Geräusche der Nacht -12
Was ich, Enie, erlebt habe, ist so unwirklich, als wäre es einem Horrorfilm entsprungen. Zuerst stoppen zwei Männer unsere heutige Joggingtour. Plötzlich kommen zwei weitere von hinten dazu. Wir sitzen in der Falle. Sie kreisen uns eng ein. Dann wehrt sich Marga wie eine Löwin oder so ähnlich. Sie will die Männer abwehren, die uns bedrohen. Es sieht anfangs aus, als wäre sie stärker. Sie hat den Wortführer im Würgegriff und ruft mir zu, wegzulaufen. Doch ich kann nicht. Der Schock sitzt zu tief.

Dann bricht das Grauen los. Der Anführer wird zu einem riesigen Wolf und wirbelt Marga durch die Luft, die sich nun ebenfalls in einen großen Wolf verwandelt. Ich schaue wie gelähmt zu. Das Grauen hat mich gepackt. Die beiden Wölfe kämpfen miteinander.

Zwei der Männer nehmen mich in die Mitte und führen mich weg vom Geschehen, hin zu einem Kombiwagen. Sie öffnen die Heckklappe und schieben mich in eine Art Käfig. Währenddessen höre ich ein schmerzhaftes Jaulen. Dann werden die Seitenscheiben zugezogen und alle vier Männer setzen sich vor mich in die Autositze. Der Wagen startet und sie fahren mit mir davon.

Wieviel Zeit vergangen ist, bis der Wagen stoppt, weiß ich nicht. Ich habe jedes Zeitgefühl verloren. Sie rangieren etwas. Dann wird die Heckklappe wieder geöffnet. Ich sehe, dass die Abenddämmerung inzwischen eingesetzt hat. Während zwei der Männer vorausgegangen sind, stehen die Beiden, die mich hier hineinverfrachtet haben, an der Heckklappe und ziehen mich heraus.

Sie führen mich zum Eingang hoch und schließen die offenstehende Tür hinter uns. Nun führen sie mich die Treppe hinunter und sperren mich in einen Kellerraum. Der Raum ist vollkommen leer. An der gegenüberliegenden Wand befindet sich eine Tür und daneben ein Kellerfenster. Die Männer fesseln mir die Hände auf den Rücken und kommentieren das sarkastisch:

"Die Tür ist übrigens abgeschlossen! Und damit du nicht durch das Fenster steigst, hast du die hübschen Armbänder bekommen. Also mach dir keine Hoffnungen!"

Mit dünner Stimme frage ich:
"Was wollt ihr von mir?"

"Von dir nicht viel," antwortet einer der Beiden grinsend. "Aber der Boss hegt einen argen Groll gegen deinen hübschen Freund. Er hofft natürlich, dass er dich zu befreien versucht. Dann schnappt die Mausefalle zu und euer letztes Stündlein hat geschlagen."

Danach verlassen die Männer den Raum und verschließen die Tür, durch die wir den Raum betreten haben. Meine Gedanken beginnen zu kreisen. Sie sind also eigentlich hinter Hannes her. Was hat er ihnen getan, dass sie ihn so abgrundtief zu hassen scheinen? In der Nacht mache ich keine Augen zu, so bin ich total übernächtigt, als einer der Männer mir am Morgen Frühstück bringt und mich füttert, weil ich meine Hände nicht zu Hilfe nehmen kann.

Bis zum Abend lässt man mich wieder allein. Ich bin über Tag mehrmals eingenickt. Dann bekomme ich wieder zu essen. Der Mann öffnet die Handschellen und drückt mir den Löffel in die Hand.

"Du bist hier nicht in einem Hotel," kommentiert er sein Handeln. "Du kannst selbst essen."