Sonntag, 24. Juli 2022
Die Unterwelt des Achad Dùir Meave 01
--Spring-Turnier in der Unterwelt--

Mein Name ist Mary J. Thompson. Ich bin Spitzensportlerin und Olympionikin und lebe in Brunswick/New Jersey. Seit ich meinen eigenen Weltrekord vor sechs Jahren vor wenigen Monaten unterboten habe, bekomme ich ständig Angebote von Sportvereinen. Die Transfersummen, die mir geboten werden, lassen mich manchmal ungläubig den Kopf schütteln.

Da erhalte ich eine E-mail von Mister Meave. Ja, richtig! Sie stammt aus dem Büro des Multimilliardärs Achad D. Meave. Er schreibt:

"Hallo Miss Thompson,
Ich möchte Ihnen hiermit zu ihrem Weltrekord im Hürdenlauf über 400 Meter gratulieren! Was halten Sie davon, sich einmal eine Auszeit zu gönnen? Mein Ressort in Südostasien halte ich für Sportler wie Sie sehr geeignet. Sie können einerseits meine Sportanlage nutzen und andererseits an einem medizinischen und psychologisch begleiteten Rollenspiel teilnehmen, das Ihnen erlaubt, sich neben Ihrem Sport zu entspannen und gewissermaßen 'fallenzulassen'.
Ich bin auch gerne bereit, Ihnen eine Prämie in Anerkennung Ihres Weltrekordes zu zahlen.
Mit freundlichen Grüßen
Achad D. Meave"

Ich bin von der Mail etwas irritiert. Sie macht mich aber auch neugierig. Darum schreibe ich zurück und frage, um was für ein Rollenspiel es sich handelt. Das Büro antwortet, dass es um asexuelles Petplay geht. Ich soll in die Rolle eines Sportponys schlüpfen. Es handele sich dabei um eine medizinisch und psychologisch begleitete Studie, also um eine wissenschaftliche Arbeit zu einem Fetisch. Für die Mitwirkung würde ich 2,5 Millionen Dollar erhalten, und damit ich meinen Trainingsstand halten kann, darf ich die dortige Sportanlage nutzen.

Das hat mein Interesse geweckt und ich habe zugesagt. Einige Wochen später, nachdem ich meinen Sportverein und Trainer informiert habe, erhalte ich ein Flugticket erster Klasse über Los Angeles nach Hanoi. Innerlich vor Neugier bebend, habe ich mich in den Flieger gesetzt. Auf dem langen Flug bin ich als Gast Mister Meaves sehr umsorgt worden. Auf dem Noi Bài International Airport, 45 Kilometer nördlich von Hanoi sprechen mich zwei Landsleute an, weisen sich als Mitarbeiter von Mister Meave aus und bringen mich mit einem Taxi zum nahen Heliport.

Dort führen sie mich zu einem Bicopter, der von zwei nebeneinanderliegenden Mantelschrauben angetrieben wird. Ich mache große Augen. Einer der beiden Männer lacht und sagt:

"Das ist unser NH-70. Sie kennen sicher aus dem Movie 'Avatar' eine Militärversion davon."

"Ah, okay," gebe ich zur Antwort.

Wir steigen ein. Die Männer weisen mir einen Sitzplatz zu und klären mich in der Handhabung von Hosenträgergurt und Kommunikationshelm auf. Anschließend setzen sie sich auf die Pilotensitze vor mir und sprechen mit dem Tower. Sie holen sich die Starterlaubnis. Nach dem Abheben fliegen wir in geringer Höhe nach Süden. Laut der Männer vor mir, müssen wir etwa 350 Meilen überbrücken. Also würde der Flug etwa zwei Stunden in Anspruch nehmen.

Ungefähr während der letzten zwanzig Minuten sehe ich unter uns einen dichten Dschungel. Einzelne Baumriesen erreichen bestimmt hundert Höhenmeter. Die Männer navigieren zwischen ihnen hindurch wie eine Dragon-Fly -Libelle-, statt auf eine Flughöhe über 100 Meter zu gehen.
Dann erkenne ich einen ovalen Geländeeinschnitt. Dort geht die NH-70 tiefer.

"Dies ist eine Doline," erklärt mir einer der Männer vor mir. "Damit bezeichnet man den Deckeneinsturz einer Höhle."

