Geräusche der Nacht -108
So bekomme ich mit, dass ein Jahr nach der Eröffnung ein Stammhalter geboren wird und dass weitere anderthalb Jahre später ein Mädchen folgt. Ich biete mich Frau Franck als Verkaufskraft an, damit sie sich mehr um ihre Kinder kümmern kann. In der Mittagspause speisen wir alle gemeinsam in der Küche im ersten Stock, ein Verhalten, dass ich schon von früher aus der Bäckerei Pauly kenne. Frau Ewen, die Mutter von Frau Franck kocht und führt den Haushalt.

*

--Juli 1972 Trier--

An den Sonntagnachmittagen nach Geschäftsschluss gehen Herr und Frau Franck mit den Kindern und der Schwiegermutter Frau Ewen oft spazieren. Es ist im Laufe der Jahre zu einem Ritual geworden.

Manchmal fährt Herr Franck seine kleine Familie mit seinem Ford 12M auch in die Südeifel oder in den Hunsrück, um dort die bessere Waldluft atmen zu können. Ich bin dann immer in ihren Gedanken, um sie gegebenenfalls beschützen zu können, denn Wälder bedeuten Gefahren.

Auch heute setzt sich die Familie ins Auto. Die Eheleute Franck nehmen vorne Platz. Max, der inzwischen 6jährige Sohn, sitzt hinter seinem Vater. Frau Ewen setzt sich neben ihn, der sie liebevoll Oma Kettchen nennt (sie heißt Käthe mit Vornamen). Frau Ewen hält die schlafende Margarethe auf ihren Oberschenkeln.

Die Fahrt geht heute in die Nähe von Kasel, nicht weit von Trier entfernt. Dort stammt die Familie Ewen her und sie kennen einige Wanderwege. Helmut steuert einen Parkplatz an. Nachdem das Auto geparkt ist, nimmt Frau Franck Margarethe auf den Arm, während Max brav nebenher geht. Im Verlauf der Wanderung wechseln sich die Erwachsenen mit dem Tragen von Klein-Margarethe ab.

Plötzlich stehen die Wanderer einem riesigen schwarzen Tier gegenüber, das ihnen das Weiterkommen versperrt. Ich bin sofort im Alarmmodus, beobachte die Leute nicht weiter aus der Ferne, sondern reagiere instinktiv und reiße mir meine Kleidung vom Leib. Meine Wölfin bricht durch meine Haut und zertrümmert die bauchige Tonflasche. Intensiv an die Familie denkend, verlasse ich meine Wohnung in einem Minitornado.

Im selben Moment materialisiere ich bei Helmut und seiner Familie. Frau Ewen liegt ohnmächtig am Boden. Helmut hat sich die Kinder in die Arme genommen und starrt ungläubig auf die Szene mitten auf dem Weg. Kaum, dass ich mich orientieren kann, werfe ich mich dem Feind entgegen.
Der Wolf hat Frau Franck die Kleidung zerfetzt, den Bauchraum aufgebrochen und steckt mit seinem kompletten Kopf bis zu den Ohren darinnen, um an die nahrhaften Organe zu kommen.

Helmut sitzt geschockt an einen Baum gelehnt mit seinen Kindern im Arm. Er hält ihnen mit seinen Händen die Augen zu, damit sie nicht mitbekommen, was sich vor ihnen abspielt. Die Kleinen halten den Atem an und sind starr vor Schreck.

Ich verbeiße mich im Gemächt des Werwolfes. Dieser zuckt zurück und zieht seinen Kopf aus der toten Frau. Noch in ihrem Leib höre ich ihn dumpf aufjaulen. Ich lasse los und beiße ihn in die Hinterläufe, aber er hat schon genug und hetzt von dannen.