Geräusche der Nacht -14
Plötzlich bekomme ich einen Riesenschreck. Sollte die Flucht so schnell zu Ende sein? Ein fremder Mann nähert sich uns. Hannes und Marga hocken sich ins Gras und ziehen mich mit herunter. Sie nehmen mich an den Händen. Ich schaue zu Hannes. Er legt den gestreckten Zeigefinger auf seine Lippen, dann fasst er den Mantel des Mannes an.
Der fremde Mann nimmt etwas aus seinem weiten Mantel. Danach fühle ich mich davongetragen. Die Umgebung verschwimmt. Im nächsten Moment hocken wir auf einem Teppich. Hannes erhebt sich und schaltet das Licht ein. Wir befinden uns wie von Zauberhand in meinem Appartement! Ich erhebe mich und wende mich Hannes zu, der auf mich zu gekommen ist. Ich umarme ihn in grenzenloser Erleichterung und lasse mich gern streicheln.
Der fremde Mann sagt etwas zu Marga und Hannes. Kurz darauf ist er verschwunden.
*
Als das Licht des Floo-Pudars verblasst, stehen wir auf der Wiese vor der Eiche, wo ich mit Hannes vor einer Ewigkeit im Gras gesessen habe. Ich löse mich von Hannes und zusammen gehen wir in den Baum und die Treppe hinunter vor die schwere eicherne Tür. Dort klopft er wie damals dreimal, einmal, zweimal. Bald darauf bewegt sich die schwere Tür nach außen auf uns zu. Wir weichen dem Türflügel aus und Hannes begrüßt den Mann, der uns öffnet.
"Hallo, Meister Gwydion. Es ist etwas passiert. Rufus hat mit seinem Rudel Marga und eine Uneingeweihte überfallen, um sie als Geisel zu nehmen. Marga konnte schwer verletzt entkommen. Aber meine aktuelle Freundin, Enie, ist in seinen Fängen. Er nutzt sie sicher als Lockmittel, um an mich heran zu kommen, mit mir abzurechnen. Wir müssen herausfinden, wo sie sich befindet! Marga sagte, wir sollten zusammen mit Euch und den anderen Meistern überlegen."
Meister Gwydion schaut mich lächelnd an.
"Du hast mit Vernunft gehandelt, Marga. Wir werden auf die anderen Meister warten und dann gemeinsam einen Plan schmieden. Rufus benutzt eine Uneingeweihte, um an dich heranzukommen, damit er seinen Hass befriedigen kann? Damit hat er eine Grenze überschritten!"
Zusammen betreten wir die Höhle und setzen sich auf Stühle an einen Tisch. Die Einrichtung erweckt den Eindruck, als sei lediglich eine Axt als Werkzeug benutzt worden. Zwei weitere Männer in ihren Kapuzen-Mänteln treten hinzu. Einer trägt einen Kessel, den er auf eine angekohlte Holzplatte inmitten des Tisches stellt. Sie setzen sich hinzu und verteilen die nahrhafte Suppe aus dem Kessel reihum.
"Wir werden Enie finden und euch einen jungen Wächter zur Seite stellen!" lässt sich Meister Aidan vernehmen.
Ich schaue von einem unserer Lehrer zum anderen. Sie nicken beruhigend. Das lässt meine innere Unruhe verfliegen. Ich lächele Hannes aufmunternd zu.
Nach dem Essen erheben wir uns und nähern uns gemeinsam der gemauerten Feuerstelle. Ulik übergibt mir eine neue Tasche, gefüllt mit Briefchen voller Floo-Pudar, deren Lederleine ich mir quer über die Brust lege, von der linken Schulter zur rechten Hüfte. Meister Ulik fordert uns auf, uns an den Händen zu fassen. Hannes fasst den Meister am Ärmel. Dann lässt dieser den Inhalt eines Briefchens ins Feuer rieseln.
Das Feuer erhält ein leuchtendes Halo, das auch uns erfasst. Kurz darauf verblasst das Licht wieder und ich sehe uns im Kölner Grüngürtel stehen. Wir befinden uns etwas abseits des Spazierweges. Ein paar Uneingeweihte kommen schwatzend an uns vorbei ohne uns zu beachten.
hrpeter am 09. Dezember 23
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