Mittwoch, 17. Juni 2020
Cherie - 30
Hm, ich stoße mich also vom ein Meter vierzig tiefen Grund ab, lasse mich auf das Wasser gleiten und probiere den neuen Schwimmstil. Unweigerlich gehe ich unter und ziehe die Beine unter den Körper, um mich aufzurichten und Luft zu holen.
Dieter lächelt mich an und streckt seine Hand vom Beckenrand aus, um mir über den Kopf zu streicheln. Dabei verliert er das Gleichgewicht und landet nun seinerseits im Wasser. Prustend und lachend kommt er hoch und nimmt mich in seine Arme.
„Komm,“ sagt er, nachdem er zur Seite geschnieft hat. „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen! Das braucht genauso Übung, wie das eigentliche Schwimmen lernen vor vielen Jahren. Leg dich auf das Wasser. Ich halte dich!“
Ich tue, was Dieter sagt und er unterstützt mich dabei mit seinen Armen bei mir unter Brust und Bauch.
„So jetzt lass mal die Beine senkrecht ins Wasser hängen und tue so, als würdest du Radfahren. Mit den Armen ruderst du unter dem Oberkörper. – Wenn du das zuhause im Schwimmbad übst, lass dir eins von den Balsaholzbrettern geben.“
Ich nicke und versuche es. Ohne Dieters Hilfe würde ich mit Sicherheit nicht vorwärtskommen. Aber bestimmt schaffe ich das irgendwann mit mehr Übung. Nach vielleicht einer Viertelstunde entscheidet Dieter:
„So, ich denke, das reicht für heute.“
Er geht zur Leiter und steigt aus dem Becken. Ich folge ihm direkt. Draußen schnappt sich Dieter eins der Badetücher und beginnt damit, mich trocken zu rubbeln. Ich lasse mich währenddessen langsam wieder auf alle Viere nieder. Zum Schluss rubbelt er sanft mein Haar trocken. Ich bin über die Aktion überrascht und lasse ihn gewähren, mich sanft an ihn lehnend.
Dann erst trocknet sich Dieter selbst ab. Ich frage ihn nun:
„Warum übernimmst du das Trocknen?“
„Eine Doggie sollte sich während der Session ganz aus dem Alltag zurückziehen können, Biggi! Keine Verantwortung, kein Stress. Um alles andere kümmert sich der Owner – ganz wie bei echten Hunden…“
Ich mache große Augen. Das kannte ich bisher noch nicht. Aber es ist so schön bequem. Ich muss lächeln bei dem Gedanken.
Als Dieter sich abgetrocknet hat, meint er:
„BEI FUSS.“
Er dreht sich um und geht zu den Liegestühlen auf den von der Sonne aufgeheizten Betonplatten der Terrasse. Dort setzt er sich in einen Liegestuhl und sagt: „PLATZ.“
Dabei zeigt er auf die Platten neben seinem Liegestuhl. Ich setze mich dort also auf meine Fersen und beuge meine Ellbogen, den Kopf erhoben und den Blick aufmerksam auf ihn gerichtet. Er lässt nun den rechten Zeigefinger rechts herum kreisen und sagt dabei ROLL. Also lasse ich mich auf meine linke Seite abrollen.
„Braves Mädchen,“ kommentiert er das lächelnd und beginnt in den Himmel zu schauen, als wolle er den Wolken bei ihrem Flug zuschauen.
Auch ich drehe meinen Kopf nach einer Weile gen Himmel und lasse den letzten Rest Feuchtigkeit abtrocknen. Nachdem eine unbestimmte Zeit vergangen ist, lässt sich Dieter wieder vernehmen:
„Bleib du ruhig liegen. Ich gehe rein und koche Kaffee.“
Sprach es und steht auf. Ich folge ihm aus meiner Position mit den Blicken bis er durch die Terrassentür ins Haus gegangen ist. Faul räkele ich mich auf dem warmen Terrassenboden. Minuten später ist Dieter mit einer Kanne und einer Plastikflasche zurück. Er stellt alles auf dem Beistelltisch zwischen den Liegestühlen ab und geht noch einmal hinein. Als er wieder zurück ist, hat er noch eine Kaffeetasse und einen kleinen Teller mit zwei Puddingteilchen in der Hand. Er nimmt wieder Platz, stellt alles ab und füllt seine Tasse mit Kaffee.
Dann sagt er: „ZU MIR.“
Ich komme hoch und nähere mich ihm so weit, dass mein Kinn auf seinem Oberschenkel zu liegen kommt. Er hat ein Puddingteilchen in der Hand und lässt mich nun abbeißen. Dann hält er mir meine Trinkflasche mit dem Mundstück hin und ich sauge einen Schluck kühlen Eistee daraus.
Bald haben wir die Teilchen gegessen. Dieter trinkt noch seine Tasse leer, dann sagt er:
„Wir könnten noch ein wenig Kommandotraining machen, dann ist der Tag auch fast wieder herum…“
Ich mache: „Ohhh…“
Dieter lacht.
„Jede Session hat einen Anfang und ebenso auch ein Ende. Morgen früh bringe ich dich nach dem Frühstück zu Zug. Aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend. Beim nächsten Mal zeigst du mir dann, was du gelernt hast und darauf baue ich dann auf, für Weiteres!“
„Okay.“ Ich mache ein trauriges Gesicht. „Wie heißt die Ecke da noch… Die Kyllschleife, wo wir so ungestört herum tollen können… Da gehen wir aber sicher auch nochmal hin?“
„Aber ja!“ sagt Dieter und streicht mir zart über die Wange. „Mal sehen, vielleicht beim nächsten Mal schon!“
„Oh ja!“ rufe ich aus.
„So, jetzt aber Spaß beiseite,“ meint er und, ergänzt: „Das nächste Kommando kennst du sicher schon: BEI FUSS. Es bedeutet, dass du möglichst nahe an meinem Bein mit mir gehen sollst, wohin ich dich auch führe. Dazu tust du einmal so, als würdest du das Kommando zum ersten Mal hören!“
Ich nicke und er sagt: „AIKA, SITZ.“
Also setze ich mich erst einmal auf meine Fersen und schaue erwartungsvoll zu Dieter auf. Er nimmt eine Leine in die Hand und klippt den Karabinerhaken in den Ring meines Halsbandes ein. Dann entfernt er sich bis die Leine locker gespannt ist. Er greift in seine Gürteltasche und fördert einen Schokokrümel zu Tage, den er mir zwischen zwei Fingern hinhält und lockt mich mit sanfter Stimme:
„Komm, AIKA, komm. Hol dir die Schoki.“
Ich will zu ihm hin gehen, aber er entfernt sich von mir. Da die Schokolade lockt, werde ich schneller. Nach zwei weiteren Schritten bleibt Dieter stehen, schiebt mir die Schokolade in den Mund und sagt dabei BEI FUSS. Dann entfernt er sich wieder und ich gehe neben ihm her. Wir haben die Terrasse einmal umrundet, als er wieder stehenbleibt, mir noch eine Schoki gibt und dazu sagt:



