Der Goldhamster -18
"Ah," mache ich nun und berichte weiter: "Nachdem ich meine Beschäftigung unterbrochen und mich ihr im Spiel gewidmet habe, lässt sie die Zunge aus dem Mund hängen, hechelt und zieht die Mundwinkel dabei weit auseinander. So, als ob sie grinst."
Der Professor nickt lächelnd und erklärt:
"Ja, ihr Hund 'Nessa' grinst wirklich! Sie freut sich, dass Sie sich mit ihr beschäftigt haben. Das zeigt ihr Ihre Zuneigung und dieses wahrgenommene Gefühl spiegelt sie dann."
Nach einer Pause, in der ich Vanessa gedankenverloren über ihr Haar streiche, kommt mir etwas in den Sinn, das ich beim Jogging draußen in den Feldern beobachtet habe. Hin und wieder treffen wir dabei auf andere Hundeführer mit ihren Tieren. Ich hole Vanessa bei der Annäherung auf meine andere Seite, wie auch der Hundeführer, dem wir begegnen. Meistens geht die Begegnung ohne besondere Vorkommnisse ab.
Aber es gibt auch Situationen, in denen sich Vanessa in das Gras hockt, so dass man sie kaum noch sieht und dann leise knurrt. Ich beschreibe dem Professor die Situation und schaue ihn fragend an. Er antwortet mir:
"Sie zeigt damit eine gewisse Angst. Sie wäre am liebsten abwesend, deshalb versteckt sie sich im hohen Gras. Dann knurrt sie, um dem anderen Hund ein 'Bleib weg'-Signal zu geben. Das macht sie, um einen möglichen Konflikt zu verhindern."
"Aha," mache ich nun.
Der Professor erklärt nach einer Weile:
"Hunde sind eigentlich sehr soziale Wesen. Natürlich kommt es immer wieder vor, dass ein anderer Hund sie ängstigt, oder sie sich von zu vielen Menschen bedrängt fühlt, zum Beispiel..."
"Was machen Hunde dann?" frage ich.
Ich denke, dass mir hündische Verhaltensweisen von Vanessa, die mir der Professor auf diese Frage vorstellt, bestimmt schonmal an Vanessa aufgefallen sind. Herr Biller antwortet mir:
"Wenn sich ein Hund bedrängt fühlt, wendet er den Kopf ab. Das geschieht oft einmal zu der einen Seite, dann zu der anderen. Fühlt er sich stark bedrängt und er hat keine Möglichkeit auf Abstand zu gehen, wird er den ganzen Körper abwenden. Dadurch zeigt er dem Anderen seine Seite oder gar das Hinterteil. Das ist seine nonverbale Aufforderung, ihn in Ruhe zu lassen.
Ist der Hund unsicher, sieht man für einen kurzen Moment die Zunge zwischen den Lippen. Beschäftigt sich der Hund mit etwas anderem, also schnüffelt er oder buddelt er zum Beispiel, dann heißt das, dass er nicht an einer Konfrontation interessiert ist. Sich Kratzen oder Gähnen zeigt dem Gegenüber ebenfalls seine Harmlosigkeit.
Extrem langsame Bewegungen oder gar ein Erstarren zeigt dem anderen auch, dass man selbst keine bösen Absichten hat. Im Bogen auf einen Anderen zulaufen signalisiert ebenso, dass man selbst nur friedliche Absichten hat."
hrpeter am 21. Juli 23
|
Permalink
|
0 Kommentare
|
kommentieren