Mittwoch, 12. Juli 2023
Der Goldhamster -15
Es ist trotzdem schon einmal vorgekommen, dass ein angeleinter Hund plötzlich seine Richtung ändert und schnüffelnd auf Vanessa zuläuft. In diesem Fall bleibt sie stehen und beugt ihren Kopf zu Boden. Sie tut dann so, als ob sie schnüffeln würde. Damit signalisiert sie dem Hund sicher ihr Desinteresse an einer Interaktion.

Einmal ist es bisher vorgekommen, dass ein Rottweiler eine Annäherung versucht hat. Vanessa ist sofort stehengeblieben und hat sich nur noch wie in Zeitlupe bewegt. Als der große Hund schnüffelnd eine gewisse Grenze unterschritten hat, friert sie in ihren Bewegungen ein. Da ist aber der Führer des Rottweilers schon heran und ruft den Hund weg.

Bei einem anderen Besuchstermin fragt mich der Professor, ob wir wieder einmal vor die Tür gehen könnten, um draußen in den Feldern einige wissenschaftliche Erhebungen zu machen, wie er es nennt. Also ziehe ich Vanessa einen ihrer Jogginganzüge an, von denen ich inzwischen einen ganzen Stapel eingekauft habe. Danach schiebe ich ihr Sportschuhe über die Füße und binde die Schnürriemen. Als Abschluss erhält sie noch lederne Arbeitshandschuhe, da sie sehr robust sind.

Draußen in der Natur zeigt Professor Biller ihr einen Tennisball. Dann wirft er ihn weg. Vanessa schaut dem Ball hinterher und dann mit einem fragenden Blick zu mir auf. Das Spiel mittels eines Frisbee haben wir ja schon öfter gespielt. Darf sie es auch mit dem Besucher spielen? Ich nicke ihr lächelnd zu und fordere sie auf:

"Such, Nessa, such! Wo ist der Ball?"

Jetzt erst läuft sie los und hat kurz darauf den Ball erreicht. Leider ist er für ihren Mund zu groß. Sie japst und bellt nach dem zweiten Versuch, den Ball mit dem Mund aufzunehmen. Ich laufe zu ihr. Sie sieht mich kommen und stößt den Ball mir mit Nase und Kinn entgegen. Bei ihr angekommen, nehme ich den Ball vom Boden auf und streichele ihr sanft durch das Haar.

Inzwischen hat uns auch der Professor mit dem Kameramann erreicht. Ich übergebe ihm den Ball und meine:

"Für den menschlichen Kiefer und die Lippen ist der Ball wohl etwas zu groß. Sie müssen nächstens einen kleineren mitbringen, den sie auch selbst mit ihren Zähnen fassen und befördern könnten. Oder schauen Sie einmal."

Nun nehme ich unser Frisbee aus der Tasche und werfe es. Vanessa hat genau zugeschaut, was ich mache und springt schon hoch, als ich das Frisbee gerade mit Schwung aus meiner Hand entlassen habe. Es fliegt jedoch knapp an ihrem Mund vorbei. Deshalb wirft sie sich herum und rennt hinter dem Frisbee her. Nachdem sie es aufgenommen hat, kommt sie mit dem Frisbee im Mund zu mir zurückgelaufen und legt es mir in die Hand.

"Erstaunlich!" äußert sich der Professor nun.