Cherie - 29
Damit drehe ich mich um und betrete das Wohnzimmer wieder. Ich gehe zur Couch, setze mich und lege die Hand flach auf das Polster neben mir. Dazu sage ich HOPP, und lächele da Biggi das Kommando prompt ausführt und neben mich auf die Couch kommt.
Dann sage ich BLEIB und stehe auf. Es ist Zeit, das Mittagessen für uns zu machen. Bald darauf bringe ich zwei Teller an meinen Platz und schneide ihre Portion in mundgerechte Stücke. Ich beuge mich mit dem Teller in der Hand neben mir zu Boden und stelle ihn ab. Jetzt sage ich ZU MIR. Biggi verlässt die Couch, kommt zu mir und beginnt zu essen ohne die Hände zu benutzen. Also esse ich nun auch.

*

Ich, Paul, habe Lena heute Vormittag spielerisch Einblick in die nonverbale Kommunikation der Hunde gewährt. Meine Liebste hat dabei aus Unkenntnis zwar einen niedrigeren Rang als ihre Mopsdame Taps erlangt. Aber das ist nicht weiter tragisch. Tiere leben für den Augenblick. So kann sich die Rangfolge jederzeit ändern. Lena muss danach nur Nervenstärke beweisen und sie wird ihren dann höheren Rang behaupten können. Beim Mittagessen habe ich ihr erlaubt, auf dem Stuhl neben mir Platz zu nehmen und Besteck zu benutzen.
Während des Essens haben wir das Ballspiel noch einmal durchgesprochen und vereinbart, es am Nachmittag zu wiederholen. Nach einer kleinen Ruhepause nehme ich also wieder den Ball an mich. Taps ist sofort voll da. Sie hüpft und springt an mir hoch, um den Ball zu bekommen. Lena schaut sich das Spiel aus wenigen Metern Entfernung an. Dann lasse ich den Ball etwa zwei Meter in Lenas Richtung zu Boden fallen.
Lena und Taps sind etwa gleichzeitig am Ball. Sofort beginnt Taps zu knurren und fletscht ihre Zähne. Lena knurrt Taps nun ihrerseits an.
„Öffne ebenfalls den Mund und zeige deine Zähne,“ rate ich ihr.
Dadurch verkommt Lenas Knurren zwar zu einem rollenden Errrr, aber Tapsy stört sich nicht daran. Nun habe ich da eine Hündin und eine Doggie, die anscheinend das Objekt ihrer Begierde vergessen haben. Sie sind nur damit beschäftigt nicht nachzugeben, ihren Rang auszuhandeln. Als Rudelführer darf ich hier nicht eingreifen. Dennoch behalte ich sie im Auge, damit Taps nicht zuschnappt. Dann wäre das mentale Kräftemessen sofort beendet!
Es vergeht keine Minute, dann legt sich Taps auf den Rücken. Damit, dass sie ihre Kehle freigibt, ist das Kräftemessen für den Augenblick entschieden. Ich streichele unsere Mopsdame und ermuntere Lena, es mir gleich zu tun.
„Du siehst, wie die Spielregeln sind,“ sage ich zu meinem Schatz. „Ein Kampf mit Bisswunden wird unter allen Umständen vermieden. Allenfalls wärest du gekniffen worden. In Zukunft – um was auch immer es geht, ob um ein Spielzeug oder um Nahrung – bist du immer zuerst an der Reihe. Drängelt Tapsy sich vor, knurrst du sie kurz an. Reicht das nicht, weil das was sie will zu verlockend ist, zeigst du ihr die Zähne und knurrst weiter bis sie klein beigibt. Dann behältst du deinen Rang.“
