Dienstag, 4. Oktober 2022
Die Unterwelt des Achad Dùir Meave 25
"Wir sind da," meint der Guide.

Die Träger haben unsere wasserdichten Backpacks in den Sand gestellt. Jeder von uns öffnet nun seinen Rucksack und zieht sich seinen Neopren-Anzug an. Schuhe, Strümpfe und die Oberbekleidung kommen in spezielle Beutel. Taucherbrille, Schnorchel und Stirnlampe vervollständigen unser Outfit, denn wir müssen hier ins Wasser. Dann schließen wir unsere Rucksäcke wieder und hängen uns die Gurte selbst über die Schultern. Den Bauchgurt noch und dann betreten wir im Gänsemarsch hintereinander das Wasser.

Unser Guide wartet, bis jeder aus unserer Gruppe nur noch mit dem Kopf über Wasser ist, dann folgt er uns. Er setzt sich an die Spitze und taucht unter. Wir gehen ebenfalls in die Hocke und sehen ihn im Licht der Stirnlampen an einer Kette, die in kurzen Abständen von einer Stange gehalten wird. Er winkt uns und hangelt sich an der Kette entlang. Wir folgen ihm auf Schnorcheltiefe. Einer der Träger macht den Abschluss. Nach einigen Metern müssen wir abtauchen.

Schnell noch tief Luftholen. Dann geht es unter Wasser durch ein offenes Tor. Es ist, als würden wir durch den überschwemmten Teil eines Bauwerks gehen. Im Grunde stimmt das ja auch. Nach einigen Metern kommt eine Treppe, über die wir aus dem Wasser steigen und in einen Saal gelangen.

"Willkommen in Mister Meaves Unterwelt!" meint Mister Smith, unser Guide, nun grinsend.

Er öffnet einen Kasten an der Wand, von dem ein daumendickes Rohr abgeht und in der Decke über uns verschwindet. Dort nimmt er einen Handapparat heraus, drückt einige Tasten und spricht dann hinein. Danach wendet er sich wieder an uns und sagt:

"In wenigen Minuten werdet ihr abgeholt. Wir möchten uns schon einmal von euch verabschieden und den Rückweg antreten."

Er hat den Kasten wieder verschlossen, den Riegel umgelegt und winkt uns zu, während er und der Träger wieder in den überfluteten Gang hinabsteigen.

Kurz darauf hören wir ein quietschendes Geräusch. Als wir unsere Stirnlampen in die Richtung halten, sehen wir eine Tür, in deren Mitte sich ein Rad dreht. Darauf gehen wir zu. Die Tür öffnet sich und zwei Männer, ausgerüstet mit starken Taschenlampen kommen eine kleine Treppe zu uns herunter.

"Hallo!" begrüßt uns einer der Beiden. "Ich bin Mitarbeiter des Personalbüros hier. Mein Begleiter ist Mediziner und wird Sie betreuen."

Wir schütteln uns die Hände und anschließend treten wir durch die 'Tresortür' nach 'draußen'.

Staunend stehen wir vor riesigen Wohnblocks mit breiten Straßen. Weit über uns an der Höhlendecke geben Tageslichtlampen ihr strahlendes Licht ab. Zwar haben wir im Vorfeld schon davon gehört, aber dies alles zu sehen hat noch einmal eine ganz andere Qualität.

Drei dreispurige Straßen umschließen zwei Reihen Häuserblocks auf zwei Ebenen. Man hat die Fahrtrichtungen voneinander getrennt, wie bei Highways und diese dann übereinandergelegt. Zwischen den Wohnblocks gibt es ein mehrere Kilometer langes Pedway-System mittels geschlossener Fußgängertunnel, erklärt uns der Mitarbeiter des Personalbüros.

Inzwischen sind wir mit einem Aufzug auf die dritte Ebene gehoben worden, die für Fußgänger reserviert ist. Wir werden über das Pedway-System einige Häuserblocks weitergeführt. Dann betreten wir ein Gebäude. Man führt uns hier in einen Raum, in dem uns wieder acht Männer erwarten. Jedem von uns wird ein Führer zugeteilt, dem wir folgen sollen.

*

Der Mann, der mich durch das Gebäude führen soll, lächelt mich gewinnend an und fragt höflich, ob er mir das Gepäck tragen darf. Gern sage ich zu. Nun fordert er mich freundlich auf:

"Bitte, folgen Sie mir!"

Er führt mich in ein Büro, in dem man mich einem Körperscan unterzieht. Ein mitlaufendes Ultraschallgerät will ausgeprägte Milchdrüsen in meinen Brüsten erkannt haben. Die federführende Mitarbeiterin gibt mir anschließend die Rolle einer Cow. Noch weiß ich nicht in letzter Konsequenz, was das für mich bedeutet. Der anwesende Mediziner Mister McMartin hat mich gründlich untersucht und versetzt mich daraufhin in einen tranceähnlichen Zustand.

Danach übergibt die federführende Mitarbeiterin meinem Führer eine SD-Card mit meinen Daten. Als dieser Mann mich jetzt auffordert, ihm aus dem Büro zu folgen, bin ich innerlich aufgewühlt. Ich will unbedingt erfahren, wie es nun weitergeht. Die Erklärung meines Führers befriedigt mich nicht besonders. Ich will durch Erleben meine Erfahrungen sammeln und bin total neugierig.

"Cows sind sehr gefragt!" hat die Mitarbeiterin im Büro vorhin gesagt.

Nun betrete ich eine Rüstkammer. Mein Führer hat geklingelt und eine Mitarbeiterin in einem leichten Trainingsanzug öffnet uns. Er stellt mich ihr kurz vor und übergibt ihr die SD-Card, bevor er sich verabschiedet und mich mit der Frau alleine lässt. Sie informiert sich über den Inhalt der SD-Card und wendet sich dann an mich.

"So, dann wollen wir dich einmal komplettieren," meint sie mit gewinnendem Lächeln.

Sie holt ein Paar Klauenschuhe aus dem Regal. Sie haben unten schwere schwarze Enden, die für Cows in der Mitte geteilt sind. Darüber kommt der eigentliche Schuh, in dem man quasi auf den Zehenballen läuft. Es folgt ein Stiefelschaft, der bis über die Knie reicht.