Geräusche der Nacht -110
"Du bist nicht Mama!" sagt er zu ihr. "Du bist Papas neue Frau, Tante Daniela halt."

Dazu muss man sagen, dass kleinen Kindern zu der Zeit noch eingeschärft wird, erwachsene Frauen, die mit ihnen interagieren, 'Tante' zu nennen. So werden auch die Betreuerinnen im Kindergarten genannt. In der Volksschule hat Max einen Lehrer für alle Fächer, Herrn Schneider (Nicht 'Onkel Schneider'!)

Aber auch zu uns Verkäuferinnen pflegt die neue Frau Franck einen gänzlich anderen Stil, als die Verstorbene. Anscheinend denkt sie, dass sie sich gegenüber uns wie ein Feldwebel benehmen muss, um als Jüngere akzeptiert zu werden.

Das hat jedoch zur Folge, dass Frau Franck nach einigen unschönen Szenen alleine hinter der Ladentheke stehen muss. Wir Verkäuferinnen kündigen eine nach der anderen. Ich gehe als Letzte. Wenig später übergibt Helmut seine Bäckerei an seinen Pflegevater und Lehrherrn Herrn Pauly.

Helmut zieht mit seiner Familie in die Heimat seiner Frau. Frau Ewen, seine Schwiegermutter, die bis dahin den Haushalt geführt hat, geht in ein Altersheim. Dort stirbt sie ungefähr ein Jahr später an gebrochenem Herzen.

Ich selbst gehe wieder nach 'Dair' zurück. In meinen Meditationen beobachte ich als Wächterin die Gestaltwandler und nebenbei meinen Helmut. So erlebe ich Jahre später auch den Auszug der Kinder aus dem Elternhaus mit. Für Helmut ist besonders Max' Auszug schlimm. Max bricht wegen seiner Stiefmutter alle Brücken hinter sich ab. In 2006 verstirbt Daniela an Krebs und ein Jahr darauf erwischt es auch Helmut. Mit Werwölfen haben sie in all den Jahren keinen Kontakt mehr bekommen.

Den Werwolf, der Theresa Franck getötet hat, haben die Meister nach Osten versetzt. In den innerasiatischen Steppen kann er sein Leben fristen. Rufus hat ihn in den Kriegsjahren zum Werwolf gemacht, um sein Rudel aufzufrischen. Er ist aber später vom Rudel verstoßen worden, weil er Rufus nicht als Leitwolf anerkennen wollte. Rufus geht in seinen Handlungen überlegter vor. In dem schwarzen Wolf ist ein animalischer Blutdurst erwacht, der ihn unüberlegt handeln gelassen hat.

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