Gepard-Prinzessin 06
"Der Speichel ist antiseptisch," erklärt der Tierfilmer.
Die Raubkatze schafft es schließlich. Sie wird gesund. Der Filmer und sein Team sind erleichtert, denn obwohl sie immer darauf bedacht sind, Zuma nicht zu nahe zu kommen, bauen sie über die lange Zeit eine intensive Beziehung zu dem Tier auf. Das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. So kommt es auch zu einer ungewöhnlichen Nähe.
"Ich hatte neben meinem Filmbalkon auf dem Landrover eine Klappe. Da lag sie gerne drauf, und manchmal schlief sie dort auch ein," berichtet der Mann. "Einmal fällt dabei sogar ihr Kopf auf meinen Arm."
"Es ist schwer zu beschreiben. Es ist ein Vertrauensverhältnis!" ist er überzeugt.
Um Zumas Leben mit der Kamera einzufangen, muss der Filmer lernen, das Verhalten der Katze zu deuten. Denn Geparden sind unglaublich schnell, können bei Sprints eine Geschwindigkeit von bis zu 120 Stundenkilometer erreichen.
"Ich musste schnell lernen, wie Zuma tickt," erzählt der Mann im Film. "Wie sie andeutet, was sie als Nächstes tut. Ich habe anhand ihrer Mimik gelernt, dass jetzt die Jagd ansteht. Dann sind wir schnell ins Filmauto gelaufen und weit vorneweg gefahren."
Der Filmer fängt Zumas Alltag hautnah ein, wie sie lebt, jagt, wie sie für ihre Jungen kämpft, sie großzieht - und wie sie vier davon verliert. Eines ihrer Babys stirbt sehr früh.
"Damit ist sie völlig anders umgegangen, als mit dem Verlust ihres Sohnes, den sie später verloren hat. Was uns völlig mitgenommen hat, war, wie sie getrauert hat. Zusammen mit ihren anderen Kindern hat sie tagelang so getrauert, dass man über Empathie bei Tieren noch mal völlig neu diskutieren muss!" beschreibt der Tierfilmer seinen Eindruck.
Als der Film zu Ende ist, sitzen beide noch eine Weile ergriffen und stumm vor dem Riesenbildschirm. Irgendwann sagt Sybilla:
"Ich kann diese Zuma kaum von Simba unterscheiden. Es ist fast so, als besäßen wir eine Gepardin, die in einem falschen Körper steckt - und nicht einen Menschen, der eine Rolle spielt! Wir sollten ihr mehr Auslauf lassen!"
*
Als ich erwache, plagen mich leichte Kopfschmerzen. Ich drehe mich um und halte die Augen noch eine Weile geschlossen. Ich mag noch nicht aufstehen und stelle mich schlafend, weil ich Geräusche um mich herum wahrnehme.
Aber die Geräusche wollen nicht enden. Neugierig blinzele ich schließlich, um mich zu orientieren. Schlagartig bin ich hellwach und stemme mich hoch. Die Kopfschmerzen scheinen durch meine plötzliche Aktion stärker zu werden. Ich stöhne auf und schüttele den Kopf.
Ich liege nicht mehr in der Hütte der Gorib nkosazana -Gepard-Prinzessin- auf meinem Uboya Gorib -Gepardfell-, sondern auf etwas weichem, dickem aus Stoff. Um meinen Hals fühle ich ein enganliegendes ledernes Band. Man hat mich in einen Käfig gesteckt, der in einem großen Raum steht mit mehreren unbekannten Einrichtungsgegenständen. Hier drin kann ich nur in den Vierfüßler-Stand hochkommen.
Später kommen zwei Menschen zu mir, die mir bekannt vorkommen. Es sind die Touristen, die gestern unser Dorf besucht haben. War es gestern gewesen? Jedenfalls ist es Nacht geworden, nachdem sie uns verlassen haben, und nun haben wir einen neuen Tag. Allerdings hat sich das Umfeld total gewandelt. Um zu wissen, wie ich nachhause komme, muss ich erst in Erfahrung bringen, wo ich bin. Also mache ich den Leuten den Gepard und halte dabei Augen und Ohren offen.
hrpeter am 09. Juni 22
|
Permalink
|
0 Kommentare
|
kommentieren