"Ah," ist das Einzige, was ich zu antworten weiß.

Das Loch im Boden hat einen riesigen Durchmesser. Hier fühlt sich der Hubschrauber wirklich wie eine Libelle an. Die Piloten gehen tiefer. Bald kann ich ein großes Loch in der senkrechten Felswand erkennen. Sie steuern dort hinein und setzen das Fluggerät auf dem Höhlenboden ab, nachdem sie ihre Ankunft irgendjemandem über Funk gemeldet haben.

Wir steigen aus und die beiden Männer führen mich weiter. Einer der Beiden hat eine Handlampe dabei und leuchtet uns den Weg. Als Gepäck habe ich nur ein Backpack mit meinen Kosmetika, Hygieneartikeln und ein paar Kleidungsstücken auf meinen Schultern.

Vor uns taucht ebenfalls eine Lampe in der Dunkelheit auf, die zitternd näherkommt. Bald erkenne ich eine Frau im Business-Outfit und einen Mann in Mechaniker-Kleidung. Der Mann spricht die beiden Piloten an, während die Frau mich herzlich begrüßt. Sie möchte mich mit Dr. McMartin, dem Leiter der Studie bekanntmachen. Interessiert folge ich ihr ins Innere.

Nachdem wir eine Tür passiert haben, deren Flügel bei unserer Annäherung auseinanderfahren, befinde ich mich in einem spärlich beleuchteten Foyer. Miss Sparks führt mich auf eine Aufzugtür zu. Es ist ein Expressaufzug, in dem ich mich während der Fahrt leichter vorkomme, als auf der Erdoberfläche. Deshalb frage ich sie:

"Wie weit fahren wir, Miss Sparks?"

"Wir müssen einen Höhenunterschied von etwa 300 Metern überwinden," eröffnet sie mir und lächelt mir zu, während ich sie erstaunt anschaue.

"Oh," mache ich.

Sie fühlt sich bemüßigt, mir weitere außergewöhnliche Dimensionen meines neuen Zuhauses zu erklären:

"Die Hang Son Doong liegt bis zu 490 Meter unter der Erde. Sie besitzt eine lichte Höhe von 200 Metern und an ihrer breitesten Stelle misst sie 280 Meter."

"Ah," antworte ich schmunzelnd. "'Hang Son Doong' heißt also Mister Meaves Ressort."

Sie nickt mir lächelnd zu. Dann sind wir auch schon am Ziel und die Aufzugtür fährt zur Seite. Wir verlassen den Aufzug und ich sehe mich in einem dreieckigen Raum stehen. Meine Begleitung geht auf einen Tresen zu, hinter dem eine Frau sitzt. Ich folge ihr. Bei der Frau angekommen, stellt meine Begleitung mich ihr vor:

"Hallo, Mrs. Miller. Dies hier ist Miss Thompson. Sie ist eben mit der NH-70 aus Hanoi gekommen. Ist Dr. McMartin zu sprechen?"

Die Frau hinter dem Tresen nickt und nimmt einen Handapparat auf. Sie tippt eine Nummernfolge ein und gibt die Frage meiner Führerin weiter. Dann nickt sie und erklärt:

"Dr. McMartin lässt bitten!"

Miss Sparks nickt lächelnd und fordert mich auf:
"Okay, dann folgen Sie mir bitte, Miss Thompson!"

Sie führt mich zu den Aufzügen zurück. Diesmal nehmen wir einen anderen. Nach wenigen Stockwerken aufwärts sind wir am Ziel. Wir verlassen den Aufzug und gehen in einen Gang, bis wir vor einer Tür stehenbleiben. Dort klingelt Miss Sparks und kurz darauf öffnet eine andere junge Frau. Ich werde hereingebeten, während sich Miss Sparks von uns verabschiedet.

Die Sprechstundenhilfe führt mich in einen Raum mit einer Untersuchungsliege, einer Arztwaage und einem Maßstab an der Wand. Außer einem Stuhl ist der Raum sonst leer.

Kurz darauf betritt der Mediziner den Raum und begrüßt mich freundlich. Er erklärt, dass er eine gründliche Untersuchung vornehmen muss. Infolge werde ich gewogen, vermessen und mit einem Lasermessgerät abgetastet. Danach kommt er auf das 'Rollenspiel' zu sprechen.