Lena kommt zu mir und reibt ihren Kopf an meinem Oberschenkel. Ich will ich gerade Gelegenheit geben sich zu äußern, als Taps sich dem Ball nähert.
„Schau, Cherie, hol ihn dir sofort wieder! Das darfst du nicht dulden,“ mache ich sie aufmerksam.
Sofort läuft Lena zu Taps und stößt unter Knurren den Ball weg. Taps dreht den Kopf weg und trottet zu ihrer Decke, wo sie sich ablegt und uns aufmerksam beobachtet.
„Jetzt hängt endgültig dein Etikett ‚MEINS‘ am Ball,“ sage ich lächelnd. „Jedenfalls für die nahe Zukunft! Wenn du etwas sagen möchtest, dann tu es ruhig.“
„Das war aufregend, Herr!“ bricht es aus Lena hervor.
„Und das ist noch nicht alles! Geh mit offenen Augen mit Tapsy um, schau wie sie sich benimmt und geh dazwischen, wenn sie etwas haben will, das dir gehört. Überlasse es ihr auch nicht auf Zeit, denn damit gibst du deinen Anspruch auf das Teil auf! Lasse sie allenfalls bei etwas mitspielen, unterbinde aber sofort jeden Eigentumsanspruch. Lasse ihr im Gegenzug aber auch all die Sachen, die ihr gehören!“
„Das will ich,“ sagt Lena voll Überzeugung. „Wie aber sagst du mir, was du von deinem Doggie willst. Dazu sind doch die Kommandos da.“
„Richtig…“ mache ich und schaue Lena erwartungsvoll an.
„Wann bringst du mir die Kommandos bei? Erst nachdem ich die nonverbale Kommunikation beherrsche?“
„Nein, das mache ich parallel. Vor allem, weil ich am Erlernen der nonverbalen Kommunikation wenig Anteil habe. Darin ist Taps die bessere Lehrerin. Wir können gerne mit den grundlegenden Kommandos jetzt gleich beginnen.“
„Ja, gerne.“
„Also dann, Sprechverbot!“
Ich gehe in die Küche und hole ihre heißgeliebten Erdnüsse ins Wohnzimmer. Sie sollen meine Belohnung darstellen. Auch im Training echter Hunde wird heute die ‚Positive Verstärkung‘ angewandt, statt schmerzhafte Strafen für Fehlverhalten. So stärkt der Trainer die Motivation.

*

Nach dem Mittagessen fordert Dieter mich auf, ihm zu folgen. Er öffnet die Terrassentür und geht weiter in den Garten. Dort ist ein Pool in den Boden eingelassen. Dieter sagt HOPP und deutet auf das Wasser. Ich schaue ihn zweifelnd an, aber er lächelt aufmunternd. Also springe ich aus dem Vierfüßlerstand ins Wasser und vergnüge mich eine Weile darin. Dieter setzt sich in der Zwischenzeit an den Rand und schaut mir zu.
Nach einer Weile meint er:
„Im Wasser bewegst du dich nach Menschenart wie ein Frosch. Eine Hündin schwimmt anders. Sie paddelt mit Vorder- und Hinterbeinen nahe am Körper unter Brust und Bauch. Einfach ist dieser Schwimmstil sicher nicht – du hast gegenüber natürlichen Hunden den Vorteil, dass deine Hände dem Wasser eine größere Angriffsfläche bieten als Hundepfoten. Denke daran: Alles was einfach ist, fordert deinen Ehrgeiz nicht heraus! Du kannst - je nachdem - beim Vorziehen die Hand etwas drehen und dem Wasser so die Kante geben, und beim Zurückstoßen die Handfläche nach hinten drücken. Deine Füße machen dabei Bewegungen wie beim Fahrradfahren – oder zieh sie fast bewegungslos hinterher! Schau selbst, was für dich praktikabel ist…“