Die Journalistin -05
Ich nähere mich also seinem Schreibtisch und nehme ihm gegenüber Platz. Jetzt beginnt mein Chef eine kleine Ansprache.

"Frau Johnson, wenn ich mich nicht irre sind Sie nun knapp zwei Monate bei uns, richtig?" vergewissert er sich zu Beginn.

Er hat sich in seinem Sessel zurückgelehnt und beobachtet mich über den Schreibtisch hinweg. Noch immer leicht beunruhigt antworte ich:

"Ja, richtig. Ende kommender Woche sind es zwei Monate."

Das ist genau der Rahmen meiner Probezeit laut meinem Arbeitsvertrag. Was will er mir damit sagen? Ich lege meine leicht zitternden Hände im Schoß ineinander und versuche, ganz entspannt zu wirken.

"Richtig, richtig," bestätigt Herr Klein und schaut mir nun direkt in die Augen. "Frau Johnson, sind Sie zufrieden mit der Art Ihrer Arbeit?"

Ich bin von der Frage überrascht und überlege, was ich ihm am besten darauf erwidern soll. Das Gespräch scheint genau den Verlauf zu nehmen, den ich befürchtet habe. Was soll ich bloß antworten? Einerseits darf ich nicht zu schlecht über meine Aufgaben sprechen, aber vielleicht erwartet der Chef auch, dass ich nach Höherem strebe? Ihm einen prüfenden Blick zuwerfend, versuche ich in seiner Mimik zu ergründen, worauf er hinauswill. Schließlich antworte ich:

"Ich bekomme einen guten Eindruck von der alltäglichen Arbeit und den verschiedenen Aufgabengebieten in der Redaktion."

Herr Klein lächelt wissend, bleibt aber stumm. Er mustert mich mit seinen wachsamen Augen, bis ich anfüge:

"Aber... Gegen ein wenig mehr Herausforderung hätte ich auch nichts einzuwenden."

Mein Chef fasst zusammen:
"Man könnte also sagen, dass Sie sich mit Ihrer derzeitigen Arbeit unterfordert fühlen?"

Ich schlucke. Natürlich bin ich das. Andererseits weiß ich immer noch nicht, welche Absicht hinter dem Gespräch liegt. Vielleicht hat er vor, mir eine interessantere Aufgabe zu übertragen. Genauso gut ist es möglich, dass der Chef auf die Idee gekommen ist, dass meine Arbeit genauso gut von einer Praktikantin erledigt werden könnte, und die Redaktion daher auf meine weitere Mitarbeit verzichten würde. Es ist eine vertrackte Situation. Daher antworte ich:

"Naja, also... Ich denke schon, dass ich mit herausfordernderen Aufgaben zurechtkommen würde."

Zu meiner großen Erleichterung scheint meine Antwort richtig gewesen zu sein, denn auf dem Gesicht meines Chefs zeichnet sich ein sanftes Lächeln ab.

"Ich habe hier ein Projekt auf den Schreibtisch bekommen, mit dem ich Sie gerne betrauen möchte Frau Johnson. Haben Sie schon einmal von der Petplayer-Szene gehört?"