Die Unterwelt des Achad Dùir Meave 39
'Ein wenig Soße daran würde sie sicher geschmacklich aufpeppen!' schießt mir durch den Kopf und ich muss schmunzeln.
Sie hält mir wieder die Flasche hin und ich trinke daraus. Bald beende ich mein Frühstück und schaue Barbara an. Sie nimmt Schale und Flasche hoch und verlässt den Zwinger. Ihr hinterherschauend, erkenne ich, dass sie beides in einen Nebenraum bringt. Dort stellt sie beides auf eine Waage und notiert, wieviel ich gefrühstückt habe.
Dann kommt sie zu mir zurück und schaltet den Monitor ein. Man kann dort verschiedene Aktionen eines echten Hundes beobachten, einmal allein, einmal mit einem Menschen und einmal mit anderen Hunden. Danach schaltet sie den Monitor wieder aus und wendet sich mir zu.
"Du hast noch einmal erleben können, wie sich ein echter Hund in verschiedenen Situationen verhält. Du hast keine beweglichen Ohren und keinen Schweif. Du bist in deinen Ausdrucksmöglichkeiten also etwas eingeschränkt. Aber es gibt Hunderassen, mit Schlappohren und mit kupiertem Schweif, die ähnliche Probleme haben. Sie können sich trotzdem verständigen. Das üben wir!"
"Was soll ich tun?" frage ich.
"In Japan und Nordamerika gibt es eine Work-Out-Sportart, den Bear Crawl. Haben Sie zufällig einmal Menschen im Park auf allen Vieren gesehen?"
"Ja, aber das muss ganz schön in die Beinmuskulatur gehen!"
"Wenn Sie sie trainieren, ist das kein Problem mehr. Wenn Sie jedoch auf Händen und Knien gehen, tut das Ihren Knien nicht sehr gut, und Sie sind noch dazu langsamer als ein schlendernder Mensch auf seinen zwei Beinen."
Ich nicke und versuche in die angesprochene Stellung hochzukommen. Sie korrigiert meine Stellung eine Weile, dann muss ich mich auf meine Fersen setzen zum Ausruhen.
"Okay," meint sie nun. "Ich hoffe, dass das immer besser wird! Dann wollen wir einmal verschiedene Stellungen durchspielen und ich erkläre Ihnen, was ein Hund damit aussagen will."
Nun schaltet sie den Monitor wieder ein und zeigt mir verschiedene Videoclips, meist mit Asiatinnen als menschliche Hunde. Barbara erklärt mir dabei, was ich sehe:
"Hunde und Wölfe ernähren ihre Welpen in der Übergangszeit zwischen Saugen und selber jagen durch vorverdaute, wieder hochgewürgte Nahrung. Uns Menschen erscheint dieses Verhalten als nicht besonders appetitlich, weil die damit hoch gekommene Magensäure uns schlecht werden lässt.
Dabei haben die Menschen über Jahrmillionen ihre Kleinkinder auf eine sehr ähnliche Art und Weise ernährt: Sie haben ihnen vorgekaute Nahrung mit der Zunge in den Mund geschoben. Das daraus hervorgegangene Küssen wird immer noch als Ausdruck der Zuneigung verstanden. Hunde machen das uns gegenüber ebenso.
Ähnlich verhält es sich mit dem Ablecken. Eine Hündin, die ihre Welpen ableckt, um sie zu säubern, begründet damit ein Verhalten, mit dem die erwachsenen Tiere weiterhin ihre Zuneigung und Fürsorge ausdrücken. Ein Hund, der seinen Halter ableckt, zeigt damit seine Zuneigung und Hingabe. Es ist auch ein Zeichen von Vertrauen, vergleichbar dem Lecken des Welpen in der Beziehung zur Mutterhündin.
Leider mögen das viele Hundehalter nicht. Einige Hundehalter bieten ihren Hunden die Hände zum Ablecken an, damit er das Gesicht in Ruhe lässt. So kann der Hund dem Halter seine Zuneigung zeigen.
'Tiere sind Gefühlsmenschen', sagt man. Sie äußern ihre Gefühle spontan sobald sie in ihnen hochsteigen. Zwei starke Gefühle sind zum Beispiel 'Trauer' und 'Freude'. Im ersten Fall kauert sich der Hund auf dem Boden zusammen und wirft dem Halter einen traurigen Blick zu, verbunden mit leisem Winseln. Die Ursachen dazu können vielfältig sein. Zum Beispiel, wenn der Halter seinen Hund alleine lässt, weil er arbeiten gehen muss.
Das Äquivalent wäre die Freude. Der Hund wedelt mit dem Schweif. Hat er keinen, schaukelt er seinen Hintern hin und her. Je nach Intensität kommt auch ein Abrollen nach beiden Seiten hinzu, um seinen Adrenalinschub abzubauen. Da der Mund beim Menschen so weit oben liegt, kommen manche Hunde auch auf die Idee, ihren Halter anzuspringen, um ihn abzulecken.
hrpeter am 15. November 22
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