Geräusche der Nacht -62
Als wir am Abend wieder im Café des Uni-Campus zusammensitzen, nicke ich Bastian anerkennend zu.

"Du könntest ebenfalls Schriftsteller werden, Bastian," sage ich anerkennend zu ihm. "Dein Beitrag ist mindestens genauso gut, wie der von Herrn Beltz!"

Bastian schlägt die Augen nieder und lächelt. Ich nicke ihm zu und erkläre:
"Wenn alle dafür sind, schicke ich Bastians Beitrag auf Herrn Beltz E-Mail-Adresse."

Ich sehe Zustimmung in unserer Runde, also schicke ich Bastians Beitrag an Herrn Beltz.

Ein paar Tage später erhalte ich seine Antwort. Herr Beltz zeigt sich begeistert und fragt, ob er Bastians Version in seinen Roman einarbeiten darf, quasi als Perspektivwechsel. Das würde die Handlung auflockern und die Geschichte spannender machen. Gern würde er Herrn Krüger, also Bastian, in Vor- oder Abspann benennen.

Ich sende ihm unsere Zustimmung und bin gespannt auf die endgültige Fassung seines Romans.

Wochen später trudelt die Endfassung ein, damit wir sie, wie vereinbart, lesen und unser Urteil dazu abgeben. Am Wochenende darauf möchte Herr Beltz uns persönlich treffen. Wir sagen gerne zu.

Als wir bei Cola zusammensitzen und unsere Zustimmung zu seinem Roman noch einmal persönlich abgegeben haben, meint Herr Beltz zu Bastian:

"Wissen Sie, dass Sie ein wahrhaft empathischer Mensch sind? Wie Sie sich in die Psyche des Wolfes aus meiner Geschichte hineinfühlen konnten, einfach fantastisch!"

Bastian will abwinken. Herr Beltz meint:
"Doch, doch! Man müsste Sie glatt in einer Reihe mit Konrad Lorentz und anderen Verhaltensforschern nennen - trotz ihres jungen Alters!"

Nun müssen wir am Tisch lächeln. Ich entgegne:
"Unser junger Freund ist sicher ein Naturtalent!"

Ich glaube nicht, dass es gut wäre, wenn wir den Schriftsteller in Bastians Natur einweihen würden. Also muss das reichen.


---Auf leisen Pfoten---

-März 2021 Gelnhausen, Spessart-
Ich heiße Laura Pauli und lebe in einer Kleinstadt im Spessart. Gelnhausen liegt idyllisch im Tal der Kinzig. Felder und Wiesen wechseln hier mit kleinen Waldinseln ab, wo man wunderbar zur Ruhe finden kann. Ich arbeite in der Buchhaltung einer kleinen Firma, die High Tech-Produkte herstellt. Meine Wohnung ist ein ehemaliges Büro in einem der typischen Altbauten in der Innenstadt. Zwei Zimmer, Küche, Diele, Bad im Erdgeschoß des Hauses.

Da mein Arbeitsalltag mir wenig Abwechslung bietet, bin ich abends öfter in einem Club zu finden. Dafür fahre ich schonmal bis nach Frankfurt hinein. Das ist kein Problem für mich, in einer Stunde bin ich dort. Nachdem ich meinen Wagen in einem Parkhaus abgestellt habe, muss ich nur noch wenige Minuten gehen, um durch laute Musik einen Kontrast zu meinem von Zahlen beherrschten Arbeitsalltag zu finden.

An den Wochenenden fröne ich meinem Hobby, dem Wandern. Dafür muss ich mich nicht ins Auto setzen. Außerhalb von Gelnhausen gibt es viele Wanderwege durch wechselnde Landschaften. Ich verlasse meine Wohnung und gehe los, so wie auch heute. Angetan bin ich mit festen Wanderschuhen, Laufshorts, einem atmungsaktiven Damenhoodie und einer Running-Vest, in der ich Schlüssel, Papiere, Handy und eine Trinkflasche aufbewahre. Wanderstöcke vervollständigen meine Ausrüstung.