Die Journalistin -03
In Gedanken einen Fluch ausstoßend, schaue ich ihm nach und schiebe den Recorder näher zu mir heran. ‚Nicht viel‘ ist die Untertreibung des Tages. Es würde vermutlich den halben Nachmittag dauern, das Gespräch abzutippen. Schon hat er das Büro verlassen. Ich schiebe das kleine Gerät zur Seite. In diesem Moment unterbrechen die übrigen Mitarbeiter um mich herum ihre Arbeit, erheben sich und verlassen miteinander tratschend das Büro.

Ein kurzer Blick auf meine Uhr klärt mich darüber auf, dass die Mittagspause gerade angefangen hat. Wie üblich machen sich meine Kollegen auf den Weg zu einem der umliegenden Restaurants, um zu Mittag zu essen.

Mich hat man noch nie gefragt, ob ich mitgehen möchte. Eigentlich kommt mir das nicht ganz ungelegen. Denn die Schulden, die ich während meines Studiums angesammelt habe, sorgen bei mir für einen äußerst schmalen Geldbeutel. Immerhin verdiene ich jetzt endlich ein halbwegs anständiges Gehalt, doch die Wochen unbezahlter Praktika haben ein tiefes Loch auf meinem Konto hinterlassen.

Deshalb möchte ich diesen Job nicht verlieren. Sonst würde ich sicher noch größere finanzielle Probleme bekommen, als ich ohnehin schon habe. Ich hoffe, dass ich irgendwann anspruchsvollere Aufgaben erhalten würde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Rundschau mich für meinen jetzigen Lohn dauerhaft mit Praktikantentätigkeiten beschäftigen wird.

Schnell tippe ich den angefangenen Satz noch zu Ende. Dann sperre ich meinen Laptop und erhebe mich. Meine Handtasche greifend, werfe ich einen kurzen Blick in den Spiegel, der bei der Tür an der Wand hängt, und verlasse ebenfalls das Büro. Da auch mein Magen knurrt, will ich mir wenigstens ein belegtes Brötchen aus der Stadt holen.

*

Eine halbe Stunde Entspannung im nahen Park und ein Käsebrötchen bessern meine Stimmung deutlich auf. Mit einem Lächeln auf den Lippen kehre ich an meinen Schreibtisch zurück und gebe mein Passwort ein. Nun dauert es nicht mehr lange und ich werde Feierabend haben. Außerdem sind es nur noch zwei Tage bis zum Wochenende.

Ich habe mir gerade den nächsten Zettel aus dem Stapel Blätter gezogen, als Herr Schnürer zu meinem Tisch herüberkommt. Wortlos wartet er bis ich meine Aufmerksamkeit auf ihn richte, ehe er fragt:

"Haben Sie meine Notizen schon bearbeitet?"

Leicht mit dem Kopf schüttelnd antworte ich ihm:
"Noch nicht, Herr Schnürer. Aber ich bin gleich damit fertig. Die letzten paar Seiten fehlen noch."