich weiter in dieser Richtung und kam so mit Petplay in Berührung."
hrpeter am 01. April 22
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