Die Journalistin -09
Tatsächlich habe ich mir schon seit Monaten nichts mehr zum Anziehen gekauft, von neuen Kostümen und Blusen für die Arbeit einmal abgesehen. Meine älteren Kleidungsstücke sehen immer noch ordentlich aus. Außerdem lassen mir die Raten meiner Studienkredite nicht besonders viel finanziellen Spielraum.

"Sieht jedenfalls gut aus," stellt Nanette fest.

In diesem Moment serviert uns der Kellner unser Spaghetti-Eis und wir beschäftigen uns erst einmal mit dem Eis. Darüber entsteht eine kleine Pause. Nach einer Weile erkundigt sich Nanette:

"Wie läuft's auf der Arbeit? Hast du endlich mal eine vernünftige Aufgabe bekommen?"

Ich stecke mir gerade ein Löffelchen Eis in den Mund und lasse es auf der Zunge zergehen. Dann antworte ich:

"Naja, es geht so. Vielleicht."

Meine Freundin zieht ihr Eis mit den Lippen vom Löffel ab, mustert mich kurz und meint:

"Das klingt jetzt aber gar nicht überzeugend."

Eigentlich habe ich das Thema an diesem Tag am liebsten komplett vergessen wollen. Ich habe mich auf das Treffen mit Nanette vor allem deswegen gefreut, weil ich einmal nicht an die Arbeit denken muss. Andererseits weiß ich aber auch, dass ich mit Nanette über alles reden kann. Ob ich ihr von dem Angebot erzählen soll?

"Ich habe die ganze Woche über wieder nur stumpfen Mist machen müssen," gestehe ich ihr schließlich mit einem leisen Seufzen.

Nanette macht einen mitleidigen Gesichtsausdruck.

"Du musst denen dringend mal klar machen, dass du total unterfordert bist!" fordert sie mich auf.

"Ja, sollte ich wohl..." entgegne ich mit matter Stimme.

"Am besten du gehst gleich Montag zu deinem Boss! So kann das doch nicht weitergehen," entscheidet Nanette.

Ich spüre, dass ich meiner Freundin gegenüber ehrlich sein sollte, schließlich will sie mir helfen. Also berichte ich Nanette von dem Angebot, dass ich am Donnerstag erhalten habe. Nanette scheint einen Augenblick sprachlos zu sein. Sie schaut mich mit großen Augen an. Dann zieht sie mich an sich, so gut das wegen des Bistrotisches geht, und drückt mich kurz.

"Vanny, das ist doch super! Das ist genau die Chance, die du brauchst!"

Ich lächele meine Freundin nervös an.

"Ich weiß nicht recht. Ich möchte mich zwar beweisen, aber ist das nicht ganz schön heftig? Die Leute halten Petplayer für Perverse. Mein Chef hat gesagt, dass ich eine Zeitlang unter diesen Leuten investigativ recherchieren soll, bis ich genug Material für eine Publikation zusammen habe. Da entscheidet sich dann, ob es Perverslinge sind oder nicht."