Geräusche der Nacht -88
Ich habe eben in der Bäckerei an der Ecke zur Dürener Straße zwei frische Brötchen gekauft. Je eins fürs Frühstück und für die Pause auf der Arbeit. Anschließend bin ich wieder zurück in meine Wohnung und schalte die Kaffeemaschine ein. Während der Kaffee gemütlich vor sich hin brodelt, mache ich mir das Frühstück und das Pausenbrot fertig.

Plötzlich klingelt es als lässt jemand den Finger auf dem Klingelknopf. Ich runzele die Stirn und schaue auf meine Armbanduhr, wer kann das jetzt um Viertel vor Sechs sein? Ich lege das Brötchen mit dem Messer auf den Tisch und gehe zu Wohnungstür. Dort hängt ein kurzes Tau an der Türklinke. Ich hänge das andere Ende des Taus an den Türknauf außen und laufe die Treppe zur Haustür hinunter.

Durch die schmalen Fensterstreifen in der Tür sehe ich jemand am Boden liegen. Sofort bin ich im Alarmmodus. Es ist ja nicht das erste Mal, dass jemand vor meiner Tür liegt. Im Spätsommer vor fünf Jahren hat Marga nach einer Attacke von Werwölfen dort gelegen. Nachdem ich die Haustür geöffnet habe, sehe ich Laura im Hauseingang liegen. Auch sie blutet aus mehreren Wunden.

Ich trage die Bewusstlose die Treppe hinauf und lege sie auf meine Couch. Dann versuche ich die Blutungen zu stillen. Danach rufe ich Enie an und informiere sie, dass sie heute statt zur Uni zu fahren, zu mir kommen muss, um Krankenschwester zu spielen. Als Enie bei mir klingelt und mich bei Laura ablöst, verlasse ich die Wohnung und fahre zur Arbeit.

Wirklich konzentriert arbeiten, kann ich heute nicht. Am späten Mittag materialisiert Grete kurz bei mir. Meine Mittagspause ist gerade vorbei und ich bin unterwegs zu meinem Arbeitsplatz im Lager.

"Hallo Hannes," sagt sie lächelnd. "Mach dir keine Sorgen mehr, ich kümmere mich jetzt darum."

Eine Sekunde später ist sie in einem Luftwirbel verschwunden. Mir fällt ein Stein vom Herzen.

*

Wir haben gerade gegessen und räumen das Geschirr und Besteck in den Geschirrspüler, als für einen Sekundenbruchteil ein Luftwirbel im Zimmer entsteht. Als er sich wieder legt, steht Grete im Raum.

"Hallo ihr Beiden," grüßt sie uns.

Danach schaut sie mich an und fragt:
"Erkläre mir mal, was diese Nacht passiert ist! Meister Ulik hat heute Morgen etwas geheimnisvoll geklungen."

"Ich bin gestern Abend Mädchenhändlern in die Hände gefallen. Als ich mich heute früh befreien konnte, bin ich sofort hierhergelaufen. Was mich betrifft, ist also alles wieder geklärt. Aber, sollen wir die Verbrecher weitermachen lassen? Sie holen sich heute Abend bestimmt irgendeine andere junge Frau, um sie der Prostitution zuzuführen!"

"Deshalb hat Meister Ulik mich letzte Nacht schlafen gelassen. Er hat keine akute Gefahr für dich gesehen... Die Verbrecher sollten wir vielleicht irgendwie der Polizei zuführen. Nur wie?"

"Ich könnte zur Polizei gehen und Anzeige erstatten. Dabei erzähle ich denen, was passiert ist, ohne die Wölfin zu erwähnen. Die Beamten beschatten den Club und schauen, ob die Kerle dort wieder auftauchen. Ich könnte ja den Lockvogel spielen."