Sonntag, 6. November 2022
Die Unterwelt des Achad Dùir Meave 36
Hinter dem großen Schreibtisch sitzt eine Frau. Sie erweckt den Eindruck einer typischen Verwaltungsangestellten, eine ?graue Maus?. Links von ihr hat ein Mann Platz genommen und mein Führer setzt sich auf einen der beiden Stühle, ihnen gegenüber. Er deutet auf den freibleibenden Stuhl und fordert mich auf:

"Setzen Sie sich bitte!"

Die Frau lächelt mich freundlich an und fragt:
"Sie sind Miss Burton?"

"Ja, die bin ich," antworte ich und versuche, die aufkommende Nervosität zu bekämpfen.

"Mein Name ist Davis," stellt sie sich vor. "Es freut mich, ihre Bekanntschaft zu machen. Neben mir sitzt Doktor Grant. Er ist Mediziner."

Sie tippt etwas in ihren Laptop vor sich und schaut mich einen Augenblick darauf wieder an.

"Sie haben ihre Dokumente dabei?" fragt sie nun.

Ich nicke bestätigend und öffne mein Backpack, um ihr alle Dokumente, einschließlich meiner Set-Card auszuhändigen.

"Ich bräuchte auch ihre Identity-Card und ihre Health-Card, bitte!" sagt sie.

Ich ziehe die Stirn kraus, suche aber trotzdem die Personal-Karten heraus. Sie lässt alles in einem verschließbaren Hängeregister aus Karton verschwinden, nachdem sie einige Daten in ihren Laptop abgetippt hat. Danach verschließt sie das Hängeregister und beschriftet es mit meinem Namen, Geburtstag und Geburtsort. Nun legt sie es zur Seite und schaut mich an. Sie erkennt meine Irritation und erklärt:

"Wir wollen, dass nichts verloren geht, während Sie bei uns sind, Miss Burton."

"Ah," mache ich.

Es entsteht eine kurze Pause, die sie mit den Worten unterbricht:
"So, dann wollen wir einmal schauen. Die Bilder, die Sie uns gesandt haben, sind durchaus ansprechend. Allerdings muss ich mich persönlich davon überzeugen, dass es auch in Natura so ist. Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, aber Bilder kann man heutzutage leicht photoshopen. Ziehen Sie sich also einmal vollständig aus, bitte."

Ich habe immer noch den Neopren-Anzug an. Wieder ziehe ich die Stirn kraus und denke: 'Muss das sein?'

Trotzdem erhebe ich mich. Auch wegen ihrem erwartungsvollen Blick. Beim Pellen aus dem Neopren-Anzug hilft mir mein Führer, der sich ebenfalls erhoben hat. Dann stehe ich in BH und Slip vor ihr.

"Auch ihre Unterwäsche bitte!" sagt sie und macht dabei ein energisches Gesicht.

Stumm seufzend ziehe ich auch BH und Slip aus. Gleichzeitig spüre ich ein gewisses Kribbeln zwischen den Beinen, das mich denken lässt: 'Was passiert jetzt?' Zwei Männer sind im Raum, die mich nun nackt sehen können. Wenn ich die aktuelle Situation allerdings mit meinen Erotik-Aufnahmen vergleiche... Auch da sind ein Fotograf und ein Beleuchter vor Ort.

'Also alles völlig normal,' sage ich still zu mir. 'Vor allem, da einer der Männer ein Arzt ist.'

Mein Begleiter hat den Neopren-Anzug und die Unterwäsche auf meinem Stuhl abgelegt. Nun zeigt er in die leere Ecke des Büros.

"Stellen Sie sich bitte dort in den Kreis!" fordert er mich auf.

Er wirft mir einen aufmunternden Blick zu. Ich lächele zurück und gehe in die Ecke. Jetzt sehe ich auch den Kreis von etwas über einem Fuß Durchmesser auf dem Boden. Dort stelle ich mich hinein und drehe mich zu den Leuten um.

Der Arzt erhebt sich von seinem Platz und rollt ein Gerät auf mich zu. Er platziert es in einer runden Schiene, die rund um den Kreis führt, in dem ich stehe.

"Legen Sie ihre Hände auf ihren Kopf," sagt er und startet das Gerät.

Ich erkenne, dass es sich um ein Laser-Messgerät handelt. Es umkreist mich in der Schiene und ein Laserstrahl tastet meinen Körper ab. Dann soll ich die Arme locker hängen lassen und er startet einen zweiten Durchlauf.

Obwohl ich eigentlich ja gerne im Mittelpunkt des Interesses stehe und es genieße angeschaut zu werden, ist mir die momentane Situation doch unangenehm. Ich fühle mich objektifiziert, zu einem Gegenstand herabgewürdigt.

Für einen dritten Durchlauf soll ich die Beine etwas mehr auseinanderstellen. Dann nickt Doktor Grant und schaltet das Gerät ab. Er wendet sich zu mir und sagt:

"Bleiben Sie bitte noch einen Moment in dem Kreis. Stehen Sie ruhig ganz locker, Miss Burton."