Die Unterwelt des Achad Dùir Meave 26
Die Frau hilft mir in diese Hufschuhe hinein und sagt dann:
"Wir wollen einmal schauen, wie du damit zurechtkommst, Dina."

Eigentlich ist mein Vorname ja Raylin, aber die federführende Mitarbeiterin von Mister Meave hat mir diesen Rufnamen für meine Rolle als Cow gegeben.

Ich erhebe mich mühsam von dem Stuhl. Nachdem ich stehe, bin ich ein ganzes Stück größer als sonst. Es fühlt sich an, als würde ich auf Stöckelschuhen mit sehr hohen Absätzen gehen. Ich versuche, mein Gewicht auf meine Fersen zu verlagern, wie ich das in solchen Schuhen gewohnt bin. Wenn mich die Frau an meiner Seite nicht gestützt hätte, wäre ich nun unweigerlich gestürzt. Sie schüttelt den Kopf und schärft mir ein, mein Gewicht vorne auf die Zehenballen zu legen.

Ich stehe etwas wackelig neben ihr. Als nächstes steckt sie mir Ohrmarken rechts und links in meine Ohrlöcher. Mein Ohrschmuck hat die Büromitarbeiterin in Verwahrung genommen. Auf den Ohrmarken steht in einem Strichcode meine 'Lebensnummer', wie sie es hier nennen. Er besteht aus den Anfangsbuchstaben meines echten Namens und meinem Geburtstag. Das heißt, der Strichcode sagt folgendes aus: RJ291088. Wozu die Ohrmarken dienen, weiß ich noch nicht. Anscheinend gehören sie zur Ausstattung einer Cow.

Wieder konzentriere ich mich auf meine ungewöhnlichen Schuhe. Meine Zehenballen ruhen äußerlich auf Nachbildungen zweigeteilter Rinderhufe. Gelpolster vermitteln mir einen bequemen Sitz des Fußteiles.

Meine Betrachtungen werden von weiteren Aktivitäten der Frau abgelenkt. Sie legt mir ein Halsband an, an dem sich vorne ein Ring befindet. Im Rücken hat sie einen Gurt eingeschoben, an dem ein breiter Lederlappen mit vielen Schnallen hängt. Nun soll ich meine Hände im Rücken falten. Sie schiebt meine gefalteten Hände in eine Tasche am unteren Ende des Leders, dann beginnt sie das Leder um meine Arme zu legen und die Schnallen zu schließen, wie bei einer Manschette. Sie umrundet mich und schaut mich von allen Seiten an, um dann zu bemerken:

"Perfekt! Damit ist unsere kleine Verwandlung abgeschlossen!"

Nachdem ich meine Arme jetzt nicht mehr bewegen kann, klinkt sie eine Leine in den Ring des Halsbandes und fordert mich auf:

"Komm mit, Dina!"

Sie öffnet eine Tür und ich folge ihr in den Nebenraum. Es ist ein Raum von etwa fünf mal fünf Metern. Dort lässt sie Leine laufen und sagt:

"Geh' auf etwa zwei Meter Abstand und langsam im Kreis um mich herum!"

Anfangs habe ich Probleme, aber je länger ich meine Kreise um die Frau drehe, desto sicherer werde ich in den Klauenschuhen. Die Übung hilft mir sehr, mich an die neue Gangart zu gewöhnen und mein Gleichgewicht immer besser unter Kontrolle zu bekommen. Meine Trainerin ist eine ganz Ruhige. Ich brauche keine sportlichen Leistungen zu zeigen.

Diese Übung dauert ein paar Tage. Trotzdem bin ich danach immer noch nicht perfekt, aber immerhin schwanke ich nicht mehr ständig. In ein paar Tagen dürfte mir das Stehen und Gehen als Cow keine Probleme mehr machen. Schlafen darf ich in der Trainingsphase in einer Box, die einer Pferdebox nicht unähnlich ist.

Trotz der Behandlung durch den Mediziner anfangs im Büro, hält mich immer noch eine verwirrende Mischung an Gefühlen auf Trab. Allen voran die Neugier auf alles, was auf mich zukommt, alles mitmachen zu wollen, was man mir anbietet. Unterschwellig spüre ich leichte Nervosität, Erregung und Scham.

Schließlich erklärt meine Trainerin mir:
"Na, dann! Es wird Zeit, dass du deine Artgenossen kennenlernst, Dina. Ab in den Stall mit dir!"

Bei diesen Worten greift sie nach meiner Armmanschette und bugsiert mich aus dem Raum hinaus. Ich fühle mich einerseits ausgeliefert, aber auch erregt. Was kommt wohl jetzt auf mich zu?

Sie führt mich einen kurzen Gang entlang und öffnet eine andere Tür. Hinter der Tür erkenne ich einen langen Gang, der rechts von einer halbhohen Mauer begrenzt wird. Dort gibt es eine weitere Tür, die sie für mich öffnet. Ich stehe vor einer kurzen Treppe auf das ein Meter tiefere Niveau dahinter.

"Na, dann mal hinein in die gute Stube!" fordert sie mich lächelnd auf.