Der Goldhamster -12
Ich weiß noch, dass verschiedene Firmen unter Zeitdruck ein Medikament gegen die grassierende Pandemie entwickelt haben. Eigentlich dauert die Entwicklung eines wirksamen Medikaments zehn Jahre. Soviel Zeit hat die Politik leider nicht gehabt. Also hat man sich auf die Gentechnik besonnen, und tatsächlich sind die ersten Medikamente schon nach einem Jahr auf dem Markt gewesen.

Wenn nun ein Hamster sich mehr und mehr wie ein Zwerghund verhält, habe ich den Verdacht, dass er mit Hundegenen behandelt worden ist. Welchen Nutzen das aber für die medizinische Forschung hat, will sich mir nicht erschließen. Vor allem, wenn der Hamsterhund nun einem Menschen beißt und dieser danach mehr und mehr Wesensmerkmale eines Hundes zeigt.

Eigentlich ist Vanessa jetzt ein Kandidat für den Schwerbehinderten-Ausweis. Damit hätten wir dann einige Erleichterungen im Alltag. Will ich Vanessa aber den Befragungen der Behörde aussetzen? Was ist, wenn die Presse davon erfährt und sich wie die Schmeißfliegen an Vanessa klebt? Dieser Professor Biller muss mir seine Geldgeber nennen! Dann werde ich versuchen, dort Geld für sie loszueisen...

*

Ich setze mich auf die Couch und lasse Google nach diesem Professor Biller suchen. Nach einiger Zeit finde ich einen Mann dieses Namens in der Universität der benachbarten Großstadt. Er gibt dort Vorlesungen in der Biologie-Fakultät.

Ich schicke ihm eine E-Mail, in der ich ihm berichte, dass wir einen weiblichen Goldhamster aus dem Tierheim 'Pawfektion' am Rande unserer Stadt adoptiert haben, der sich merkwürdig benimmt und dass sich meine Lebenspartnerin, die deren Pflege übernommen hat, ungefähr seit diesem Zeitpunkt ebenfalls merkwürdig benimmt.

Der Professor fragt in der Rück-Mail nach unserer Adresse. Er möchte uns gerne für ein Interview besuchen und sich selbst ein Bild von dem 'merkwürdigen Benehmen' machen. Ich sage zu und gebe ihm unsere Adresse. Anschließend machen wir einen Termin aus, auf den ich nun sehnlichst warte.

Als es dann klingelt und ein etwas verpeilter Mann vor der Tür steht, der sich als Professor Biller vorstellt, bin ich erst einmal gespannt. Ich bitte den Mann herein und biete ihm Kaffee und Gebäck an. Wir setzen uns auf die beiden Sessel gegenüber der Couch, auf der es sich Vanessa gerade bequem gemacht hat. Sie mustert den Besucher misstrauisch.

Nach einer Weile erhebt sie sich und krabbelt von der Couch, um sich dem Professor allmählich zu nähern. Das macht sie wie ein Hund, indem sie dem Professor scheinbar keine Beachtung schenkt, sondern interessiert am Couchtisch und am Wohnzimmerschrank schnüffelt. Schließlich wendet sie sich - immer noch im 'Bear Crawl' - dem Sessel zu, indem der Besucher sitzt. Sie ist nun auf Armlänge an den Professor herangekommen.