Sonntag, 1. Januar 2023
Die Unterwelt des Achad Dùir Meave 55
Am Morgen des Turniertages frühstücken wir früh und Mister Blake ordert eine Rikscha. Danach fahren wir mit dem Aufzug zum Eingangsfoyer hinunter. Wir müssen noch einige Minuten warten, dann gehen wir vor das Haus.

In einer Rikscha-Spur unter dem Überhang des Wohnblocks hält eine Rikscha. Dabei handelt es sich um eine Kutsche mit zwei überdimensionierten Rädern, bestimmt ein Meter im Durchmesser. In der Mitte hat sie eine Deichselstange, an der zwei Männer in Pferdegeschirr befestigt sind.

Ich verharre in der Bewegung und mache große Augen. Mister Blake fordert mich lächelnd auf, mich unter die Sitzbank zu legen. Ich krieche in den freien Raum, ziehe die Beine an und der Kutscher schließt den Raum mit einem Netz. Anschließend setzen sich mein Halter und der Kutscher auf die Sitzbank.

Mister Blake nennt dem Rikschafahrer unser Ziel, woraufhin der Mann mit der Zunge schnalzt und die locker hängenden Zügel ruckartig auf und ab bewegt. Augenblicklich ziehen die Männer im Pferdegeschirr an und die Fahrt geht los. Auf der Straße begegnen uns verschiedene andere Rikschas und Kutschen von einem oder mehreren Männern gezogen, die wie Ponys aufgezäumt und angeschirrt sind.

Die Männer haben sämtlich ausgeprägte Muskeln. Es dauert eine ganze Zeit, mich daran zu gewöhnen, während vor meinen Augen die Pferdeschweife hin und herschaukeln und mich irritieren. Die Schweife sind an ihren Gürteln festgemacht und sie haben entweder einen Irokesen-Haarschnitt oder einen flachen Igelschnitt. Wieder einmal taucht in meinen Gedanken die Frage auf:

'Wo bin ich hier gelandet?'

Die gleiche Frage habe ich mir zu Beginn meines Trainings gestellt. Durch die Fürsorge Mister Blakes ist die Frage so verblasst, dass ich bestimmt schon länger als die anfangs projektierten sechs Monate in der Untergrundstadt bin.

Am Ziel bezahlt mein Halter den Rikschafahrer und hilft mir aus meinem Raum unter der Sitzbank. Er geht auf die Eingangstür zu und ich bleibe an seiner Seite. Im Foyer zeigt er die Tickets vor und die Mitarbeiterin erklärt ihm, auf welche Etage er gehen muss. Dort werden wir von einer weiteren Mitarbeiterin zu unseren Plätzen geleitet. Ich stelle erstaunt fest, dass Mister Blake wohl eine Loge gemietet hat. Er setzt sich auf die Sitzbank, legt auch hier seine Hand neben sich auf die Sitzfläche und sagt zu mir:

"Hopp!"

Ich klettere hoch und schaue zur Arena hinunter. Ich sehe ein großes aufgemaltes Viereck auf der Sandfläche. Es besteht aus zwei Reihen von je drei kleinen Kreisen, die mit einer weißen Linie verbunden sind.

Der Stadionsprecher begrüßt die Zuschauer und verspricht ihnen eine unterhaltsame Sportveranstaltung. Dann sagt er ein Pony nach dem anderen an. Dabei gehen meine Gedanken weit zurück zu den Anfängen, als ich das erste Mal mit Petplay konfrontiert worden bin. Ich habe gelesen, dass Menschen Entspannung dabei finden und eine Auszeit vom Alltag, wenn sie sich in die Rolle eines Pets -Haustieres- begeben. Neugierig habe ich gelesen, dass die meisten Menschen als Rolle eine Katze wählen.

An zweiter Stelle folgt das Pony, an dritter Stelle der Hund. Dann kommt an vierter Stelle die Kuh und mit nur wenigen Prozenten das Schwein. Als ich hierher gekommen bin, hat man mir aufgrund meines Körperbaus den Hund angetragen, worüber ich froh bin.