Gepard-Prinzessin 08
Nun bin ich mit der Hausangestellten alleine. Sie hat die Küche in Ordnung gebracht und beginnt in den Schlafräumen und Bädern im Obergeschoß mit der Reinigung. Ich denke, ich verziehe mich nach draußen.

Durch die noch immer offenstehende Terrassentür kehre ich in den Garten zurück. Die Sonne steht inzwischen etwas höher am Himmel. Mit vollem Bauch suche ich mir ein gemütliches Plätzchen im Schatten und lege mich dort ab. Von meinem etwas erhöhten Platz aus, kann ich hinaus aufs Meer schauen.

Die Sonne hat wohl gerade ihren Scheitelpunkt erreicht, da glaube ich zu träumen! Am Ufer läuft ein Gepard entlang mit einem Stock auf dem Rücken. Erinnerungen werden wach. Ich springe auf und laufe zum Strand hinunter. Der Gepard ist schon auf dem Strand des Nachbargrundstücks.

Um mich bemerkbar zu machen, rufe ich kurz "Bow!", dann laufe ich ihr hinterher, bleibe an der Grundstücksgrenze kurz stehen und belle wieder. Der andere Gepard bleibt stehen und dreht sich zu mir um. Ich nähere mich langsam und winsele. Schließlich habe ich ihn erreicht. Ich erkenne, dass es eine meiner Isicakazana -Zofen- ist. Sie haben mich gesucht und gefunden! Sofort lasse ich mich zur Seite fallen und schnurre. Sie beugt sich zu mir und wir reiben uns aneinander. Das ist eine Freude!

Sie fragt mich: "Hast du noch dein Fell?"

Ich bedeute ihr, mitzukommen. Die Terrassentür ist natürlich noch offen. So kann ich sie ins Haus führen. Meine Zofe nimmt das Fell vom Haken und dreht es um die beiden Speere. Anschließend gehen wir zurück zur Terrassentür. Die Zofe bindet mir das zusammengedrehte Fell mit den Speeren darin auf den Rücken und sagt:

"Folge mir, schnell!"

Wir laufen am Wasser entlang, überqueren eine Straße und klettern eine Anhöhe hinauf. Dort legen wir uns ab und dösen vor uns hin.

Irgendwann erreichen uns weitere Geparde. Es sind meine anderen Zofen! Wir sind wieder vereint! Madikwe erhebt sich und fordert uns zum Aufbruch auf. Wir laufen los und lassen uns von Madikwe führen. Sie hat die Zofen hierher geführt und wird uns auch in die Heimat zurückbringen können.

Wir bewegen uns vorsichtig, jede Begegnung meidend und kleine Tiere jagend, etwa zwei Wochen durch die Wüste bis wir wieder Wasser vor uns haben. Das gegenüberliegende Ufer ist gerade eben am Horizont zu sehen. Madikwe entscheidet, dass wir hier lagern. Eine von uns passt für etwa zwei Stunden auf einem Felsen auf, bevor sie von der Freundin abgelöst wird.

Wir anderen suchen so viel Brennbares zusammen, wieviel wir finden können und stapeln es auf einen Haufen. Aber erst am nächsten Tag gibt Madikwe das Zeichen, ein großes Feuer anzuzünden. Wir laufen zum Strand und winken. Tatsächlich ändert das große Boot die Richtung und kommt auf den Strand zu.

Wir springen in die Wellen und schwimmen zum Boot hin. Madikwe kennt den Mann am Steuer anscheinend. Sie lachen sich an. Der Mann hält die Hand auf und Madikwe gibt ihm bunte Blätter aus einer Tasche an ihrem Gürtel. Nun fährt der Mann zum gegenüberliegenden Ufer. Dort verabschieden wir uns und springen ins Wasser, um die restlichen Meter ans Ufer zu schwimmen. Von dort winken wir dem freundlichen Mann zu.

Schnell treibt uns Madikwe an, loszulaufen. Zu meiner Indlwana -Hütte- und dem Igadi yenkosazana -Garten der Prinzessin- sei es noch weit, sagt sie. Wir sind jetzt nicht mehr so schnell, meint sie, nur noch etwa 20 Kilometer pro Tag, da wir streng darauf achten müssen, keinem Menschen zu begegnen, der uns an eventuelle Verfolger verraten könnte.

Außerdem müssen wir jagen, um überleben zu können. Zum Glück haben wir in der Villa zwei Speere gefunden und mitgenommen. Ohne sie wäre uns nur das Fallenstellen geblieben. Auf der Reise zu mir haben zwei der Zofen ihre Stöcke verloren. Sie sind bei der gemeinsamen Abwehr eines Raubtierangriffes zerbrochen. Zwar haben sie sich in der Natur andere Stöcke ausgesucht, aber diese sind nicht so optimal gewesen. Nun besitzen sie dafür Speere.