Mittwoch, 1. Juni 2022
Gepard-Prinzessin 02
Zu Beginn des Sommers müssen wir zum ersten Mal in diesem Jahr unser Lager verlegen. Die Wildtiere, die wir jagen, ziehen ebenfalls aufgrund des Wetters weiter. Also müssen wir ihnen folgen.

Der Heiler bestimmt einen neuen Ort für unser Lager. Dass in der Nähe unseres neuen Lagers eine Piste vorbeiführt, stört uns nicht weiter. Während die Männer zur Uleqa -Hetzjagd- aufbrechen, bauen die Frauen das Lager auf und setzen die Hütten zusammen.

Ich, Madikwe, beaufsichtige den Bau des Gartens der Prinzessin, die solange neben mir sitzt und aufmerksam um sich schaut. Von Zeit zu Zeit halte ich ihr ein Straußenei voller Wasser hin und lasse sie trinken.

Einige Wochen später, wir haben uns am neuen Standort gut eingelebt, erhalten wir Besuch von Leuten einer anderen Gruppe. Ich setze mich vor die Prinzessin und creme ihren Körper mit Erdfarben ein bis ihre Haut die Zeichnung des Gepardfelles angenommen hat. Anschließend kommt der Heiler und begleitet die Prinzessin zur Begrüßung der Leute. Wir bleiben in der Nähe der Prinzessin, kreisen sie ein und schirmen sie ab.

Unser Zug geht zur Hütte des Häuptlings. Davor brennt ein kleines Feuer und Fleischstreifen erlegten Wildes braten darin. Die fremden Männer sind zum Handeln gekommen. Am Ende des Tages ziehen sie beladen mit getrocknetem Wildbret davon und wir haben einige Gebrauchsgegenstände mehr.

Zwei Tage später hält ein Landrover im Lager. Darin befinden sich fünf Weiße und einer der Besucher von vorgestern. Nach einer längeren Intlanganiso -Besprechung- sollen die Frauen den Weißen einen Tanz vorführen. Sie bezahlen dafür mit bunten Blättern.

Währenddessen wird die Prinzessin wieder zum Gepard geschminkt. Als dann die Frauen ihren Tanz beendet haben, nähern wir uns in Begleitung des Heilers mit der Prinzessin in unserer Mitte den Gästen. Besonders die Frauen der Gäste sind entzückt, als sie die Prinzessin sehen. Eine davon nähert sich ihr mit sanfter Stimme. Wir gehen dazwischen und halten unsere Stöcke drohend in ihre Richtung. Gleichzeitig achte ich auch auf die anderen Fremden.

Einer der Männer hat steile Falten auf der Stirn und sagt:
"Vernites nazad -Komm zurück-!"

Sie macht ein enttäuschtes Gesicht und geht wieder zu ihrer Gruppe zurück. Wir lassen unsere Stöcke wieder sinken, umringen aber weiterhin die Prinzessin. Anschließend steigen sie wieder in ihr Fahrzeug und fahren davon.

Wieder vergehen zwei Tage. Am Abend teile ich, Madikwe, wie immer die Nachtwache ein. Jede von uns wacht zwei Stunden und weckt dann ihre Nachfolgerin. Ich habe mir die Zeit nach Mitternacht als Wachzeit ausgesucht.

Plötzlich höre ich in der Nähe ein "Plop!" Ich schaue mich um, kann aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Außer, dass die Zofe, die neben mir schläft, sich kurz bewegt und aufgestöhnt hat.

'Das wird sicher die Folge eines Traumes sein,' denke ich.

Wieder höre ich das leise "Plop!" Eine andere Zofe stöhnt auf und wischt mit der Hand nach irgendetwas. Nun bin ich besorgt. Da geht etwas nicht mit rechten Dingen zu. Ich krieche lautlos hinten aus der Hütte, indem ich eine Matte anhebe. Das macht ein schleifendes Geräusch. Mir bleibt das Herz stehen. Einen Moment bleibe ich liegen. Dann krieche ich um die Hütte herum. Plötzlich habe ich das Gefühl, Sterne zu sehen und es wird dunkel um mich.

Als ich wieder wach werde, plagen mich Kopfschmerzen. Ich fasse an den Kopf und fühle eine weiche Stelle, eine Schwellung. Ich erhebe mich und betrete die Hütte der Prinzessin. In ihr liegen vier Zofen, scheinbar in tiefem Schlaf.