Dienstag, 31. Januar 2023
Die Unterwelt des Achad Dùir Meave 65
Nachdem ich verschiedene gedankliche Szenarien durchgespielt habe, entscheide ich mich dafür, in die Hocke zu gehen.

'Die hohen Schäfte der Hufschuhe haben mich beim Gehen kaum gestört, also wird das schon irgendwie klappen,' denke ich mir.

Aus der Hocke lasse ich mich nach hinten fallen. Als ich mit dem Rücken auf der Matratze lande, habe ich das Gefühl, in einer Art Bällebad zu landen. Die Matratze gibt nach und formt sich anschmiegsam um meinen Oberkörper. Ich drehe mich und rutsche höher, bis ich optimal auf der Seite zu liegen komme. Eine Schulter ist tief eingetaucht und das Material der Matratze stützt meine Wange. In der Folge döse ich langsam ein.

Das Quietschen des Boxen-Tores lässt mich wieder wach werden. Phyllis steht neben mir, als ich die Augen öffne.

"Na, du scheinst dich ja schon gut eingelebt zu haben," bemerkt sie lächelnd und fordert mich auf: "Steh auf, die nächste Übungseinheit wartet!"

Ich versuche, in gleicher Weise aufzustehen, wie ich mich hingelegt habe. Also erst einmal auf den Rücken drehen. Das klappt wegen der Arme in der Manschette nicht so gut. Aber ich muss ja irgendwie die Beine neben die Matratze bekommen. Nach ein paar Versuchen habe ich es soweit geschafft, dass ich die Füße neben der Matratze habe und hinausrutsche. Als ich mit dem Hintern auf die hölzerne Umrandung komme, versuche ich mich mit Schwung hinzusetzen. Beim zweiten Mal sitze ich und versuche nun, mit Schwung über meine Fersen hoch und vielleicht sogar in die Senkrechte zu kommen.

Phyllis hat meinen Bemühungen tatenlos zugeschaut. Jetzt hilft sie mir aber doch, aufzustehen. Sie ist beeindruckt und äußert das auch sogleich:

"Das hast du wunderbar gemacht! Mit noch ein wenig Übung und etwas stärkerer Beinmuskulatur kannst du bald ohne Hilfe aufstehen!"

Jetzt führt sie mich wieder in den Trainingsraum zurück und befestigt eine lange Leine am seitlichen Ring der Trense. Zuerst soll ich wieder im Kreis um sie herumgehen, anfangs in gemütlichem Tempo, dann schneller. Später zeigt sie mir die Schrittfolge des Trabens. Auch hier beginnt sie relativ langsam. Dann meint sie endlich:

"So, das reicht für heute! Bleib stehen!"

Am Abend dieses ersten Tages bin ich schweißüberströmt. Es fühlt sich fast so an, als hätte ich bisher noch nie Sport gemacht. Natürlich habe ich auch beim Traben meine Beine anheben müssen. Als sie mich endlich stoppt, bin ich völlig außer Atem. Meine Beinmuskulatur schmerzt, ich bin völlig fertig. In diesem Augenblick wünsche ich mir zum ersten Mal, wieder in meiner Box zu sein.

"Sehr gut, deine Leistungen sind in Ordnung," lobt sie mich und gibt mir mit der flachen Hand einen leichten Klapps auf den Hintern.

Überrascht mache ich einen halben Schritt nach vorne. Sie führt mich aus dem Raum und ich trotte ihr erschöpft hinterher. Mein Atem hat sich beruhigt, aber ich merke jeden weiteren Schritt in meinen müden Beinen.

'Das wird sicher einen bösen Muskelkater geben,' denke ich mir.